Grace McLean wurde in Brooklyn, New York, als Tochter von Francis McLean und Ann Stapleton geboren. 1936 heiratete sie den Arzt Stephen Henry Abbate (1904-1936), der noch im gleichen Jahr an einer Lungenentzündung verstarb. Sie schloss ein Medizinstudium ab und spezialisierte sich als Fachärztin für Kinderpsychiatrie. In den 1940er Jahren war sie Direktorin der Child Guidance Clinic in Brooklyn und arbeitete als Psychiaterin im Bureau of Child Guidance der Unterrichtsbehörde der Stadt New York.
1950 wurde Grace McLean Abbate Mitglied und 1962 Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society and Institute (NYPSI). In den 1950er Jahren arbeitete sie als Kinderpsychiaterin in der 1952 von dem Psychologen Carl Fenichel in Brooklyn gegründeten und geleiteten League School für schwer gestörte Kinder. Sie war Mitglied der American Association for Child Psychoanalysis und (seit 1941) der American Orthopsychiatric Association. Außerdem war sie für die Child Study Association, das Jewish Board of Guardians und das Community Mental Health Board in New York City tätig.
Obwohl Grace McLean Abbate wenig publiziert hat, genoss sie hohes Ansehen als Klinikerin wie als Ausbilderin. Ihr 1963 auf dem Jahrestreffen der American Psychoanalytic Association vorgetragenes Panel zur Kinderanalyse in verschiedenen Entwicklungsstadien (Child analysis at different developmental stages) galt damals als Meilenstein in der Diskussion zum Problem der Gegenübertragung in der Technik der Kinderanalyse. (Artikelanfang)
Frances Arkin wurde als Frieda Sarah Arkin in eine jüdische Einwandererfamilie in Boston geboren. Sie war die älteste Tochter des Immobilienmaklers Max Arkin aus Litauen und seiner Frau Fanny J. Feldman aus Rumänien. Frances Arkin studierte Medizin, promovierte an der Tufts Medical School und spezialisierte sich in der Psychiatrie. Sie arbeitete als Psychiaterin für das New York City Bureau of Child Guidance und das Queens County Children's Court. Nach ihrer psychoanalytischen Ausbildung eröffnete sie in der New Yorker Park Avenue eine Privatpraxis.
Frances S. Arkin war eine Anhängerin von Karen Horney und deren kulturalistischen Schule. Sie war Mitglied und Sekretärin der 1941 von Horney, Clara Thompson, Harry Stack Sullivan und anderen gegründeten Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP). 1944 verließ sie gemeinsam mit William Silverberg, Bernard Robbins, Judd Marmor, Harmon Ephron und Isabel Beaumont die AAP, um an der von Stephen Jewett geleiteten psychiatrischen Klinik des New York Medical College erstmalig ein psychoanalytisches Ausbildungsprogramm zu etablieren. Dazu gründeten die ehemaligen AAP-Mitglieder 1947 die Society of Medical Psychoanalysts. Frances Arkin gehörte 24 Jahre lang dem Lehrkörper des New York Medical Colleges an.
Sie schloss sich der 1956 alternativ zur nationalen American Psychoanalytic Association gegründeten American Academy of Psychoanalysis an, deren Präsidentin sie von 1960 bis 1961 war. 1978 zog sie nach Miami, wo sie als Konsiliarärztin für die psychiatrische Facharzt-Ausbildung am Miami Veterans Hospital zuständig war, bis sie 1986 in den Ruhestand ging. Frances Arkin, die in Miami mit ihrer Lebensgefährtin Janine Rolland zusammenlebte, starb im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. (Artikelanfang)
Gertrud Johanna (später Gertrude Joan) Aull wurde in Offenbach geboren als die jüngere Tochter von Heinrich Aull und Helene geb. Hesdörffer. Ihr Vater war von 1929 bis 1933 Bürgermeister in Offenbach, bevor er von den Nazis abgesetzt wurde und sich 1938 das Leben nahm. Ihre Mutter war jüdischer Herkunft und konnte sich durch die Flucht nach China retten. Gertrud Aull begann 1930 ein Jura-Studium in Kiel, ging 1931 nach Berlin, wo sie auf Psychologie umsattelte und von 1934 bis 1935 am Psychologischen Institut des Gestaltpsychologen Wolfgang Köhler studierte. 1933 heiratete sie den Chemiker Heinrich "Heinz" Benjamin (später Henry Benjamin Aull) (1899-1976).
1935 floh Gertrud Benjamin-Aull mit ihrem Mann nach Wien und setzte dort ihr Psychologiestudium fort. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland emigrierte das Paar 1938 mit der neugeborenen Tochter Felice zunächst nach Italien und zwei Jahre später in die USA. Gertrude Aull nahm in New York ihr Psychologiestudium an der New School for Social Research (NSSR) wieder auf, wo sie, betreut von Mary Henle, 1950 ihren MA erhielt und 1954 bei Helen Block Lewis in Gestaltpsychologie promovierte. Ihre Ehe mit Henry B. Aull wurde 1950 geschieden, und Gertrude Aull heiratete später Irving Silberg (1925-2023).
Sie war von 1946 bis 1947 wissenschaftliche Mitarbeiterin von Solomon Asch an der NSSR und unterrichtete von 1947 bis 1950 Psychologie am City College of New York. Von 1950 bis 1958 lehrte Gertrude Joan Aull Psychologie am Wagner College in New York, ab 1956 als außerordentliche und ab 1957 als ordentliche Professorin. 1952 erschien ihre englische Übersetzung von Leopold Szondis Experimental diagnostics of drives.
Während dieser Zeit absolvierte sie ihre psychoanalytische Ausbildung am Lehrinstitut der National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP), die Theodor Reik für nicht-ärztliche "Laienanalytiker" gegründet hatte. Sie wurde Mitglied der NPAP und eröffnete eine Privatpraxis als Psychoanalytikerin, die sie dreißig Jahre lange führte. 1962 wurde sie Ausbildungsleiterin am gemeinnützigen Metropolitan Center for Mental Health und 1971 Senior Associate des Center for Modern Psychoanalytic Studies in New York. (Artikelanfang)
Charlotte Gertrude Babcock wurde in Jackson Center, Ohio, geboren als Tochter des Zahnarztes Lester M. Babcock und Mary Anna geb. Crumb. Sie studierte Medizin an der Pritzker School of Medicine der Universität Chicago und promovierte 1938 (MD). Nach ihrer Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie praktizierte sie ab 1944 als Psychiaterin in Chicago. 1946 begann sie ihre psychoanalytische Ausbildung an dem von Franz Alexander geführten Chicago Institute for Psychoanalysis und war dort von 1949 bis 1953 als Psychoanalytikerin tätig. Anfang der 1950er Jahre heiratete sie Nathaniel C. Lyster (1902-1987).
Ab 1953 lehrte sie Psychiatrie an der Universität Pittsburgh und war Lehranalytikerin am Pittsburgh Psychoanalytic Institute, das sie ab 1961 als Ko-Direktorin leitete. 1961 bis 1962 war sie Fellow am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Stanford, Kalifornien. 1967 wurde sie als Mitglied der American Psychoanalytic Association (APsaA) in das Pollock-Komitee berufen, das Kriterien für die Auswahl von Forschungsabsolventen der APsaA-Institute entwickelte.
Charlotte Babcocks Schwerpunkte waren Sozialarbeit, interkulturelle Fragen und die Integration von Minderheiten. U. a. gehörte sie nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Gruppe von amerikanischen Psychiater:innen, die sich für die Aufhebung der Rassentrennung in der Postgraduiertenausbildung von Psychiatern einsetzten. Von 1947 bis 1950 beteiligte sie sich an einem interdiszipinären Projekt in Chicago zur Erforschung der kulturellen und persönlichen Probleme japanischer Einwanderer und ihrer in den USA geborenen Kinder, der sog. Nisei. Sie führte Analysen mit Nisei durch und wies in einer 1958 (gemeinsam mit William Caudill) veröffentlichten Fallgeschichte ein tiefliegendes Schuldgefühl der Nisei gegenüber ihren Eltern nach. In den 1960er Jahren nahm Babcock an einer psychoanalytischen Langzeitstudie teil, die die Prägung der psychischen Struktur von Schwarzen durch die Kultur der dominierenden weißen Bevölkerung untersuchte. (Artikelanfang)
Gisela (Giza) Schwaetzer-Barinbaum wurde in Strien, Gallizien, geboren als älteste Tochter von Isak und Chana (Anna) Hindler. Ihre Eltern emigrierten um 1900 nach Wien, wo sie mit ihren vier Geschwistern aufwuchs. Sie heiratete den jüdischen Arzt Emil Schwätzer (1895-1938), der auch Dozent an der Wiener Universität war. Ihre beiden Kinder, Thomas (i. e. Max Watts) und Katharina (Kitty) wurden 1928 bzw. 1931 geboren.
Gisela Schwätzer schrieb Artikel für eine linke Zeitung und war in der antifaschistischen Bewegung aktiv, bis sie 1938 mit ihrem Mann vor den Nationalsozialisten nach Frankreich floh. Hier musste die Familie sich jedoch wegen der britischen Visabeschränkungen aufteilen: Gisela Schwätzer emigrierte mit ihrer Tochter in die USA, Emil Schwätzer mit dem Sohn nach England, wo er sich 1938 das Leben nahm, weil er irrtümlich glaubte, sein Visum würde nicht verlängert.
Gisela Schwaetzer erwarb einen Masterabschluss in Sozialarbeit an der Columbia University (1945) sowie einen PhD-Abschluss und absolvierte in den späten 1940er Jahren ihre psychoanalytische Ausbildung bei Theodor Reik in New York. Der Wiener Psychoanalytiker Reik, der kein Arzt war und dem daher die ordentliche Mitgliedschaft in der New York Psychoanalytic Society verweigert wurde, gründete 1948 mit einer Gruppe von Schüler:innen, darunter auch Gisela Barinbaum, die National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP) für Nicht-Mediziner. 1959 gründete Gisela Barinbaum zusammen mit anderen "Laienanalytiker:innen", denen die NPAP nicht freudianisch genug war, die New York Society of Freudian Psychologists, die 1978 in New York Freudian Society umbenannt wurde (heute Contemporary Freudian Society).
Gisela S. Barinbaum war in zweiter Ehe mit dem aus Deutschland emigrierten New Yorker Psychoanalytiker Moses Barinbaum (1886-1960), DPG-Mitglied bis 1935, verheiratet und führte eine psychoanalytische Privatpraxis in der Park Avenue in New York. (Artikelanfang)
Anita I. Bell stammte aus einer russischen Einwandererfamilie, ihr Vater war Apotheker. Wie ihre Eltern liebte sie die Musik und spielte Geige. Sie war mit dem Arzt und Psychoanalytiker Robert Simonds (1907-1992) verheiratet, von dem ihre beiden Söhne Jonathan (*1943) und Charles (*1945) stammen.
Ihre berufliche Karriere begann sie als Lehrerin, studierte dann Medizin und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung. Anita Bell spezialisierte sich als Kinderpsychiaterin und Psychoanalytikerin für Kinder und Jugendliche. 1950 wurde sie Mitglied der New York Psychoanalytic Society and Institute (NYPSI). Sie praktizierte als niedergelassene Psychoanalytikerin in New York und arbeitete als Psychiaterin u. a. in der kinderpsychiatrischen Abteilung des Cornell University Medical Centre und des Lenox Hill Hospital sowie am New York Center for Child Development. Außerdem lehrte sie Psychiatrie an der Georgetown University Medical School in Washington, D.C.
Mitte der 1960er Jahre trat Anita Bell aus der NYPSI aus, beteiligte sich aber weiterhin an Diskussionen in psychoanalytischen Vereinigungen. Als wegweisend gelten ihre Untersuchungen zur Rolle von Hodensack und Hoden (dem inneren männlichen Genital) bei der Entwicklung des männlichen Kastrationskomplexes. Sie stellte die phallozentrische Kastrationstheorie Freuds in Frage, indem sie die (weiblich konnotierten) Hoden als Vorläufer des Phallus bei der Entstehung von Kastrationsangst betrachtete. Bell zufolge lösen unwillkürliche Retraktionen der Hoden, die zudem mit Defäkation in Verbindung gebracht werden, eine prä-phallische Angst vor dem Verlust der Hoden aus, die das psychobiologische Substrat aller späteren phallischen Kastrationsängste bildet. (Artikelanfang)
Die amerikanische Feministin und Psychoanalytikerin Jessica Rachel Benjamin wuchs in den Vereinigten Staaten als Kind jüdischer Einwanderer auf. Nach einem BA an der University of Wisconsin, Madison, studierte sie von 1967 bis 1971 bei Theodor W. Adorno am Frankfurter Institut für Sozialforschung. 1978 promovierte sie an der New York University über Internalization and Instrumental Culture. A Reinterpretation of Psychoanalysis and Social Theory. Zwischen 1980 und 1983 forschte sie über den sozialen Kontext von Mutter-Kind-Interaktionen am Albert Einstein College of Medicine.
Ihre psychoanalytische Ausbildung absolvierte Jessica Benjamin bis 1986 am New York University Postdoctoral Psychology Program in Psychotherapy and Psychoanalysis, wo sie anschließend Mitglied des Lehrkörpers wurde. Sie ist niedergelassene Psychoanalytikerin in New York und lehrt an der New School for Social Research. Außerdem ist sie Mitherausgeberin der Zeitschriften Studies in Gender and Sexuality und Psychoanalytic Dialogues sowie Mitgründerin des Stephen A. Mitchell Center for Relational Studies und der International Association for Relational Psychoanalysis and Psychotherapy. Sie war unter anderem Fellow des New York Institute for the Humanities und von 1986 bis 1996 stellvertretende Direktorin des Institute Seminar on Psychoanalysis and Sexual Difference.
Jessica Benjamin gehört zu den wichtigsten Theoretiker:innen der Relationalen Psychoanalyse, einer Strömung des amerikanischen Intersubjektivismus. Sie versteht ihren Ansatz auch als Gegenentwurf zu den vom französischen Poststrukturalismus inspirierten feministischen Positionen in den USA. Eine intersubjektive Position vertritt sie bereits in ihrem bekannten Buch The Bonds of Love, in dem sie das Zusammenwirken von Liebe und Herrschaft als zweiseitigen Prozess traditionell geschlechtsspezifisch verteilter Machtausübung und Machterduldung beschreibt. Eine Brücke zwischen feministischen und psychoanalytischen Theorien schlagend, betrachtet Benjamin das Konzept der Intersubjektivität als eine Alternative zu Machtstrukturen und Gender-Hierarchien in der klassischen Psychoanalyse. Intersubjektivität heißt bei ihr eine durch wechselseitige Anerkennung bestimmte Beziehung. So entwickelt sie in kritischer Revision der Ödipus-Theorie ein intersubjektives Verständnis des Dritten in der Triangulierung: Nicht erst der ödipale Vater repräsentiert das Dritte, sondern bereits in der Mutter-Kind-Symbiose konstituiert sich durch deren harmonische Aufeinander-Einstimmung eine sog. Gemeinschaft im Dritten als intersubjektives Produkt.
Jessica Benjamin, die zwei Söhne hat, wurde 2001 mit dem Distinguished Scientist Award der Sektion Psychoanalyse der American Psychological Association ausgezeichnet. (Artikelanfang)
Anni Bergman wurde als Anna Emilie Rink in Wien geboren, die Tochter von Ernst Rink, Besitzer einer Bronzefarbenfabrik, und seiner Frau Marta geb. Haas. Die Familie war wohlhabend, aber beide Eltern starben früh, als Anne Rink noch ein Mädchen war.
1939, nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland, emigrierte Anne Rink in die USA nach Los Angeles. Sie studierte Musik an der University of California (BA 1943) und arbeitete als Assistentin der Wiener Psychoanalytikerin Christine Olden, mit der sie sich auch anfreundete. In Los Angeles lernte sie auch den aus Polen stammenden Schriftsteller und Verleger Peter (Mojsche) Bergman[n] kennen und zog mit ihm 1945 nach New York, wo sie heirateten. Aus ihrer Ehe gingen ihre beiden Söhne Kostia und Tobi hervor.
Anni Bergman war mehrere Jahre als Musiklehrerin tätig, bevor sie sich zur Kinderanalytikerin ausbilden ließ. Ihre Lehranalytikerin war Margaret Mahler. Als deren Mitarbeiterin beteiligte sie sich ab 1959 an Untersuchungen über Säuglinge und deren Mütter am New Yorker Masters Children's Center. Ziel war es herauszufinden, auf welche Weise Kinder das Gefühl individueller Einheit entwickeln. Die Ergebnisse wurden 1975 in dem bekannten Buch The Psychological Birth of the Human Infant publiziert. Darin wird Mahlers Loslösungs- und Individuationstheorie vorgestellt und der Entwicklungsprozess von der Mutter-Kind-Symbiose zur Bildung von Selbst- und Objektrepräsentanzen während der ersten drei Lebensjahre beschrieben.
1983 promovierte Anni Bergman in klinischer Psychologie an der City University of New York, wo sie ein von ihr 1978 mitgegründetes Behandlungszentrum für Vorschulkinder mit schweren Bindungsstörungen leitete. Sie wurde Lehr- und Kontrollanalytikerin der New York Freudian Society (NYFS) (heute Contemporary Freudian Society) und des Institute for Psychoanalytic Training and Research (IPTAR). 1997 gründete sie das Anni Bergman Parent-Infant Training Program der NYFS. Außerdem war sie außerordentliche Professorin des New York University Postdoctoral Program in Psychotherapy and Psychoanalysis.
Über ihre Erfahrungen aus drei Jahrzehnten klinischer Forschung und Praxis hat sie in ihrem 1999 gemeinsam mit Maria Fahey veröffentlichten Buch Ours, Yours, Mine [Ich und Du] berichtet. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit zählen die kindliche Entwicklung, die Mutter-Kind-Beziehung und die Behandlung autistischer und psychotischer Kinder.
Anni Bergman starb im Alter von 102 Jahren bei sich zu Hause in Manhattan. (Artikelanfang)
Maria Eva Bergmann wurde in Wien geboren. Ihre aus Ungarn stammende Mutter Margaret "Grete" Fried hatte bei Anna Freud eine psychoanalytische Ausbildung für Kindergärtnerinnen absolviert und führte in den 1930er Jahren in Wien ein privates Kinderheim. Ihr Vater, der jüdische Mathematiker Hans Fried (1893-1945), gehörte dem Wiener Kreis des Logischen Empirismus an. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 emigrierte Maria Eva Vari über die Schweiz nach London und von dort 1940 zusammen mit ihren Eltern in die USA.
Sie studierte Psychologie, Philosophie und Kunstgeschichte (MA 1945) und heiratete 1947 den aus Prag stammenden und in Palästina aufgewachsenen Psychoanalytiker Martin S. Bergmann (1913-2014), von dem ihr Sohn, der Filmemacher Michael Bergmann, stammt. Wie Martin Bergmann erhielt sie ihre psychoanalytische Ausbildung in privaten Studiengruppen bei Paul Federn und Robert Wälder in New York. Als sog. Laienanalytiker, also Nicht-Mediziner, waren beide bei der New York Psychoanalytic Society nur als Gäste zugelassen.
Maria Bergmann machte eine persönliche Analyse bei Gustav Bychowski und eine weitere bei Lillian Malcove. Ihre Supervisor:innen waren Esther Menaker, Marcel Heimen und Marianne Kris. Sie wurde Lehr- und Kontrollanalytikerin des Institute for Psychoanalytic Training and Research (IPTAR) und der New York Freudian Society (NYFS), zu deren Gründungsmitgliedern sie 1959 gehörte. Beide Organisationen bieten eine klassisch-freudianische Ausbildung für Nicht-Mediziner:innen an. Darüber hinaus ist sie Mitglied der American Psychoanalytic Association und der IPA.
Maria V. Bergmann praktizierte als niedergelassene Psychoanalytikerin in New York und verfasste zahlreiche Publikationen, in denen sie sich unter anderem mit Traumatisierung, weiblicher Entwicklung und den psychischen Auswirkungen des Holocaust auseinandersetzte. In ihrem Buch What I Heard in the Silence (2000), der Essenz ihrer klinischen Erfahrung mit Frauen in den davor liegenden zwanzig Jahren, behandelte sie besonders die Dynamik des Mutter-Tochter-Rollentauschs und den kreativen Umgang ihrer Patientinnen mit den Folgen von Traumatisierung. (Artikelanfang)
Viola W. Bernard, eine Pionierin der Sozial- und Gemeindepsychiatrie in den USA, wurde in New York als Tochter des deutsch-jüdischen Geschäftsmanns Jacob Wertheim und seiner zweiten Frau Emma Stern geboren. Sie studierte Medizin und erwarb 1936 an der New Yorker Cornell University Medical School ihren Doktorgrad. Anschließend spezialisierte sie sich als Psychiaterin und absolvierte bis 1942 eine psychoanalytische Ausbildung am New York Psychoanalytic Institute. Ihr Lehranalytiker war Sándor Radó.
Ihren Mann Theos Casimir Bernard (1908-1947), Anthropologe und Anhänger des tibetischen Buddhismus, hatte Viola Wertheim im Clarkstown Country Club kennengelernt, einem Ashram in New York, wo sie Ende der 1920er Jahre Yoga und östliche Philosophie studierte. Die 1934 geschlossene Ehe wurde nach vier Jahren wieder geschieden. Kinder hatte sie keine.
Viola Wertheim Bernard zählte zu den Gründungsmitgliedern des Columbia University Center for Psychoanalytic Training and Research, der Group for the Advancement of Psychiatry und der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. Sie gründete die Columbia's Division of Community and Social Psychiatry, deren Direktorin sie von 1956 bis 1969 war. Von 1961 bis 1972 lehrte sie Psychiatrie am Columbia's College of Physicians and Surgeons. Darüber hinaus übte sie verschiedene Funktionen in der APsaA aus und war 1971/72 Vizepräsidentin der American Psychiatric Association. Zu ihren zahlreichen beruflichen Aktivitäten zählte u. a. die Leitung der Family Development Research Unit und der Vorsitz mehrerer Komitees, so des Committee on Community Psychiatry der APsaA (1968-1978).
Bernards Schwerpunkt bildete die Anwendung psychiatrischen und psychoanalytischen Wissens auf soziale Probleme. Sie betonte den Zusammenhang psychischer Krankheit mit kulturellen und sozioökonomischen Bedingungen und setzte sich dafür ein, dass die Psychoanalyse möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht wird. In ihren über 100 wissenschaftlichen Publikationen behandelte sie sozial- und gemeindepsychiatrische Inhalte und Themen wie Armut, Rassismus und Minderheiten, die Psychodynamik in Familien, Kinderfürsorge, Adoption und die psychosozialen Zusammenhänge von Unfruchtbarkeit.
Ein besonderes Anliegen war ihr die psychische Gesundheit von adoptierten Kindern. Um deren Situation zu verbessern, war sie vierzig Jahre lang als Chief Psychiatric Consultant für die Louise Wise Services, eine New Yorker Adoptionseinrichtung, tätig. (Artikelanfang)
Hedwig „Hedda“ Bolgár wurde in Zürich geboren als das einzige Kind ungarischer Eltern, der Journalistin Elza Stern (i. e. Elza Stephani) und des Historikers und Diplomaten Elek Bolgár. Sie wuchs in Budapest und nach der Niederschlagung der Ungarischen Räterepublik 1919 in Wien auf. 1930 begann sie an der Universität Wien ein Studium der Psychologie bei Charlotte und Karl Bühler und promovierte dort 1934. In Wien hörte sie auch Vorlesungen von Sigmund Freud und lernte Anna Freud kennen. Nach einem Studienaufenthalt bei Jean Piaget in Genf konzipierte sie am Wiener Psychologischen Institut mit Liselotte Fischer den nonverbalen, interkulturellen „Little World Test“.
Der Anschluss Österreichs an das "Deutsche Reich" veranlasste Hedda Bolgar 1938 zur Emigration in die USA, wo sie 1940 den ebenfalls aus Österreich emigrierten Wirtschaftswissenschaftler Herbert G. Bekker (1898-1973) heiratete. Nach einer Postdoktoranden-Stelle am Michael Reese Hospital in Chicago und einem Forschungsprojekt über Alkoholkonsum am Bellevue Hospital in New York kehrte sie 1941 nach Chicago zurück und arbeitete dort u. a. als Chefpsychologin beim Jewish Vocational Service und an der Mental Hygiene Clinic der Veterans Administration. 1948 begann sie ihre Lehrtätigkeit am Psychologie-Department der Universität Chicago, wo sie Franz Alexander kennenlernte. Alexander ermutigte sie zu einer psychoanalytischen Ausbildung, und 1952 wurde sie Kandidatin des von ihm geleiteten Chicago Institute for Psychoanalysis.
1956 holte Alexander sie als Leiterin des Departments für Klinische Psychologie an das Mount Sinai Hospital nach Los Angeles, ab 1961 Cedars-Sinai Medical Center, wo sie das Postdoc-Programm in psychoanalytischer Psychotherapie entwickelte. Mitte der 1960er Jahre war sie am Aufbau der California School of Professional Psychology beteiligt, und 1970 war sie Mitgründerin des Los Angeles Institute and Society for Psychoanalytic Studies (LAISPS). 1974 gründete sie das Wright Institute of Los Angeles (WILA), ein Fortbildungsinstitut für klinische Psychologen mit angegliederter psychotherapeutischer Ambulanz, dessen Direktorin sie ab 1975 war.
Hedda Bolgar lehrte und arbeitete bis in ihr hohes Alter als Psychoanalytikerin und starb im Alter von 103 Jahren in Los Angeles. (Artikelanfang)
Sara Aurelia Levenson wurde in New Jersey geboren. Sie besuchte das Hunter College in New York (BA 1917) und studierte Medizin am Medical College der Cornell University. Anschließend spezialisierte sie sich als Fachärztin für Psychiatrie und war an der Payne Whitney Psychiatric Clinic in New York tätig. Anfang der 1930er Jahre heiratete sie Earl C. Bonnett (1893-1963), der ab 1944 ärztlicher Direktor der Metropolitan Life Insurance Company war. Aus ihrer Ehe gingen drei Töchter hervor: Suzanne, Sara und Diantha.
Nach ihrer psychoanalytischen Ausbildung wurde Sara A. Bonnett Mitglied und Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society and Institute (NYPSI) und der American Psychoanalytic Association (APsaA). Von 1945 bis 1946 war sie Präsidentin der NYPSI. In den 1950er Jahren spielte sie eine wichtige Rolle in psychoanalytischen Ausbildungs- und Lehrplankommissionen. So leitete sie von 1951 bis 1953 den Unterausschuss für die Standards in der Kinderpsychoanalyse, und von 1957 bis 1961 war sie Vorsitzende des Board on Professional Standards der APsaA.
Als ihr Mann 1958 in den Ruhestand ging, verließen sie New York und zogen nach Ridgefield, Connecticut. Sara Bonnett eröffnete hier eine Privatpraxis und wurde Mitglied der Western New England Psychoanalytic Society. (Artikelanfang)
Marie Briehl wurde in der Ukraine als viertes von acht Kindern des jüdischen Intellektuellen Solomon Hurwitz geboren, der 1898 bzw. 1900 mit seiner Familie in die USA auswanderte und sich in New York niederließ. Ihre Mutter Eva Hurwitz war Hebamme. Marie und ihre Schwester Rosetta Hurwitz absolvierten eine Lehrerinnen-Ausbildung am Hunter College und an der Columbia University. Sie besuchten die New School for Social Research, wo in den frühen 1920er Jahren Carl Gustav Jung, Otto Rank und Sándor Ferenczi Vorlesungen hielten.
Marie Hurwitz heiratete 1923 den Architekten und späteren Psychoanalytiker Walter Briehl (1897-1982), der noch vor ihr nach Wien ging, um dort Medizin zu studieren und eine Lehranalyse bei Wilhelm Reich zu absolvieren. Aus ihrer Ehe ging ihr Sohn Robin hervor. Sie selbst kam 1924 zusammen mit ihrer Schwester Rosetta nach Wien. Sie begann eine Analyse bei Paul Schilder und war eine der ersten Amerikaner:innen, die eine kinderanalytische Ausbildung bei Anna Freud machten. Marie Briehl nahm regelmäßig an den Sitzungen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung teil und unterrichtete Englisch an der Burlingham-Rosenfeld-Schule sowie englische und amerikanische Literatur an der Wiener Universität.
1930 kehrte Marie Briehl nach New York zurück, wo sie Mitarbeiterin des Mount Sinai Hospital wurde und Psychotherapien mit Kindern und Jugendlichen durchführte. Ihre unveröffentlichte Fallstudie Observations of a boy from one to three years galt damals als Pionierarbeit. Zu der Zeit zählten sie und Rosetta Hurwitz zu den ersten Kinderanalytiker:innen in den USA. Da beide "Laienanalytikerinnen" waren, also keine medizinische Ausbildung hatten, konnten sie nur als Gäste an den Versammlungen des New York Psychoanalytic Institute teilnehmen, später wurde ihnen auch dieser Status wieder entzogen. Gemeinsam mit Rosetta Hurwitz, Esther Menaker und Caroline Zachry engagierte sie sich für den Aufbau einer Organisation nicht-ärztlicher Kindertherapeuten, was jedoch an inneren Differenzen scheiterte.
1946 zog Marie Briehl mit ihrem Mann nach Los Angeles und wurde Mitglied und Lehranalytikerin des Southern California Psychoanalytic Society and Institute. Sie führte Analysen mit Kindern und Erwachsenen durch und leitete das Child Analysis Committee. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1982 gründete sie die Walter Briehl Human Rights Foundation und organisierte 1984 eine internationale Konferenz.
Marie Briehl starb im Alter von 96 Jahren an Herzversagen. (Artikelanfang)
Louise Brink wurde in Saugerties, New York, als Tochter von Benjamin Myer Brink und Coral Wells Brink geboren. Bis 1898 besuchte sie das Vassar College für Frauen und ging ein Jahr später als Missionarin nach China. Sie absolvierte auch eine Ausbildung zur Krankenpflegerin.
1913 begab sie sich wegen einer religiösen Zwangsneurose zu dem Psychiater Smith Ely Jelliffe in Analyse, der einer der ersten Anhänger Sigmund Freuds in den USA war. Zusammen mit Jelliffe veröffentlichte sie 1914 unter dem Pseudonym "Zenia X" ihre eigene Fallgeschichte in der Psychoanalytic Review. Sie wurde Jelliffes Assistentin und verfasste gemeinsam mit ihm mehrere Aufsätze sowie das Buch Psychoanalysis and the Drama über die psychotherapeutische Wirkung des Theaters.
Da Louise Brink keine Ärztin und somit eine sog. Laienanalytikerin war, widersetzte sich Abraham A. Brill, mehrfacher Präsident der American Psychoanalytic Association (APsaA) und der New York Psychoanalytic Society (NYPS), 1920 ihrer Aufnahme in die NYPS. Er berief sich dabei auf eine leider verlorengegangene ursprüngliche Satzung der APsaA, in der die Mitgliedschaft von Frauen nicht vorgesehen gewesen sei - obwohl bereits 1911 Beatrice Hinkle und nach ihr Josephine A. Jackson und Mary Keyt Isham in die NYPS aufgenommen worden waren.
1924 wurde Louise Brink an der Columbia University New York im Fach Germanic Languages zum Dr. phil. promoviert. Ihre im gleichen Jahr in der Reihe Nervous and Mental Disease veröffentlichte Dissertation über Women Characters in Richard Wagner wurde von Sigmund Freud mit Interesse zur Kenntnis genommen. Wie ihr Lehrer Smith Ely Jelliffe vertrat Louise Brink freudianische Positionen ebenso wie nicht-freudianische bzw. jungianische Ansichten. So entsprach etwa ihr Begriff der Libido eher den Vorstellungen C. G. Jungs. Sie verfasste zahlreiche Rezensionen für die Psychoanalytic Review und übersetzte u. a. Isidor Sadgers Über Nachtwandeln und Mondsucht (Sleep Walking and Moon Walking), Wilhelm Stekels Sadismus und Masochismus (Sadism and Masochism) und Fritz Wittels' zweite Freud-Biografie Freud and his Time ins Amerikanische. (Artikelanfang)
Hilde Bruch kam in Dülken am Niederrhein zur Welt. Sie war das dritte von sieben Kindern des wohlhabenden Viehhändlers Hirsch Bruch und seiner Frau Adele geb. Rath. Ursprünglich wollte sie Mathematikerin oder Modedesignerin werden, wählte dann aber den Arztberuf, der ihr als Mädchen und Jüdin mehr Möglichkeiten bot. Nach einem Studium in Würzburg, Freiburg, München und Köln promovierte sie 1929 zum Dr. med. und spezialisierte sich in Kiel und Leipzig in der Kinderheilkunde. Ab 1932 war sie als niedergelassene Kinderärztin in Ratingen tätig, bis Hitlers Machtübernahme sie ein Jahr später zur Flucht nach England zwang. Von dort emigrierte sie 1934 in die USA, wo die Columbia-Universität in New York ihre Hauptwirkungsstätte wurde.
Von 1941 bis 1943 spezialisierte sich Hilde Bruch am Johns Hopkins Hospital in Baltimore in der Kinderpsychiatrie, zunächst bei Leo Kanner an der Harriet Lane Child Guidance Clinic und ab 1942 an der Henry Phipps Psychiatric Clinic. Gleichzeitig absolvierte sie eine psychoanalytische Ausbildung am Washington Baltimore Psychoanalytic Institute, wo sie Harry Stack Sullivan und Frieda Fromm-Reichmann kennenlernte, bei der sie ihre Lehranalyse machte. Als Fromm-Reichmann, mit der sie auch eng befreundet war, 1957 starb, setzte sie ihre Analyse bei Lawrence S. Kubie fort.
1943 kehrte Hilde Bruch nach New York zurück und eröffnete eine psychiatrische Privatpraxis. Im gleichen Jahr wurde sie Associate Professor und 1959 Clinical Professor of Psychiatry an der Columbia University. Von 1954 bis 1956 leitete sie den Children's Service am New York State Psychiatric Institute, wo sie anschließend bis 1964 als Psychotherapeutic Supervisor tätig war. 1964 erhielt sie eine Professur für Psychiatrie am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, und lehrte dort bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1978.
Hilde Bruchs Interesse galt besonders den schweren Essstörungen. Mitte der 1930er Jahre begann sie über die Ursachen der Fettleibigkeit bei Kindern zu forschen und zeigte, dass deren Übergewicht mit komplexen psychologischen Problemen in der Familie zusammenhängt. Ihr therapeutischer Ansatz beruhte auf der von Harry Stack Sullivan begründeten interpersonalen Psychiatrie, welche die Aufmerksamkeit auf das zwischenmenschliche, vor allem familiäre Spannungsfeld richtet.
Seit den 1970er Jahren galt Hilde Bruch als eine Fachautorität auf dem Gebiet der Magersucht (Anorexia nervosa). In ihrem bekanntesten Buch The Golden Cage beschrieb sie das Krankheitsbild der Anorexie und die familiären Hintergründe von 70 magersüchtigen Patienten. Hauptmerkmale der Magersucht sind Störungen im Körperbild, Fehldeutungen innerer und äußerer Reize und ein lähmendes Gefühl des Unvermögens, aus dem der Wunsch nach Kontrolle über den Körper resultiert. Neben dem Schlankheitswahn tragen ehrgeizige, erfolgsorientierte Eltern zu der Essstörung bei. Die Therapie muss nach Bruch am gestörten Selbstbild ansetzen und die eigenen Wünsche der Patientin herausfinden.
Hilde Bruch, die seit 1972 an der Parkinsonschen Krankheit litt, blieb unverheiratet und hatte keine Kinder. Nach dem Krieg adoptierte sie ihren Neffen Herbert, dessen Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen war. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen und veröffentlichte neben ihren Büchern über 250 Artikel in Fachzeitschriften. (Artikelanfang)
Thea Sarah Bry kam in Berlin als einzige Tochter des wohlhabenden jüdischen Pelzhändlers Louis Hackelberg und seiner Frau Martha geb. Silberberg zur Welt. Sie begann 1931 ein Medizinstudium in Berlin, wo sie ihren zukünftigen Ehemann kennenlernte, den Jurastudenten und späteren Wirtschaftswissenschaftler Gerhard Bry (1911-1996). 1932 war sie einige Monate bei Carl Müller-Braunschweig in Analyse, die sie jedoch abbrechen musste, da Gerhard Bry Mitglied der Widerstandsgruppe "Neu Beginnen" war, deren konspirative Anforderungen mit den Regeln der freien Assoziation in der Analyse unvereinbar waren. Noch im gleichen Jahr reiste sie nach Palästina, arbeitete dort unter anderem in einem Kibbuz und kehrte 1934 nach einer "Passport Marriage" mit dem Briten John Henkin als britische Staatsbürgerin nach Berlin zurück.
Sie nahm ihr Studium wieder auf, wechselte aber von der Medizin zur Psychologie. 1935 floh sie mit Gerhard Bry nach Großbritannien, wo sie ein Zertifikat an dem von Charlotte Bühler eingerichteten Kinderpsychologischen Institut erwarb und 1936 ihr Psychologiestudium an der Londoner Universität abschloss. Von 1935 bis 1938 absolvierte sie Praktika in Londoner Erziehungsberatungsstellen und setzte gleichzeitig ihre psychoanalytische Ausbildung fort. 1935 begann sie eine Analyse bei Kate Friedländer, die in eine Lehranalyse umgewandelt und 1938 beendet wurde.
1938/1939 emigrierte sie mit Gerhard Bry über Kuba in die USA. Sie heirateten 1938 in Havanna, aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor: Peter (*1940) und Ava (*1943), die später selbst Psychoanalytikerin wurde. Thea Bry beendete in New York ihre psychoanalytische Ausbildung bei Edith Jacobson und praktizierte zunächst in New York und ab 1944 in Newark, New Jersey, als niedergelassene Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt Kinderanalyse. Sie lehrte an der Fairleigh Dickinson University und verschiedenen Institutionen zur Ausbildung von Gruppentherapeut:innen wie der New Jersey Academy for the Training of Group Psychotherapists. Außerdem war sie für diverse kommunale Einrichtungen tätig, unter anderem als leitende Psychologin im Vorschulprogramm der Gemeinde Newark. Ende der 1950er war sie einige Jahre Redaktionsmitglied des International Journal of Group Psychotherapy.
Thea Bry war Mitglied der New Jersey Association for Infant Mental Health und Mitgründerin des Institute for Infant and Preschool Mental Health des Youth Consultation Service (YCS), der seit 2002 den Thea Bry Award für herausragendes Engagement für die Belange von Familien und Kindern verleiht. Als Mitglied und Präsidentin (1959/1960) der New Jersey Group Psychotherapy Association setzte sie sich besonders mit der Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie auseinander, die auch im Fokus ihrer Veröffentlichungen stand.
Thea Bry starb im Alter von 89 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Nancy Julia Chodorow ist eine der führenden Theoretikerinnen der feministischen Psychoanalyse in den USA. Sie kam in New York als Tochter des Physikprofessors Marvin Chodorow und der Sozialarbeiterin Leah Ruth Turitz zur Welt. Bis 1966 besuchte sie das Radcliffe College, anschließend studierte sie Soziologie an der Brandeis University und promovierte dort 1975 über Family Structure and Feminine Personality. The Reproduction of Mothering. 1973/74 unterrichtete sie Women's Studies am Wellesley College für Frauen in Massachusetts, und von 1974 bis 1986 war sie Assistant Professor für Soziologie an der University of California in Santa Cruz. 1977 heiratete sie Michael Reich, Professor der Volkswirtschaft an der Berkeley-Universität, mit dem sie zwei Kinder, Rachel und Gabriel, hat.
Nachdem Nancy Chodorow an einem Seminar für Sozialwissenschaftler am Boston Psychoanalytic Institute teilgenommen hatte, begann sie Mitte der 1980er Jahre eine psychoanalytische Ausbildung am San Francisco Psychoanalytic Institute. Seit 1986 ist sie als niedergelassene Psychoanalytikerin tätig. Gleichzeitig war sie von 1986 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2005 Professorin für Soziologie an der University of California in Berkeley.
Nancy Chodorows Arbeiten zeichnen sich aus durch eine Verbindung soziologischer Erkenntnisse mit psychoanalytischer Theorie, insbesondere der Objektbeziehungstheorie, die sie aus feministischer Perspektive ergänzt. In ihrem bekanntesten Buch The Reproduction of Mothering zeigt sie, dass sich Mütterlichkeit in einer Gesellschaft, in der primär Frauen für die Kinderpflege verantwortlich sind, durch unterschiedliche Objektbeziehungs-Erfahrungen von Frauen und Männern reproduziert. So ist die Mutter-Tochter-Beziehung von geschlechtlicher Ähnlichkeit geprägt, es kommt nicht zum Bruch und zur Abgrenzung wie beim Sohn, sondern die Tochter bleibt ein Leben lang mit ihrer Mutter identifiziert. Sie erlebt sich als ein "Selbst in Beziehung" mit den entsprechenden Beziehungswünschen und -fähigkeiten, während Jungen nach dem Ödipuskomplex ein vom anderen geschiedenes Selbst entwickeln. Eine solche Reproduktion geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung ließe sich erst mit einer Gleichverteilung der Elternschaft durchbrechen. (Artikelanfang)
Ethel Goldwater Clevans wurde als Ethel Lillian Libson in Brooklyn, NYC, geboren, die Tochter des Lampenherstellers Isaac Libson und seiner Frau Sarah. Nach ihrem Studium an der Cornell University und am Bank Street College of Education unterrichtete sie in der City and Country School in New York. Sie war in erster Ehe mit dem Buchantiquar Walter Goldwater (1907-1985) verheiratet, aus dieser Verbindung gingen Linda G. Gochfeld und Eugene Goldwater hervor, die beide ebenfalls Psychoanalytiker wurden. Ethel und Walter Goldwater sympathisierten mit dem Kommunismus und reisten 1931 nach Moskau, um sich am Aufbau der Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR zu beteiligen. Desillusioniert vom Stalinismus, kehrten sie 1932 in die USA zurück. Ethel Goldwater zählte in den 1940er Jahren zu den Autor:innen der linksintellektuellen Zeitschrift Politics, wo sie neben feministischen Artikeln auch Schriften von Wilhelm Reich rezensierte.
Ende der 1940er Jahre absolvierte Ethel Goldwater eine Ausbildung bei der National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP), die Theodor Reik 1948 für nicht-ärztliche Psychoanalytiker gegründet hatte. Ihre Lehranalytiker waren Otto Spranger und Hyman Spotnitz. 1950 begann sie als Psychoanalytikerin zu praktizieren und war von 1964 bis 1967 Präsidentin des NPAP-Lehrinstituts. 1954 heiratete sie ihren Kollegen Mark E. Clevans (1892-1975) - in seinem früheren Leben als Anarchosyndikalist Mark Mrachnyi bekannt. Beide gehörten 1971 zu den Gründungsmitgliedern des Center for Modern Psychoanalytic Studies (CMPS). Senior Associates des CMPS waren u. a. Lia Knöpfmacher und Gertrude Aull. 1972 war Ethel Clevans Mitgründerin der National Association for the Advancement of Psychoanalysis (NAAP), und 1973 gründete sie mit Phyllis Meadow das Boston Center for Modern Psychoanalytic Studies, ab 1994 Boston Graduate School of Psychoanalysis.
Ethel Goldwater Clevans war viele Jahre als Lehranalytikerin tätig und amtierte bis zu ihrem Tod als Präsidentin der NAAP. Sie spielte eine wichtige Rolle in der von Hyman Spotnitz begründeten Schule der "Modern Psychoanalysis", die Freudsche Konzepte für die Behandlung von Patient:innen mit präödipalen Störungen wie Borderline- und narzisstische Erkrankungen und Psychosen weiterentwickelt hat. Im Zentrum stehen dabei narzisstische Übertragungen statt Objektübertragungen. Oft zitiert wird Ethel Clevans' Überzeugung, dass es keinen Unterschied zwischen der Gegenübertragung des Analytikers und der Übertragung des Patienten gibt. Ihr Interesse galt besonders psychoanalytisch orientiertem Unterricht und der Bedeutung von emotionalem Lernen. (Artikelanfang)
Florence Clothier war die Tochter von Walter Clothier und Edith geb. Ball. Nach ihrem Bachelorabschluss 1926 am Vassar College studierte sie an der Johns Hopkins Medical School in Baltimore, wo sie 1930 promovierte. Ihre Facharztausbildung absolvierte sie am Philadelphia General Hospital. Von 1932 bis 1957 arbeitete sie als Psychiaterin - in der Nachfolge von Julia Deming - im New England Home for Little Wanderers, einem Heim für psychisch gestörte Kinder in Boston. Unter anderem unterrichtete sie auch einige Jahre an der Harvard Medical School und war Kinderpsychiaterin am Boston Children's Memorial Hospital. Von 1957 bis 1969 war Florence Clothier im Leitungsgremium des Vassar College in Poughkeepsie tätig. Danach arbeitete sie bis 1978 als Psychiaterin in Fall River, Massachusetts. Sie war eine Verfechterin der Geburtenkontrolle und in den 1940er und 1950er Jahren Direktorin bzw. Präsidentin der Planned Parenthood League of Massachusetts. Als Mitglied der Society for the Right to Die und des Euthanasia Educational Council setzte sie sich für die aktive Sterbehilfe ein.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt Florence Clothier in den 1930er Jahren am Boston Psychoanalytic Institute. Sie war Mitglied der Boston Psychoanalytic Society und eine einflussreiche freudianische Pionierin auf dem Gebiet der Adoption. Bereits in den 1940er Jahren setzte sie sich mit der Thematik von Bindung und Verlust auseinander und mit der Traumatisierung des adoptierten Kindes durch die Trennung von seiner leiblichen Mutter. Diesem fehle, so Clothier, die fundamentale Sicherheit, die jedes Individuum aus der frühen Mutter-Kind-Beziehung und der Identifikation mit seinen biologischen Vorfahren beziehe. Auf Kritik stieß sie allerdings mit ihrer Charakterisierung unehelicher Mütter als unreif, geistesschwach und neurotisch.
Florence Clothier war mit dem Anatomieprofessor George Bernays Wislocki (1892-1956) verheiratet und hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Sie starb im Alter von 83 Jahren an einem Schlaganfall. (Artikelanfang)
Hanna Colm wurde in Lauenburg in eine evangelische Pastorenfamilie geboren als Tochter von John Johannes Nicolassen und Julie Bertha Agnes geb. Hermes. Sie studierte Psychologie, Philosophie, Physiologie und Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und promovierte dort 1923 zum Dr. Phil. 1922 heiratete Hanna Nicolassen den aus einer jüdischen Familie stammenden Finanzwissenschaftler Gerhard Colm (1897-1968). Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor.
Hanna Colm unterrichtete bis 1927 Erziehungsberatung an der Alice Salomon-Schule und dem Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin und danach bis 1933 an der Volkshochschule in Kiel, wo sie außerdem Leiterin der städtischen Erziehungsberatungsstelle war. Nach Hitlers Machtergreifung verlor Gerhard Colm seine Stellung am Kieler Institut für Weltwirtschaft, und die Familie Colm emigrierte 1933 nach New York.
1940 wechselte Gerhard Colm von der New School of Social Research in New York an das Finanzreferat im Weißen Haus in Washington, D.C. Hanna Colm arbeitete in Washington als Klinische Psychologin an verschiedenen Kinderkliniken und als beratende Psychologin in Erziehungsberatungsstellen und Schulen. Außerdem war sie als Dozentin und Supervisorin in der Fortbildung tätig, u. a. an der American University in Washington. Sie war Mitglied der von Theodor Reik gegründeten National Psychological Association for Psychoanalysis und gehörte zu den Mitarbeiter:innen Harry Stack Sullivans an der Washington School of Psychiatry, wo sie 1948 das Zertifikat „Applied Psychiatry for Psychologists” erhielt. Seit 1946 praktizierte sie in Washington als niedergelassene Kinderanalytikerin.
Hanna Colm entwickelte auf der Grundlage der interpersonalen Psychiatrie von Harry Stack Sullivan und der Existenzphilosophie Paul Tillichs ihre eigene existenzialistische Psychotherapie. Es ging ihr darum, die Gegenübertragung in der Analyse nicht zu reduzieren, sondern vielmehr als Mittel einer existenziellen "Wir"-Erfahrung in einer therapeutischen Begegnung (Encounter) zu nutzen, in der sich beide Seiten als ganze Person einbringen. Somit gilt sie als eine frühe Vertreterin der humanistischen Psychologie. (Artikelanfang).
Eleanor Blackstone Crissey wurde in Jamestown, New York, geboren als Tochter von Harlow Jacob Crissey und Jessie Lucretia Blackstone. Ihr Vater war Bankier und bis 1917 Präsident der Citizens' Trust Company von Fredonia, New York. Eleanor Crissey erwarb 1928 ihren Masterabschluss (MSS) am Smith College und studierte dann Medizin in Österreich, wo sie 1938 an der Universität Wien promovierte. Im gleichen Jahr kehrte sie in die USA zurück, um ihre Postgraduierten-Ausbildung am Bellevue Psychiatric Hospital und an der Payne Whitney Psychiatric Clinic der Cornell Medical School zu absolvieren.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt Eleanor Crissey bei der 1941 von Karen Horney zusammen mit Clara Thompson und anderen gegründeten Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP), ihre Lehranalytikerin war Muriel Ivimey. Als Mitglied der AAP und Lehranalytikerin am American Institute for Psychoanalysis vertrat Eleanor Crissey Karen Horneys neofreudianische bzw. kulturalistische Schule, die den "Triebbiologismus" Sigmund Freuds verwirft und den Einfluss von Gesellschaft und Kultur auf die Entwicklung der Persönlichkeit hervorhebt. 1950 gehörte sie zu einer Gruppe von Analytiker:innen der AAP, die damit begannen, Horneys Ansatz auf die Gruppenanalyse zu übertragen.
Eleanor Crissey war Psychiaterin am New York State Prison and Reformatory for Women in Bedford Hills, wo später Wanda Willig ihre Nachfolge antrat. Sie praktizierte als niedergelassene Psychoanalytikerin in New York und gehörte der Redaktion des The American Journal of Psychoanalysis an. Außerdem arbeitete sie in der psychiatrischen Ambulanz des New York Hospital und lehrte Psychiatrie an der Cornell Medical School.
Sie war mit Laurent Christiansen (1899-?) verheiratet, die Ehe wurde wieder geschieden. (Artikelanfang)
Die Psychiaterin und Psychoanalytikerin Leolia Agnes Dalrymple wurde in Toronto geboren, als Tochter von Alexander und Martha E. Dalrymple. Ihr Vater war ein aus Schottland stammender Kaufmann, der nach Kanada ausgewandert war. Sie studierte an der Toronto School of Medicine und promovierte dort 1925. Von 1924 bis 1925 absolvierte sie ihre psychiatrische Facharztausbildung bei Harry Stack Sullivan am Sheppard and Enoch Pratt Hospital in Baltimore. 1925 ging sie nach England, um ihre Ausbildung an der Londoner Tavistock Clinic fortzusetzen. Anschließend leitete sie in Providence den Women's Service am Butler Hospital und lehrte Psychiatrie am Pembroke Frauen-College der Brown University.
Mit einer Analyse bei dem Rank-Schüler Martin Peck begann sie 1928 ihre psychoanalytische Ausbildung in Boston und setzte sie von 1930 bis 1931 am Berliner Psychoanalytischen Institut bei Franz Alexander fort. Zurück in Boston gründete Leolia Dalrymple gemeinsam mit Ives Hendrick, M. Ralph Kaufman und John Murray das Freud Seminar, aus dem 1933 die Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI) hervorging. Leolia Dalrymple eröffnete Mitte der 1930er Jahre eine psychoanalytische Praxis in Boston und war von 1940 an bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1969 als Lehranalytikerin am BPSI tätig. Ihr Schwerpunkt war die Kinderanalyse. Von 1941 bis 1945 arbeitete sie außerdem als Fachärztin für Psychiatrie am Beth Israel Hospital in Boston.
Leolia Dalrymple lebte zuletzt in Rockport, Massachusetts, wo sie im Alter von 95 Jahren starb. (Artikelanfang)
Lydia M. Gibson Dawes wurde in Buffalo, New York, geboren und besuchte bis 1918 das William Smith College in Geneva, New York. Sie studierte Medizin an der Yale Medical School in New Haven und promovierte dort 1929. 1930 heiratete sie ihren Kommilitonen Daniel C. Dawes (1897?-1970), und beide gingen beide zwei Jahre später nach Wien, um die Psychoanalyse in ihrem Ursprungsland kennenzulernen. Während Daniel Dawes sich von Helene Deutsch analysieren ließ, machte Lydia Gibson Dawes eine Analyse bei Anna Freud, supervidiert von Jenny Wälder. Während dieser Zeit arbeitete sie im Wiener Allgemeinen Krankenhaus sowie in der von Erwin Lazar gegründeten heilpädagogischen Station der Wiener Kinderklinik.
Zurück in den Vereinigten Staaten absolvierte sie von 1936 bis 1940 eine psychoanalytische Ausbildung bei der Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI), wo sie bis 1972 als Lehranalytikerin und Supervisorin tätig war. In den 1940er und 1950er Jahren spielte Lydia Gibson Dawes eine wichtige Rolle beim Aufbau der psychoanalytischen Ausbildung in Boston. 1940 eröffnete sie eine kinderpsychiatrische Station am Bostoner Children's Hospital, wo sie als damals erste Kinderanalytikerin und Kinderpsychiaterin mehrere Jahrzehnte wirkte, ab 1968 als Senior-Psychiaterin. Außerdem arbeitete sie seit Ende der 1930er Jahre für das Massachusetts General Hospital, das Beth Israel Deaconess Hospital Center und das Judge Baker Children's Center. Sie lehrte ab 1960 an der Harvard Medical School und war Gastdozentin an der Smith College School of Social Work und am Massachusetts Institute of Technology.
Lydia Dawes arbeitete mit Erich Lindemann und Gerald Caplan zusammen am Wellesley-Projekt, das 1948 ins Leben gerufen wurde und der Etablierung der ersten kommunalen Zentren zur psychotherapeutischen Krisenintervention diente. (Artikelanfang)
Susan Déri wurde in Budapest als Zsuzsanna Kőrösy geboren, die jüngste Tochter von Blanka Holitscher und Kornél Kőrösy. Ihr Vater war Arzt und Professor für Physiologie und Genetik an der Universität Budapest und ein führendes Mitglied der ungarischen zionistischen Bewegung. Zsuzsa Kőrösy studierte an der Hochschule für Heilpädagogik in Budapest und gehörte zu den Mitarbeiter:innen von Leopold Szondi, des Begründers der Schicksalsanalyse, die mit ihm zusammen in den 1930er Jahren den projektiven Szondi-Test entwickelten. Sie promovierte an der Universität Budapest in Medizinischer Psychologie und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung am Budapester Psychoanalytischen Institut bei Imre Hermann und Michael Balint. Sie praktizierte als Psychoanalytikerin in Budapest, bevor sie 1941 Ungarn verließ und zusammen mit ihrem Mann, dem ungarischen Cellisten Otto Déri (1911-1969), in die USA emigrierte. Ihre beiden Söhne Peter (*1944) und John Deri (*1950) wurden in den USA geboren.
Susan K. Deri studierte Psychologie bei Kurt Lewin an der University of Iowa und erwarb dort 1943 den MA mit einer Arbeit über die psychologischen Auswirkungen der Elektroschockbehandlung. Mit ihrer 1949 veröffentlichten ersten englischsprachigen Einführung in den Szondi-Test machte sie diesen in den USA bekannt. Sie praktizierte als Psychoanalytikerin in New York, war Mitglied und Lehranalytikerin der National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP) und lehrte am Institute for Psychoanalytic Training and Research (IPTAR), an der New School for Social Research und am City College of New York.
Deris Interesse galt besonders der Symbolbildung, wobei sie den philosophischen Symbolbegriff auf die Psychoanalyse übertrug. Sie sah in der Symbolbildung den gemeinsamen Nenner aller geistigen Aktivitäten, gesunder wie pathologischer, und betonte die Rolle des individuellen Symbols als Vermittler zwischen den inneren Repräsentationen und der Wahrnehmung der äußeren Welt. Ausgehend von Donald W. Winnicotts Ausführungen über die Entstehung kreativer Symbolbildungen im Zwischenbereich der Übergangsphänomene, beschrieb Deri positive Erfahrungen mit Übergangsobjekten in der frühen Mutter-Kind-Beziehung als Voraussetzung gesunder Symbolbildung.
Susan Deri starb in New York im Alter von 68 Jahren an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Die amerikanische Feministin und Psychoanalytikerin Muriel Vera Dimen wurde als Tochter von Alfred and Dora Dimen in der New Yorker Bronx geboren und wuchs auf Long Island auf. Nach dem Besuch des Vassar und des Barnard College studierte sie Anthropologie und promovierte 1970 an der Columbia Universität in New York. Sie lehrte mehrere Jahre am Lehman College (City University New York), bevor sie Psychoanalytikerin wurde. 1968 begann sie eine persönliche Analyse und ließ sich dann am New York University Postdoctoral Program in Psychoanalysis and Psychotherapy zur Psychoanalytikerin ausbilden. Anschließend eröffnete sie eine psychoanalytische Privatpraxis in New York.
Muriel Dimen war - wie Jessica Benjamin - eine Vertreterin der Relationalen Psychoanalyse, einer Strömung des amerikanischen Intersubjektivismus, und Gründungsmitglied der International Association in Relational Psychoanalysis and Psychotherapy (IARPP). Sie war außerordentliche klinische Professorin für Psychologie im Postdoctoral Program in Psychoanalysis and Psychotherapy der New Yorker Universität, Fellow des New York Institute for the Humanities und lehrte an zahlreichen psychoanalytischen und universitären Instituten im In- und Ausland. Außerdem war sie Herausgeberin der interdisziplinären Zeitschrift Studies in Gender and Sexuality und Mitherausgeberin von Psychoanalytic Dialogues.
Muriel Dimen interessierte sich besonders für das Problem der Geschlechtsidentität und Fragen von Sexualität und Begehren. Sie bevorzugte die postmoderne Methode der "heteroglossia" und ersetzte das dualistische durch ein paradoxes Sowohl-als-auch-Denken - ein Perspektivwechsel, der ihrer Meinung nach durch die relationale Psychoanalyse begünstigt wird. Zur Aufhebung der Spaltung durch den Geschlechterdualismus entwarf sie, in Anlehnung an Donald W. Winnicotts Übergangsobjekt, einen Übergangsraum zwischen Männlich und Weiblich, Aktiv und Passiv, Subjekt und Objekt usw. Neben einer Kerngeschlechtlichkeit entsteht so ein multigeschlechtliches Selbst, das die Beweglichkeit der Identifizierungen ermöglicht.
Muriel Dimen starb im Alter von 73 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Lucile Dooley wurde in Stanford, Kentucky, als jüngste Tochter von Tom und Dora Dooley geboren. Sie hatte zwei Schwestern und vier Brüder. Ihr Vater war Lokführer und gelangte durch Baumwollaktien zu Wohlstand. Als Lucile drei Jahre alt war, zog ihre Familie nach Knoxville, Tennessee.
Nach ihrem College-Abschluss im Jahr 1905 war Lucile Dooley drei Jahre lang als Lehrerin an Missionsschulen in den Südstaaten tätig. Dann machte sie eine Ausbildung an der Bible Teacher's Training School in New York. In diese Zeit fiel ihr Besuch der Vorlesungen, die Sigmund Freud 1909 an der Clark University hielt. Nach einer kurzen Tätigkeit als Missionarin der Presbyterian Church in Japan studierte sie ab 1913 Psychologie an der University of Tennessee und machte gleichzeitig von 1913 bis 1915 eine Analyse bei L. Pierce Clark. 1916 promovierte sie an der Clark University mit ihrer Arbeit Psychoanalysis of Charlotte Brontë, as a type of the women of genius.
Noch im gleichen Jahr erhielt sie eine Stelle als Psychotherapeutin an dem von William Alanson White geleiteten St. Elizabeth's Hospital in Washington und begann dort eine psychoanalytische Ausbildung. Während ihrer neunjährigen Tätigkeit am St. Elizabeth's behandelte Lucile Dooley manisch-depressive Patienten und veröffentlichte einige Aufsätze darüber. Sie wurde Mitglied der Washington Psychoanalytic Society, wo sie bald eine führende Rolle spielte, und war seit 1926 Mitglied der APsaA.
Um als Psychiaterin arbeiten zu können, studierte sie von 1917 bis 1922 Medizin an der Johns Hopkins Medical School. 1923/1924 absolvierte sie eine weitere Analyse bei Nolan D. C. Lewis und eröffnete anschließend eine Privatpraxis in Washington. 1930 gehörte sie zu den vierzehn Gründungsmitgliedern der Washington-Baltimore Psychoanalytic Society.
1931/1932 verbrachte Lucile Dooley ein Studienjahr in Wien. Sie besuchte Kurse der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und machte eine dritte Analyse bei der amerikanischen Freud-Analysandin Ruth Mack Brunswick. In Wien lernte sie Lotte Franzos kennen, mit der sie bis zu Franzos' Tod 1954 eine enge Freundschaft verband. Nach ihrer Rückkehr war Lucile Dooley von 1933 bis 1935 Präsidentin der Washington-Baltimore Psychoanalytic Society, 1938 wurde sie für eine weitere Amtszeit gewählt. 1933 gründete sie zusammen mit Harry Stack Sullivan und Ernest Hadley die William Alanson White Psychiatric Foundation. Mitte der 1930er Jahre kam es jedoch zu einem Bruch zwischen ihr und Sullivan, dem sie seine Abkehr von der Psychoanalyse und seine wenig abstinente therapeutische Technik vorwarf.
Lucile Dooley vertrat einen Objektbeziehungs-Ansatz und legte wie Ruth Mack Brunswick die Betonung auf die präödipale Beziehung zur Mutter. In ihrem Aufsatz The genesis of psychological sex differences (1938) kritisierte sie Freuds Phallozentrismus und postulierte die Existenz einer primären Weiblichkeit. Ihrer Meinung nach versucht das Mädchen mit dem Peniswunsch die Liebe der Mutter zu gewinnen. Eine psychoanalytische Pionierarbeit war 1920 Dooleys Studie über Charlotte Brontë, der sie eine Vaterfixierung ("Elektrakomplex") als Quelle ihres künstlerischen Schaffens bescheinigt. Besondere Beachtung fanden ihre Arbeiten über den Humor, der ihr zufolge im Gegensatz zum Witz niemals sadistisch ist und mit einer wohlwollenden Eltern-Instanz im Über-Ich korrespondiert. Humor als Charakterzug deutete sie darüber hinaus als Abwehr gegen den Masochismus.
1958 ging Lucile Dooley in den Ruhestand und zog nach Knoxville. In ihren letzten Lebensjahren wurde sie von unkontrollierten Wutanfällen heimgesucht und musste in einem Pflegeheim untergebracht werden, wo sie zwei Jahre später starb. (Artikelanfang)
Helen Flanders Dunbar war eine bedeutende Pionierin der Psychosomatik in den USA. Sie wurde in Chicago als ältestes von zwei Kindern geboren. Ihr Vater Francis William Dunbar war Physiker und Mathematiker, ihre Mutter Edith Vaughn Flanders Genealogin. Als Kind und Jugendliche litt Helen Flanders Dunbar unter Stoffwechselstörungen, so dass sie nicht größer als ein Meter fünfzig wurde.
Nach Abschluss des Bryn Mawr College im Jahr 1923 studierte sie Philosophie, Theologie und Medizin. 1927 machte sie am Union Theological Seminary ihren Bachelor-Abschluss in Theologie, und 1929 promovierte sie an der Columbia University in Philosophie mit einer Arbeit über Dante: Symbolism in Medieval. Thought and its Consummation in The Divine Comedy. Gleichzeitig studierte sie ab 1926 Medizin an der Medical School der Yale Universität in New Haven und promovierte hier 1930 über The Optic Mechanisms and Cerebellum of the Telescope Fish.
1929/30 bereiste Helen Flanders Dunbar Europa und assistierte bei Felix Deutsch in Wien und am Burghölzli bei C. G. Jung in Zürich. In Wien machte sie eine Analyse bei Helene Deutsch. 1932 heiratete sie den gebürtigen Schweizer Theodore P. Wolfe (1902-1954), der mit Wilhelm Reich zusammenarbeitete. Die Ehe wurde 1939 geschieden, und Flanders Dunbar heiratete ein Jahr später George Henry Soule (1888-1970), Wirtschaftswissenschaftler und Herausgeber des Politikmagazins The New Republic. 1942 kam ihre Tochter Marcia Dunbar-Soule zur Welt.
Flanders Dunbar war von 1930 bis 1942 medizinische Direktorin des Council for Clinical Training of Theological Students und leitete von 1931 bis 1936 das Joint Committee on Religion and Medicine an der New York Academy of Medicine. Seit Anfang der 1930er Jahre lehrte sie am Columbia Medical College und am Columbia University's College of Physicians and Surgeons sowie von 1941 bis 1949 am New York Psychoanalytic Institute.
Von 1931 bis 1949 war sie am Columbia Presbyterian Hospital und an der Vanderbilt Clinic in New York tätig. Als Leiterin des psychosomatischen Forschungsprogramms am Presbyterian Hospital untersuchte sie den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Krankheit. Dazu erhob sie in den 1930er Jahren die Charaktereigenschaften sowie die familiären und sozialen Hintergründe von 1.600 Patienten mit durchschnittlichen Krankheitsbildern. Wie Franz Alexander mit einer psychoanalytischen Charakterologie arbeitend, stellte sie eine Reihe von psychosomatischen Persönlichkeitsprofilen auf, u. a. den Herzinfarkt-Typus und die Unfall-Persönlichkeit. Ihre Veröffentlichungen zu dieser Untersuchung, Psychosomatic Diagnosis (1943) und Mind and Body (1947), gelten als Klassiker auf diesem Gebiet.
1939 gründete Flanders Dunbar die Zeitschrift Journal of Psychosomatic Medicine, deren Herausgeberin sie bis 1947 war, und 1942 rief sie die American Society for Research in Psychosomatic Problems (später American Psychosomatic Society) ins Leben. Außerdem war sie Mitherausgeberin der Reihe Psychosomatic Medicine Monographs und der Zeitschrift Psychoanalytic Quarterly (1939-1940), ab 1950 gehörte sie der Redaktion von Personality. Symposia on Topical Interests an.
Flanders Dunbar vertrat ein ganzheitliches, organismisches Konzept. Mit dem psychosomatischen Ansatz hoffte sie, die Behandlung geistiger, seelischer und körperlicher Leiden integrieren zu können. Die Psychiatrie bildete für sie eine Disziplin zwischen Religion und medizinischer Wissenschaft; Psychiatrie wie Religion waren ihrer Ansicht nach zwei Aspekte einer symbolischen Sichtweise. Neben der Freudschen Psychoanalyse berief sie sich auch auf die Ideen Wilhelm Reichs und schrieb der psychoanalytischen Therapie die Fähigkeit zu, blockierte Energieströme freizusetzen. Dabei wandte sie eine von Felix Deutsch entwickelte Technik des freien Assoziierens an, die körperliche Sensationen miteinschließt.
Flanders Dunbars Werk geriet in den 1940er Jahren zunehmend in die Kritik, so dass sie sich am Ende des Jahrzehnts enttäuscht zurückzog. Am 21. August 1959 wurde sie in ihrem Swimmingpool tot aufgefunden. (Artikelanfang)
Marianne Horney (von) Eckardt* wurde in Berlin geboren als die mittlere von drei Töchtern der Psychoanalytikerin Karen Horney und des Industriellen Oscar Horney. Schon als Zehnjährige ging sie zu Melanie Klein in die Kinderanalyse. Ein 1930 in Freiburg, München und Berlin begonnenes Medizinstudium unterbrach sie 1933, um ihrer Mutter in die USA zu folgen. Hier setzte sie ihr Studium an der Medical School der Universität Chicago fort und schloss 1937 mit dem M.D. ab. Anschließend spezialisierte sie sich in der Payne-Whitney Clinic in New York als Psychiaterin. Während dieser Zeit machte sie ihre Lehranalyse bei Erich Fromm und absolvierte bis 1944 ihre psychoanalytische Ausbildung am American Institute of Psychoanalysis, das 1941 von Karen Horney, Clara Thompson und anderen als Lehranstalt der Association for the Advancement of Psychoanalysis in New York gegründet worden war.
1941 heiratete Marianne Horney den in Berlin geborenen und 1936 in die USA emigrierten späteren Kunst- und Architekturkritiker Wolfgang (Wolf) von Eckardt (1918-1995). Aus dieser Ehe, die 1975 geschieden wurde, stammen ihre Töchter Barbara und Marina. Ende der 1940er Jahre ging sie mit ihrem Mann für fünf Jahre nach Deutschland, wo Wolf von Eckardt u. a. als "research analyst" der amerikanischen Ermittlungsbehörde OCCWC in den Nürnberger Prozessen arbeitete. Sie selbst behandelte während dieser Zeit in ihrer inoffiziell geführten Privatpraxis amerikanische Mitarbeiter der Besatzungsmächte.
1952 kehrten die Eckardts in die USA zurück und ließen sich in Washington, D. C. nieder. Marianne Horney Eckardt eröffnete eine Privatpraxis und schloss sich der Washington School of Psychiatry an. Sie war geprägt durch die von Harry Stack Sullivan und Clara Thompson vertretene interpersonale Psychiatrie sowie den sozialpsychologischen Ansatz von Erich Fromm. 1956 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der American Academy of Psychoanalysis (heute American Academy of Psychodynamic Psychiatry and Psychoanalysis), deren Präsidentin sie von 1972 bis 1973 war.
Nach ihrer Scheidung ging sie nach New York zurück und praktizierte dort bis in ihr hohes Alter als Psychoanalytikerin. Neben ihrer Privatpraxis und ihrer Tätigkeit als Associate Clinical Professor für Psychoanalyse am Department of Psychiatry des New York Medical College publizierte sie vor allem über Geschichte und Persönlichkeiten der Psychoanalyse. 2013 zog sie zu ihrer Tochter nach Providence, Rhode Island, wo sie im Alter von 105 Jahren starb. (Artikelanfang)
Paula Elkisch, die älteste Tochter eines jüdischen Druckereibesitzers, stammte aus Berlin, wo sie von 1928 bis 1933 an der Friedrich-Wilhelms-Universität studierte (offenbar ein Zweitstudium, denn als sie 1921 Mitglied der Kant-Gesellschaft wurde, war sie bereits promoviert). Von 1927 an verfasste sie für Die Frau, die Zeitschrift des Bundes Deutscher Frauenvereine, mehrere Artikel zu Geschlechterfragen und Frauenbilder in der Literatur. Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernommen hatten, floh sie zunächst nach England und emigrierte von dort 1940 in die USA.
Sie studierte Psychologie an der University of Michigan in Ann Arbor, wo sie 1944 promovierte. Ihre Dissertation über Certain projective techniques as a means of investigating the psycho-dynamic status of children wurde 1945 in erweiterter Form unter dem Titel Children's Drawings in a Projective Technique veröffentlicht. Für die psychoanalytische Deutung von Kinderzeichnungen entwarf Paula Elkisch 1948 den projektiven Scribbling-Game-Test.
Besonders gefördert durch Margaret Mahler, deren Mitarbeiterin sie war, gelang es ihr 1955 in die Philadelphia Psychoanalytic Society aufgenommen zu werden, was ihr als Psychologin sonst nicht möglich gewesen wäre. Sie war Mitglied der IPA und gründete in New York eine Gruppe für Kinderanalytikerinnen. Anfang der 1950er Jahre wandte sie als erste die simultane Analyse von Mutter und Kind an, das sogenannte Dreiparteienmodell (Kind, Mutter, Therapeut), mit dem Margaret Mahler und Manuel Furer später in ihrem Forschungsprojekt über die symbiotische kindliche Psychose arbeiteten.
Neben der Kinderanalyse interessierte sich Paula Elkisch auch für die psychoanalytische Deutung von Literatur. Ihre Studie über Rainer Maria Rilke blieb jedoch unvollendet. (Artikelanfang)
Yonata "Yente" Feldman wurde in Jurjew (i. e. Tartu) in Estland geboren, das damals zum Russischen Reich gehörte. Ihre Eltern, Jacob (Janka) Lowenstein und Hannah, geb. Kropman, waren jüdischer Herkunft. Yente Lowenstein studierte Geschichte und Philosophie an der Kaiserlichen Universität Jurjew, bevor sie 1920 in die USA ging und an der University of Chicago School of Social Work eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin machte.
1928 heiratete sie den aus Polen stammenden Arzt Aaron Feldman (1892-1956), 1930 wurde ihre Tochter Pauline geboren. Ebenfalls 1928 begann ihre langjährige Tätigkeit als psychoanalytische Sozialarbeiterin und Supervisorin am Child Guidance Institute des Jewish Board of Guardians (JBG) in New York, wo unter der Anleitung von Psychiatern der psychiatrische Ansatz auf die Sozialarbeit mit Kindern übertragen wurde. Sie nahm an den Seminaren der Psychoanalytiker Otto Rank und Paul Federn teil, die damals zum Lehrkörper des JBG gehörten, und war Mitglied der Paul Federn Study-Group, einer „laienanalytischen“ Vereinigung zur psychoanalytischen Weiterbildung von Sozialarbeiter:innen, die Ernst Federn von 1950 bis 1960 in New York organisierte.
In den 1940er und 1950er Jahren leitete Yonata Feldman das Bronx Office des JBG Child Guidance Institute (ab 1955 Madeleine Borg Institute). Psychiatrischer Berater war hier von 1944 bis 1954 der Psychoanalytiker Hyman Spotnitz. Unter seiner Supervision führte Yonata Feldman mit ihrem Team eine Untersuchung durch, um herauszufinden, warum schizophrene und Borderline-Kinder und deren Familien nicht auf die bestehenden Behandlungsansätze ansprachen. Ausgehend von diesem "Borderline Project" entwickelte Spotnitz neue psychoanalytische Techniken für die Behandlung von Schizophrenie und präödipalen Störungen und begründete damit die Schule der "Modern Psychoanalysis".
Yonata Feldman wurde eine Vertreterin der Modern Psychoanalysis und lehrte wie Ethel Clevans am Center for Modern Psychoanalytic Studies. Außerdem war sie Dozentin an der Smith College School of Social Work, der Columbia University’s School of Social Work und der Western Reserve School of Social Work. (Artikelanfang)
Die amerikanische Psychoanalytikerin Joan Fleming wurde in Illinois als älteste Tochter des Rechtsanwalts Harry L. Fleming und seiner Frau Florence F. Fleming geboren. Sie besuchte bis 1924 das Wellesley College für Frauen in Massachusetts und studierte dann bis 1928 Physiologie am Oberlin College in Ohio. Anschließend unterrichtete sie Sport und Physiologie, bevor sie ein Medizinstudium an der Medical School der Universität von Chicago begann. Sie promovierte 1936, spezialisierte sich in der Psychiatrie und erhielt 1943 vom American Board of Psychiatry and Neurology die Zulassung als Psychiaterin.
Ihre psychoanalytische Ausbildung absolvierte Joan Fleming von 1941 bis 1945 am Chicago Institute for Psychoanalysis, ihr Lehranalytiker war N. Lionel Blitzsten. Seit 1952 war sie Lehranalytikerin der Chicago Psychoanalytic Society (C.P.S.), der sie 1957/58 als Präsidentin vorstand. Von 1952 bis 1969 war sie in der C.P.S. als Dekanin für die Organisation der psychoanalytischen Ausbildung von Kandidat:innen zuständig. Sie war ein einflussreiches Mitglied der American Psychoanalytic Association und gehörte der Redaktion des Journal of the American Psychoanalytic Association an. Von 1951 bis 1960 lehrte sie außerdem am Psychiatric and Psychosomatic Institute des Michael Reese Hospitals in Chicago.
1969 zog Joan Fleming nach Denver, wo sie an der University of Colorado School of Medicine eine Stelle als Professor für Psychiatrie antrat. Sie gehörte zum Lehrkörper des Denver Psychoanalytic Institute und spielte dort bis zu ihrem Tod ebenfalls eine wichtige Rolle.
Joan Flemings Interesse galt vor allem der psychoanalytischen Ausbildung, die auch den Schwerpunkt ihrer Veröffentlichungen bildet. Sie unterrichtete nicht nur angehende Psychoanalytiker:innen, sondern auch Medizinstudenten und Sozialarbeiter. Gemeinsam mit Therese Benedek, mit der sie auch befreundet war, führte Joan Fleming in den 1960er Jahren ein Projekt durch zur Erforschung der intrapsychischen und interpersonellen Prozesse während der Supervision von Analytikeranwärtern. Ihre Ergebnisse stellten Fleming und Benedek in ihrem Buch Psychoanalytic Supervision vor.
Ein weiteres Projekt Joan Flemings war die Arbeit mit Kindern, die eine nahestehende Person verloren haben. Sie leitete auch das Barr-Harris Children's Grief Center der C.P.S., das sich auf die Behandlung solcher Kinder spezialisiert hat. (Artikelanfang)
Izette de Forest wurde in Admore, Pennsylvania, geboren als Tochter von William Brewster Taber und Sarah Kershaw. 1912, zwei Jahre nach Abschluss des Bryn Mawr College, heiratete sie Alfred Victor de Forest (1888-1945), einen preisgekrönten Erfinder und Professor für Maschinenbau am MIT. Ihre beiden Kinder Taber und Judith (Judy) wurden 1913 bzw. 1915 geboren. Alfred de Forest war ein Cousin von Dorothy Burlingham, bei der die kleine Judith de Forest Ende der 1920er Jahre anderthalb Jahre in Wien lebte und dort die Burlingham-Rosenfeld-Schule besuchte. Sie wurde später selbst Psychoanalytikerin.
Izette de Forest ging 1925 für ein Jahr nach Budapest, um bei Sándor Ferenczi eine Analyse zu beginnen, die sie während dessen USA-Aufenthalten 1926 und 1927 fortsetzte und 1929 in Budapest abschloss. Eine zweite Analyse machte sie später bei Erich Fromm. Sie praktizierte bis 1935 als Psychoanalytikerin in New York, anschließend in Cambridge, Massachusetts, und in Marlboro, New Hampshire. Obwohl sich Ferenczi und Anna Freud bei Abraham Brill, dem Präsidenten der American Psychoanalytic Association und der New York Psychoanalytic Society, für sie einsetzten, wurde sie als sog. Laienanalytikerin in keinem psychoanalytischen Institut der USA als Mitglied aufgenommen. Stattdessen organisierte sie eine Diskussionsgruppe für nicht-ärztliche Analytiker:innen in New York.
Izette de Forest war eine der ersten, die Ferenczis Ideen in den USA verbreiteten. Als Ernest Jones nach Ferenczis Tod behauptete, dieser sei geisteskrank gewesen, setzte sie sich gemeinsam mit Erich Fromm und Clara Thompson für Ferenczis Rehabilitation ein. In ihrem Buch The Leaven of Love beschrieb sie ihren auf Ferenczi basierenden psychoanalytischen Ansatz, wonach der Erfolg einer Therapie auf der katalysierenden Wirkung der Liebe beruht, die der Analytiker dem Patienten schenkt. (Artikelanfang)
Käte Frankenthal kam in Kiel als Tochter des Kaufmanns Julius Frankenthal und seiner Frau Cecilie geb. Goldmann zur Welt. Ihr Vater war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Kiel. Sie studierte ab 1909 Medizin in Kiel, Heidelberg, Erlangen, München, Wien und Freiburg, wo sie 1914 ihr Staatsexamen ablegte. Im gleichen Jahr promovierte sie in Kiel mit einem Beitrag zur Lehre von den durch Balantidium coli erzeugten Erkrankungen.
Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem sie als Militärärztin der österreichisch-ungarischen Armee teilnahm, war sie Assistenzärztin an der Berliner Charité, zunächst im Institut für Krebsforschung und danach bis 1925 in der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts. Gleichzeitig baute sie sich in Berlin eine allgemeinärztliche Praxis auf, beriet bei Ehe- und Sexualproblemen und verteilte als Gegnerin des Abtreibungsparagraphen 218 kostenlos Verhütungsmittel.
Seit ca. 1918 Mitglied der SPD, war Käte Frankenthal von 1920 bis 1925 Bezirksverordnete in Berlin-Tiergarten und gehörte von 1925 bis 1931 der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. 1928 wurde sie zur Stadtärztin im proletarischen Neukölln ernannt, wo sie auch die kommunale Eheberatungsstelle leitete. 1930 kam sie als Nachrückerin in den Preußischen Landtag. Ein Jahr später wechselte sie von der SPD, deren Tolerierungspolitik sie nicht mittragen wollte, zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands.
Nach Hitlers Machtübernahme wurde Käte Frankenthal wegen ihrer "nichtarischen" Herkunft aus dem Öffentlichen Dienst entlassen. Mitte 1933 emigrierte sie über Prag, Frankreich und die Schweiz schließlich 1936 in die USA. Nachdem sie sich anfangs noch mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen musste, konnte sie ab 1939 eine psychiatrische Privatpraxis in New York City aufbauen, die sie bis an ihr Lebensende betrieb.
1943 begann sie eine psychoanalytische Ausbildung am New Yorker Institut der Washington School of Psychiatry, ab 1946 William Alanson White Institute, zunächst bei Clara Thompson, dann bei Harry Stack Sullivan, ihrem Lehranalytiker. 1947 erhielt sie ihr Diplom und war bis 1949 Mitglied des Lehrkörpers am WAWI. Sie übernahm Sullivans Behandlungsmethode und ergänzte dessen interpersonale Theorie, indem sie sozioökonomische Faktoren miteinbezog.
Von 1947 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1972 war Käte Frankenthal als beratende Psychiaterin und Psychoanalytikerin beim Jewish Family Service in New York tätig und bildete dort Sozialarbeiter und Psychologen aus. Einer ihrer Schwerpunkte war die Theorie und Behandlung der Angst, die ihrer Ansicht nach eine entscheidende Rolle bei psychischen Störungen spielt. Weitere Themen ihrer Seminare und Vorträge waren u. a. sexuelle Aufklärung, Sexualtherapie, Ehe- und Familienberatung sowie die Rolle von Frau und Familie in der modernen Gesellschaft.
Käte Frankenthal starb im Alter von 87 Jahren an Arteriosklerose. (Artikelanfang)
Margaret Evelyn Fries wurde in New York geboren als Tochter von Albert Fries und Carrie Bunzl. Sie studierte Medizin und spezialisierte sich als Kinderärztin am New York Infirmary for Women and Children und im Bellevue Hospital. Von 1920 an war sie als Oberärztin am New York Infirmary tätig und leitete dort den Pädiatrischen Dienst. Während dieser Zeit arbeitete sie mit Alfred Adler an der Columbia-Universität zusammen, der sie mit der Idee des Unbewussten bekannt machte. 1930 ging sie nach Wien, um bei Anna Freud eine persönliche Analyse zu machen. Sie vollendete ihre Ausbildung in der Kinder- und Erwachsenenanalyse dann in New York und wurde 1939 Mitglied der New York Psychoanalytic Society and Institute.
Margaret E. Fries war eine Pionierin auf dem Gebiet der Säuglingsbeobachtung und eine der ersten, die ab Ende der 1920er Jahre den Einfluss der frühen Objektbeziehung auf die Entwicklung des Kindes erforschte. Im Zentrum ihrer Arbeit standen die Beobachtung des Kindes in seiner sozialen Umgebung von der Geburt bis zur Pubertät sowie die Prävention von Verhaltensstörungen. Sie richtete Mütterberatungsstellen (Well Baby Clinics) ein, gab Seminare für Eltern und Lehrer und publizierte zahlreiche Aufsätze zur Kindererziehung und -entwicklung.
Schon in ihrer ersten, 1928 veröffentlichten Studie Behaviour problems of children under three years of age hob Fries den Zusammenhang zwischen der bewussten und unbewussten Einstellung bereits der werdenden Mutter zu ihrem Kind und dessen späterem Verhalten hervor. In Langzeitstudien zeigte sie, dass bei der Geburt festgestellte Persönlichkeitsmerkmale des Kindes mit der Haltung der schwangeren Mutter gegenüber dem Ungeborenen korrelierten und sich im weiteren Leben als konstant erwiesen.
Margaret Fries war mit Paul J. Woolf (1899-1985) verheiratet, der neben seinem Beruf als Fotograf auch klinischer Sozialarbeiter war. Mit ihm drehte sie mehrere Dokumentarfilme über unterschiedliche Mutter-und-Kind-Interaktionen, z. B. auch bei den Navaho (zusammen mit Clyde Kluckhohn). (Artikelanfang)
Die Kinderanalytikerin Erna Furman-Popper wurde in Wien als einziges Kind von Karl und Margarete Popper geboren. Die Poppers waren eine wohlhabende jüdische Unternehmerfamilie, die ihre Tochter in einen Montessori-Kindergarten schickten. Nach dem "Anschluss" 1938 flohen sie von Wien nach Prag, von wo aus Karl Popper 1939 nach England emigrierte. Seine Familie konnte ihm nicht mehr folgen. Erna, ihre Mutter, Großmutter und drei Tanten wurden 1942 in das "Vorzeigeghetto" Theresienstadt deportiert, wo Erna Popper als einzige den Holocaust überlebte. In Theresienstadt arbeitete sie als Betreuerin in einem Ghetto-Waisenhaus und nahm Kunstunterricht bei Friedl Dicker-Brandeis, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Nach dem Krieg beendete Erna Popper 1946 eine Lehrerinnenausbildung und zog zu ihrem Vater nach London. Sie studierte Psychologie an der Universität London (B.A. 1950) und absolvierte bei Anna Freud im Hampstead Child Therapy Course eine Ausbildung zur Kinderanalytikerin. 1952 emigrierte sie in die USA. Sie ließ sich in Cleveland, Ohio, nieder, wo sie den Kinderpsychiater und Psychoanalytiker Robert A. Furman (1924-2002) heiratete (Abb.). Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter hervor.
Von 1952 an praktizierte und lehrte Erna Furman fünfzig Jahre lang als Kinderanalytikerin an dem von Anny Katan in Cleveland gegründeten Hanna Perkins Center for Child Development, dessen Direktor Robert Furman 1958 wurde. Sie war Mitglied der Cleveland Psychoanalytic Society und gehörte von 1961 bis 2002 dem Lehrkörper des Cleveland Psychoanalytic Institute an. Außerdem arbeitete sie als Kindertherapeutin am Universitätskrankenhaus Cleveland und lehrte ab 1960 als Assistant Professor für Psychiatrie an der Case West Reserve School of Medicine. Sie war Mitarbeiterin des Cleveland Center for Research in Child Development und von 1998 bis 2000 Präsidentin der International Association of Child Psychoanalysis.
Erna Furman steht in der annafreudianischen ich-psychologischen Tradition, ihre zahlreichen Veröffentlichungen basieren großenteils auf ihrer Arbeit im Hanna Perkins Center. Zu ihren Schwerpunkten zählten Elternverlust in der Kindheit - sie galt als Expertin auf dem Gebiet der Kindertrauer -, frühe Persönlichkeitsentwicklung sowie Elternschaft, insbesondere Mutterschaft.
Sie starb im Alter von 76 Jahren an Lungenkrebs. (Artikelanfang)
Eleanor Galenson kam in der Bronx in New York zur Welt, als Tochter des Wirtschaftsprüfers Louis (Leib) Galenson und seiner Frau Libby geb. Mishelloff. Ihre Eltern waren russisch-jüdische Einwanderer, die um 1905 in die USA kamen. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Walter Galenson wurde als Historiker bekannt. Eleanor Galenson schloss 1936 das Barnard College für Frauen ab und gehörte zu den ersten Frauen, die am Columbia University College of Physicians and Surgeons studierten. Sie erwarb dort 1940 den medizinischen Doktorgrad und spezialisierte sich anschließend als Kinderärztin und Psychiaterin. Ihre psychoanalytische Ausbildung absolvierte sie am New York Psychoanalytic Institute und schloss sie 1950 ab.
Eleanor Galenson war Professorin für Psychiatrie am Albert Einstein College of Medicine in der Bronx und am Mount Sinai Medical Center in Manhattan, wo sie bis zu ihrem Tod lehrte. Sie beteiligte sich an der Einrichtung von Zentren für psychisch gestörte Kinder und war Mitgründerin der World Association for Infant Psychiatry (heute World Association for Infant Mental Health). Eine Pionierin auf dem Gebiet der Kinderpsychiatrie, wurde sie besonders bekannt durch ihre Forschungen zur psychosexuellen Entwicklung in der frühen Kindheit. Gemeinsam mit Herman Roiphe wies sie nach, dass Kinder bereits im Alter zwischen 15 und 19 Monaten den Geschlechtsunterschied entdecken und nicht erst mit dem Ödipuskomplex, wie Sigmund Freud angenommen hat.
Eleanor Galenson war in erster Ehe mit dem Arzt Aaron Himmelstein (1914-1959) verheiratet, von dem ihre beiden Söhne Paul und David Himmelstein stammten. Ihr dritter Ehemann, der Arzt Leonard Weinroth, starb 1988. (Artikelanfang)
Die amerikanische Pionierin der Kinderpsychiatrie Margaret Elizabeth Wilson Gerard besuchte das Wellesley College für Frauen und studierte in den 1920er Jahren in Chicago Medizin an der Northwestern University Medical School (Ph.D. 1922) und dem Rush Medical College, wo sie 1924 im Fach Neuroanatomie promovierte. Kurz danach heiratete sie den Neurophysiologen und Verhaltenswissenschaftler Ralph Waldo Gerard (1900-1974), von dem ihr Sohn James stammte.
Margaret W. Gerard spezialisierte sich in Pädiatrie und Psychiatrie und setzte 1927 ihre Ausbildung bei C. G. Jung in Zürich und Alfred Adler in Wien fort. Nach mehrjähriger Tätigkeit am Institute for Juvenile Research und an der University of Chicago absolvierte sie Mitte der 1930er Jahre eine kinderanalytische Ausbildung bei Anna Freud in Wien. 1933 wurde sie ordentliches Mitglied der Chicago Psychoanalytic Society und 1939 Lehranalytikerin der American Psychoanalytic Association. Sie gehörte dem Lehrkörper des von Franz Alexander geleiteten Chicago Institute for Psychoanalysis an und widmete sich hier vor allem der Kinderanalyse. Von 1944 bis 1946 amtierte sie als Präsidentin der Chicago Psychoanalytic Society.
Wie ihre Kolleginnen Helen Flanders Dunbar und Therese Benedek war Margaret Gerard eine Vertreterin der psychosomatisch orientierten Psychoanalyse. Sie war u. a. Mitglied der American Psychosomatic Society und gehörte dem Beirat der von Dunbar gegründeten Zeitschrift Psychosomatic Medicine an. Außerdem lehrte sie Psychiatrie am University of Illinois College of Medicine und war Consultant für Kinderpsychiatrie bei der WHO.
Ihre Veröffentlichungen umfassen Studien über Enurese, Ticks, Bronchialasthma und die Entstehung psychosomatischer Symptome in der Kindheit. Dabei vertrat sie die Ansicht, dass die Ablehnung bestimmter körperlicher Funktionen des Kleinkindes durch die Mutter das entscheidende ätiologische Merkmal der Differenzierung zwischen Schizophrenie und psychosomatischer Störung sein könnte. Der posthum erschienene Band The Emotionally Disturbed Child enthält ihre wichtigsten Arbeiten auf dem Gebiet der Kinderpsychiatrie. (Artikelanfang)
Die Psychiaterin und Psychoanalytikerin Ingrid Marie Gifford wurde in Uppsala in Schweden als jüngstes Kind von Robert Bárány und Ida Felicitas Berger geboren. Ihr Vater, ein Wiener Ohrenarzt und Neurophysiologe jüdischer Herkunft, erhielt 1914 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin und folgte 1917 einem Ruf an die Universität Uppsala. Ihre beiden älteren Brüder ergriffen ebenfalls medizinische Berufe.
Ingrid Bárány begann ihr Medizinstudium in Uppsala, bevor sie 1940 in die USA emigrierte und ihr Studium an der Stanford University und der University of California abschloss. An der Universität von Kalifornien lernte sie ihren Mann kennen, den amerikanischen Psychiater und Psychoanalytiker Sanford Gifford (1918-2013), den sie 1942 heiratete. Aus der Ehe gingen ihre beiden Söhne Ralph und Paul hervor. Ingrid Gifford absolvierte ihre Assistenzarztzeit am Women and Children's Hospital in New York und ihr psychiatrisches Praktikum am Bellevue Hospital in New York.
1946 zog sie mit ihrem Mann nach Boston und arbeitete dort an dem 1943 von Marian Putnam und Beata Rank gegründeten Putnam Childrens' Center sowie am Judge Baker Guidance Center. Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie am Bostoner Psychoanalytischen Institut und wurde 1954 Mitglied der Boston Psychoanalytic Society (BPSI). Seit Mitte der 1950er Jahre bis zu ihrem Tod war sie als niedergelassene Psychiaterin und Psychoanalytikerin in Boston tätig.
Ingrid Gifford starb im Alter von 85 Jahren nach einem Schlaganfall. (Artikelanfang)
Phyllis Greenacre wurde in Chicago geboren, sie war das vierte von sieben Kindern des Rechtsanwalts Isaiah Thomas und seiner Frau Emma geb. Russell. Wegen eines schweren Sprachfehlers lernte sie früh sich schriftlich zu verständigen, bevor sie als Siebenjährige normal kommunizieren konnte. Gegen den Willen ihres Vaters studierte sie Medizin an der University of Chicago und am Rush Medical College in Chicago. Sie promovierte 1916 zum Dr. med. und arbeitete von 1916 bis 1927 als Assistenzärztin unter Adolf Meyer an der Phipps Clinic, der psychiatrischen Abteilung des Johns Hopkins Hospital in Baltimore.
1920 heiratete sie den Psychobiologen Curt Richter (1894-1988) (Abb.), von dem ihre beiden Kinder Ann (*1921) und Peter (*1922) stammten. Zehn Jahre später wurde die Ehe wieder geschieden. Phyllis Greenacre zog 1927 nach New York, wo sie bis 1932 in der staatlichen Fürsorge von Westchester County arbeitete und danach als Psychiaterin und Professorin am New York Hospital (1933-1959) und am Cornell Medical College (1934-1965) tätig war.
Nach einer ersten Analyse bei der Jungianerin Beatrice Hinkle begann Phyllis Greenacre Anfang der 1930er Jahre eine psychoanalytische Ausbildung am New Yorker Psychoanalytischen Institut. Ihr Lehranalytiker war Fritz Wittels, eine weitere Analyse folgte in den 1940er Jahren bei Edith Jacobson. 1937 wurde sie Mitglied, 1942 Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society (NYPS). Von 1948 bis 1950 war sie Direktorin des New Yorker Psychoanalytischen Instituts und von 1956 bis 1957 Präsidentin der NYPS. Außerdem war sie Vizepräsidentin und später Ehrenpräsidentin der International Psychoanalytical Association (IPA) und gehörte seit 1945 der Redaktion der Zeitschrift The Psychoanalytic Study of the Child an.
Phyllis Greenacre veröffentlichte mehrere Bücher und ca. 60 Abhandlungen in eleganter Prosa, die im wesentlichen den drei Bereichen Kreativität, Entwicklung und psychoanalytische Ausbildung und Technik zuzuordnen sind. Besonders ihre Studien zur Kreativität gelten in den USA als bedeutende Klassiker der psychoanalytischen Literatur. Greenacre beschäftigte sich mit der Kindheit von Künstlern und untersuchte die Objektbeziehungen und Phantasien künstlerisch begabter Kinder, wobei sie sich auf die Arbeiten des Psychoanalytikers und Kunsthistorikers Ernst Kris berief. U. a. stellte sie fest, dass begabte Kinder außerordentlich empfindlich auf externe wie interne Reize reagieren und leichter als andere ihre primäre Objektbeziehung auf die Außenwelt ausdehnen ("Liebesaffäre mit der Welt"). In diesem Zusammenhang entwickelte sie eine Theorie der Aggression als Manifestation einer positiven Entwicklungskraft und als wichtige Komponente der Kreativität.
Einen weiteren Interessenschwerpunkt Phyllis Greenacres bildeten die Perversionen, insbesondere der Fetischismus. Sie beschrieb einen Zusammenhang von Kreativität und Fetischismus in ihrer ich-psychologisch orientierten biografischen Studie über Swift and Carroll, in deren Werken sie ihre Beobachtung bestätigt fand, dass das Körperbild von Fetischisten besonders unbeständig ist.
Phyllis Greenacre interessierte sich für den Einfluss biologischer Faktoren auf die Ich-Entwicklung und betonte die Bedeutung der präödipalen Phase. Sie entwarf eine spezifische Phasentheorie mit bestimmten, jedoch nicht klar abgrenzbaren Gipfelpunkten der Reifung. Die körperlichen und psychischen Erfahrungen im präverbalen Stadium können nach Greenacre in der Analyse mittels Deckerinnerungen und Rekonstruktionen zugänglich gemacht werden.
Phyllis Greenacre publizierte bis 1983 und starb im hohen Alter von 95 Jahren. (Artikelanfang)
Frances Isabelle Hannett wurde in Chicago geboren, ihr Vater Thomas F. Hannett war Mechaniker bei der International Harvester Company, ihre Mutter Edith Ayres Lehrerin. Sie studierte Medizin an der Ohio Wesleyan University (BA 1926) und der Northwestern University in Evanstone, Illinois, wo sie 1932 am Institut für Neurologie den Doktortitel erwarb. Ihre psychiatrische Facharztausbildung begann sie am Institute of Juvenile Research in Chicago. Hier lernte sie ihren Mann, den Psychiater und späteren IPA-Präsidenten Maxwell Gitelson (1902-1965), kennen. Aus ihrer in Boston geschlossenen Ehe ging ihr Sohn Derek (*1940) hervor.
Frances Hannett Gitelson beendete ihre Facharztausbildung am Psychiatric Hospital in Boston. Ihre Ausbildung zur Analytikerin erhielt sie an den psychoanalytischen Instituten in Boston und Chicago. Sie arbeitete seit 1952 als Lehranalytikerin der Chicago Psychoanalytic Society, deren Präsidentin sie von 1962 bis 1963 war, und führte gemeinsam mit ihrem Mann eine Privatpraxis in Chicago. Von 1969 bis 1973 amtierte sie als Sekretärin der IPA.
Frances Hannetts 1964 erschienener Aufsatz The haunting lyric gilt heute noch als die sorgfältigste psychoanalytische Arbeit über amerikanische Popmusik. Sie analysierte den Inhalt amerikanischer Schlagerhits aus den Jahren 1900 bis 1949 und hielt fest, dass deren Hauptthema, die klischeehaft beschriebene romantische Liebe, auf eine ungelöste Bindung an die präödipale Mutter schließen läßt. Entsprechend häufig fanden sich in diesen Texten anaklitische Affekte, also solche vom Anlehnungstypus. (Artikelanfang)
Foto: © Boston Psycho-
analytic Society and Institute
Mary O'Neil Hawkins stammte aus Denver in Colorado. Sie war das älteste von vier Kindern des protestantischen Rechtsanwalts Horace Hawkins und seiner Frau Frances Rubin. Die Mutter starb, als Mary fünfzehn war, die sich dann jahrelang um ihre jüngeren Geschwister kümmern musste. Sie besuchte das Bryn Mawr College, erhielt einen Masterabschluss in Psychologie an der Columbia Universität in New York und studierte dort anschließend von 1923 bis 1927 Medizin.
1932 begann sie in New York eine Analyse bei dem Wiener Psychoanalytiker Fritz Wittels und ging im darauf folgenden Jahr nach Wien, wo sie ihre Analyse bei Grete Bibring und später bei Hermann Nunberg fortsetzte. Gleichzeitig hospitierte sie an der psychiatrischen Klinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses und beteiligte sich an der Übersetzung von August Aichhorns Verwahrloste Jugend ins Englische. Von 1936 bis 1938 nahm sie am kinderanalytischen Seminar von Anna Freud teil. 1937 wurde sie außerordentliches Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland half sie von Wien und London aus jüdischen Kollegen und Freunden bei ihrer Flucht, bevor sie 1940 in die USA zurückkehrte
Mary O'Neil Hawkins ließ sich in Topeka, Kansas, nieder, wo sie Mitarbeiterin der Menninger Klinik sowie Lehranalytikerin der Topeka Psychoanalytic Society und Direktorin der Southard School for Children war. 1943 eröffnete sie in New York eine psychoanalytische Privatpraxis. Von 1946 an war sie als Lehranalytikerin am New York Psychoanalytic Institute tätig und führte dort Seminare zur Psychoanalyse von Jugendlichen durch. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Adoleszenz blieben jedoch zum großen Teil unveröffentlicht.
Darüber hinaus setzte sie sich mit körperlichen Beschwerden von Psychoanalytiker:innen bei der Durchführung ihrer Analysen auseinander und berichtete darüber in ihrem Aufsatz Exercise and emotional stability. Neben ihrer Arbeit als Psychoanalytikerin interessierte sich Mary O'Neil Hawkins besonders für die Kultur der Navaho Indianer. Sie starb mit 85 Jahren an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Beatrice M. Hinkle, eine der ersten Psychoanalytikerinnen in den USA, wurde in San Francisco als Tochter des Arztes B. Frederick Moses und seiner Frau Elizabeth Benchley Van Geisen geboren. Sie heiratete 1892 den Staatsanwalt Walter Scott Hinkle (1861-1899), der sieben Jahre später bei einem Leuchtgasunfall starb. Aus dieser Ehe gingen ihr Sohn Walter und ihre Tochter Consuelo hervor.
Von 1895 bis 1899 studierte Beatrice Hinkle Medizin am Cooper Medical College in San Francisco und promovierte mit einer Arbeit über Enuresis bei Kindern. Als Stadtärztin in San Francisco begann sie mit Suggestion, einer frühen Form der Psychotherapie, zu arbeiten. 1905 zog sie nach New York und gründete dort drei Jahre später am Cornell Medical College die erste psychotherapeutische Klinik der USA.
Nach ihrer Heirat mit dem Geschäftsmann Philip Garrett Eastwick um 1909 - die Ehe dauerte bis 1926 - reiste Beatrice Hinkle-Eastwick nach Europa, wo sie Sigmund Freud kennenlernte und eine Analyse bei Carl Gustav Jung begann. Sie nahm 1911 am Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Weimar teil und wurde im gleichen Jahr als erstes weibliches Mitglied in die New York Psychoanalytic Society (NYPS) aufgenommen.
Als frühe Feministin und Mitglied des feministischen Heterodoxy Club in New York kritisierte Beatrice Hinkle Freuds Ansichten über die Weiblichkeit und wandte sich verstärkt den Ideen C. G. Jungs zu, welcher der Mutter eine wichtigere Rolle als dem Vater zuschrieb. Als Jung sich 1913 mit Sigmund Freud überworfen hatte, gehörte sie zu den Mitgliedern der Zürcher Ortsgruppe, die 1914 mit C. G. Jung aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung austraten. Die Folge war, dass nach ihrer Rückkehr in die USA Hinkles Mitgliedschaft in der NYPS 1915 nicht erneuert wurde.
Obwohl Beatrice Hinkle viele Ansichten Freuds weiterhin schätzte, wurde sie Jungianerin. 1916 publizierte sie die erste Übersetzung von C. G. Jungs Werk in Amerika: Psychology of the Unconscious [Wandlungen und Symbole der Libido]. 1936 war sie Mitgründerin des Analytical Psychology Club of New York, des ersten jungianischen Instituts in den USA, wo sie bis zu ihrem Tod eine wichtige Rolle spielte. Ihre eigene Arbeiten enthielten neben jungianischen auch freudianische Gedanken. In ihrem 1923 erschienenen Hauptwerk The Re-creating of the Individual verglich sie die Beziehung des Künstlers zu seinem Werk mit der einer Mutter zu ihrem Kind und entwickelte eine Typologie, in der sie die psychischen Konflikte von Frauen mit deren gesellschaftlicher Lage verknüpfte. Zu ihren Analysand:innen zählten unter anderen Phyllis Greenacre und die Kunsttherapeutin Margaret Naumberg. (Artikelanfang)
Adele "Ada" Hirsch (später Hirsh) wurde in Berlin als einzige Tochter von Sigmund Hirsch und Marianne Benedikt geboren. Ihr Vater war ein wohlhabender jüdischer Kaufmann in Aachen. Als sie gerade ein Jahr alt war, starb ihre Mutter und sie wurde von ihrer Tante und einer englischen Gouvernante aufgezogen.
Ada Hirsch ließ sich zur Krankenschwester und zur Sozialarbeiterin ausbilden, bevor sie in Wien Medizin studierte und 1936 zum Dr. med. promovierte. Im gleichen Jahr emigrierte sie nach Palästina, kehrte jedoch bald wieder nach Österreich zurück, wo die Nationalsozialisten sie 1939 ins Exil zwangen. Sie floh zunächst nach England, emigrierte von dort 1940 nach Ecuador und Anfang der 1940er Jahre weiter in die USA.
Ada C. Hirsh praktizierte als Allgemeinärztin in New York und absolvierte dann eine psychoanalytische Ausbildung an dem von Karen Horney geleiteten American Institute for Psychoanalysis (AIP). Sie wurde Mitglied der Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP) und der American Academy of Psychoanalysis und war seit 1957 offizielle Lehr- und Kontrollanalytikerin am AIP. Außerdem war sie Mitglied der American Academy of Psychoanalysis and Dynamic Psychiatry und der American Psychiatric Association. Neben ihrer Privatpraxis arbeitete sie als Ärztin am Lenox Hill Hospital mit unheilbar Kranken sowie an der Karen Horney Clinic .
Wie Karen Horney vertrat Ada Hirsh einen kulturalistischen bzw. neofreudianischen Ansatz. Ihr Interesse galt besonders dem Konzept der Selbstanalyse, deren Anwendung sie auch nach dem Abschluss einer formellen Analyse empfahl. (Artikelanfang)
Rosetta Hurwitz wurde in der Ukraine als drittes von acht Kindern geboren. Ihr Vater, der jüdische Intellektuelle Solomon Hurwitz, wanderte 1898 bzw. 1900 mit seiner Familie in die USA aus und ließ sich in New York nieder. Ihre Mutter Eva Hurwitz war Hebamme. Rosetta Hurwitz und ihre Schwester Marie Briehl absolvierten eine Lehrerinnenausbildung am Hunter College und an der Columbia University. Sie besuchten die New School for Social Research, wo in den frühen 1920er Jahren Carl Gustav Jung, Otto Rank und Sándor Ferenczi Vorlesungen abhielten.
Rosetta Hurwitz machte in New York eine persönliche Analyse bei Monroe Meyer, bevor sie 1924 zusammen mit ihrer Schwester Marie nach Wien ging und sich dort 1925/26 und 1929 zur Kinderanalytikerin ausbilden ließ. Sigmund Freud verwies sie an Siegfried Bernfeld, dessen Buch Psychologie des Säuglings sie ins Amerikanische übersetzte [The Psychology of the Infant (1929)]. Sie hospitierte bei Erwin Lazar in der Universitäts-Kinderklinik und nahm an den Sitzungen und Seminaren des Wiener Psychoanalytischen Instituts teil. Die Technik der Kinderanalyse lernte sie bei Anna Freud. Um die Spieltherapie Melanie Kleins kennenzulernen, verbrachte sie auch einige Zeit in Berlin.
Zurück in New York arbeitete Rosetta Hurwitz als Lehrerin und Kindertherapeutin und setzte sich für die Verankerung der Psychoanalyse in der Ausbildung von Lehrer:innen ein. Sie war Mitarbeiterin am Mount Sinai Hospital und unterrichtete an der New School for Social Research. Sie und Marie Briehl zählten damals zu den ersten Kinderanalytiker:innen in den USA. Als "Laienanalytikerinnen" ohne medizinische Ausbildung erhielten beide 1930 jedoch nur einen Gaststatus in der New York Psychoanalytic Society, der ihnen später wieder entzogen wurde. Rosetta Hurwitz, Marie Briehl, Esther Menaker und Caroline Zachry engagierten sich für den Aufbau einer Organisation nicht-ärztlicher Kindertherapeuten, was jedoch an inneren Differenzen scheiterte. Rosetta Hurwitz war nie Mitglied einer psychoanalytischen Vereinigung. (Artikelanfang)
Mary Keyt Isham zählte wie Beatrice Hinkle und Josephine Jackson zu den ersten Psychoanalytikerinnen in den USA. Sie kam in Cincinnati, Ohio, als ältestes von sieben Kindern des Arztes Asa Brainerd Isham und seiner Frau Mary Hamlin Keyt zur Welt. Mary Isham besuchte das Wellesley College für Frauen, studierte Psychologie und machte ihren M. A. an der University of Cincinnati. 1899 wurde sie Fellow für Psychologie am Bryn Mawr College und leitete am Laura Memorial College - dem Medical Department der University of Cincinnati - den vermutlich ersten Psychologie-Kurs an einem medizinischen Lehrinstitut.
Sie entschloss sich zu einem Medizinstudium und erwarb 1903 an der University of Cincinnati ihren Doktorgrad. Anschließend spezialisierte sie sich in der Psychiatrie und war als Psychiaterin in Cincinnati und am State Hospital in Columbus, Ohio, tätig. 1915 zog sie nach New York und wurde im gleichen Jahr Mitglied der vier Jahre zuvor gegründeten New York Psychoanalytic Society (NYPS).
Mary K. Isham praktizierte von 1915 bis 1922 als Neurologin und Psychoanalytikerin in New York City. 1922 hatte sie als erste Frau das Amt der Sekretärin der New Yorker Psychoanalytischen Gesellschaft inne. Sie war auch Mitglied der American Psychiatric Association und der Women's State Medical Society und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten überwiegend zu psychologischen Themen. Einer ihrer Schwerpunkte war die Paraphrenie, eine leichtere Form der Schizophrenie mit isolierten Wahnvorstellungen. Darüber hinaus gilt sie als die erste, die 1924 in einer Rezension von Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse den Ausdruck "Heterosexualität" benutzte.
Im Herbst 1923 trat sie aus der NYPS aus und kehrte nach Cincinnati zurück - vermutlich aufgrund schwerer Selbstzweifel. 1931 ging sie in den Ruhestand und starb im Alter von 76 Jahren in ihrer Heimatstadt. (Artikelanfang)
Rhoda Muriel Ivimey wurde in London geboren als Tochter von Charles James Ivimey und Charlotte Butcher. Als sie drei Jahre alt war, emigrierte die Familie in die USA. Muriel Ivimey schloss 1911 das Barnard College mit einem BA ab und graduierte 1922 zum Medical Doctor an der Johns Hopkins University Medical School. Zwischen ihrem College-Abschluss und dem Beginn ihres Medizinstudiums arbeitete sie als Verlagsredakteurin. Sie spezialisierte sich in Psychiatrie und Neurologie an der Phipps Psychiatric Clinic in Baltimore und am Bellevue Hospital Center in New York. Danach war sie u. a. an der Phipps Psychiatric Clinic, der Payne-Whitney Clinic, am Neurological Institute des Columbia University Medical Center und am New York University Medical College tätig.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie am New York Psychoanalytic Institute. 1941 verließ Muriel Ivimey gemeinsam mit Karen Horney, Clara Thompson und anderen die New Yorker Psychoanalytische Gesellschaft, um im gleichen Jahr die Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP) und das American Institute for Psychoanalysis (AIP) zu gründen. Muriel Ivimey war Lehranalytikerin und Supervisorin am AIP und leitete das Lehrinstitut von 1943 bis 1951 als Stellvertreterin Karen Horneys. Neben anderen Funktionen war sie Präsidentin der AAP und gehörte der Redaktion des American Journal of Psychoanalysis an. Ihr Interesse galt vor allem der Erläuterung psychoanalytischer Konzepte und der Neubewertung zentraler Probleme in der Therapie.
Muriel Ivimey starb im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Edith Banfield Jackson wurde in Colorado Springs als fünftes von sieben Kindern einer wohlhabenden Quäkerfamilie geboren. Ihr Vater William Sharpless Jackson war Bankier und einer der Geschäftsführer der lokalen Eisenbahngesellschaft. Als Edith vier Jahre alt war, nahm sich ihre Mutter Helen Banfield Jackson das Leben.
Nach dem Besuch des Vassar Frauen-College studierte Edith Jackson an der Johns Hopkins Universität Medizin und promovierte 1921. Sie praktizierte am Iowa University Hospital und in der Kinderabteilung des Bellevue Hospitals in New York. 1923 wurde sie Mitarbeiterin des New Haven Rickets Project der Yale University School of Medicine und beteiligte sich von 1924 bis 1927 an einem Rachitis-Präventionsprojekt. Sie wechselte dann zur Psychiatrie und trat 1928 die Stelle einer Assistenzärztin am St. Elizabeth's Psychiatric Hospital in Washington an. Gleichzeitig begann sie eine Analyse bei Lucile Dooley.
Ende 1929 ging Edith Jackson zur psychoanalytischen Ausbildung nach Wien und machte eine Analyse bei Sigmund Freud, die von 1930 bis 1936 dauerte. Ihre Ausbildung zur Kinderanalytikerin erhielt sie bei Anna Freud. 1937 wurde sie außerordentliches Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Sie finanzierte gemeinsam mit Dorothy Burlingham das Jackson Day Nursery in Wien, einen experimentellen Kindergarten für Kleinkinder aus armen Familien. Die Einrichtung musste 1938, nach dem "Anschluss" Österreichs an Deutschland, schließen. Edith Jackson gehörte wie ihre Freundin Muriel Gardiner seit 1934 der sozialistischen Untergrundbewegung in Wien an und beteiligte sich an Projekten zur Unterstützung jüdischer Emigranten und gefährdeter Sozialisten.
1936 kehrte sie in die USA an die Yale-Universität in New Haven zurück, wo sie psychoanalytische Erkenntnisse in den Bereich der Kinderheilkunde integrierte. Von 1936 bis 1959 lehrte Jackson als Professorin für Pädiatrie und Psychiatrie an der Yale School of Medicine. Seit Ende der 1940er Jahre war ihr Name vor allem mit dem "Rooming-In"-Modell verbunden, bei dem Neugeborene in der Klinik bei ihren Müttern gelassen wurden, um die Mutter-Kind-Bindung positiv zu beeinflussen. Ihre eigene psychoanalytische Praxis gab sie 1947 auf.
Von 1952 an war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift The Psychoanalytic Study of the Child. Nach ihrer Pensionierung 1959 zog sie nach Denver, wo sie unverheiratete Mütter beriet, ein Zentrum gegen Kindesmissbrauch mitgründete und sich für das Recht auf Abtreibung einsetzte. 1964 wurde Edith Jackson für ihre Verdienste im Bereich der Prävention von emotionalen Störungen bei Kindern von der American Psychiatric Association ausgezeichnet, und 1968 erhielt sie den C. Anderson Aldrich Preis der amerikanischen Kinderärzte. (Artikelanfang)
Josephine Agnes Jackson, eine der ersten Psychoanalytikerinnen in den USA, wurde als Tochter eines Arztes in Evanston, Illinois, geboren. Sie arbeitete zehn Jahre lang als Lehrerin, bevor sie an der Northwestern University Medical School for Women Medizin studierte und 1896 ihr Examen ablegte. Als die Rush Medical School der Universität von Chicago auch Frauen zum Studium zuließ, war sie die erste Frau, die dort 1903 den Doktorgrad erlangte. Nach ihrem Praktikum war sie von 1898 bis 1904 als Ärztin am Chicago's Cook County Hospital tätig und während dieser Zeit ein Jahr lang am Chicago Maternity Hospital. Gleichzeitig unterrichtete sie an der Rush Medical School.
1904 zog Josephine Jackson nach Pasadena in Kalifornien, wo sie sich der Psychoanalyse zuwandte und später ein psychotherapeutisches Sanatorium leitete. Sie wurde 1913 als zweite Frau nach Beatrice Hinkle in die New York Psychoanalytic Society aufgenommen, deren Mitglied sie zwanzig Jahre lang war, obwohl sie in Kalifornien lebte und praktizierte.
Josephine Jackson betrachtete die Psychotherapie als eine Art Reedukation, und ihre Therapiemethode bestand aus einer Mischung aus einfühlsamem Zuhören und Umerziehung. Neben ihrer therapeutischen Arbeit hielt sie Vorträge und publizierte Bücher und Artikel. Ihr erstes, sehr erfolgreiches Buch Outwitting Our Nerves sollte dem praktischen Arzt die Psychoanalyse nahebringen. Ende der 1920er Jahre war sie Verfasserin einer Zeitungskolumne mit dem Titel Guiding Your Life, welche die Grundlage für ihr gleichnamiges, 1937 erschienenes Buch zur Lebensberatung lieferte.
Josephine A. Jackson blieb unverheiratet, hatte aber eine Adoptivtochter. (Artikelanfang)
Die amerikanische Psychiaterin und Psychoanalytikerin Janet Opal Jeppson wurde in Ashland, Pennsylvania als Tochter des Augenarztes John Rufus Jeppson und seiner Frau Rae Evelyn Knudson geboren. Sie besuchte zunächst das Wellesley College und danach die Stanford University, wo sie 1948 mit dem BA abschloss. 1952 promovierte sie (MD) an der New York University Medical School und spezialisierte sich anschließend am Bellevue Hospital in New York als Fachärztin für Psychiatrie. Danach war sie als Psychiaterin am Manhattan Veterans Administration Hospital und am Roosevelt Hospital tätig. Zu ihren Schwerpunkten zählten psychische Probleme von Menschen mit einer Gesichtsdeformation.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie in den 1950er Jahren an dem von Clara Thompson geführten William Alanson White Institute (WAWI), u. a. bei Erich Fromm. 1960 als Psychoanalytikerin zugelassen, war sie ab 1969 Lehr- und Kontrollanalytikerin am WAWI, von 1974 bis 1983 Ausbildungsleiterin und bis 1996 Fellow. Janet Jeppson war Mitglied der American Academy of Psychoanalysis, deren Vertreter:innen die Rolle interpersonaler Beziehungen und kultureller Bedingungen bei der Entwicklung der Persönlichkeit betonten, und der American Psychiatric Association.
1973 heiratete sie den aus Russland stammenden Biochemiker und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov (1920-1992). Mit ihm gemeinsam schrieb sie unter dem Namen Janet Asimov die Norby Chronicles, eine Reihe von Robotergeschichten für junge Leser. Außerdem verfasste Janet Jeppson eigene SF-Romane, darunter Mind Transfer über den Transfer menschlichen Bewusstseins in ein elektronisches System. In ihre Romane flossen psychoanalytische und psychiatrische Inhalte mit ein, teilweise in satirischer Form wie in den Geschichten der Pshrinks Anonymous, eines Clubs von Psychiatern, die sich über mysteriöse Innen- wie außerirdische Erlebnisse ihrer Patienten austauschen. (Artikelanfang)
Lucie Jessner wurde in Frankfurt am Main als Johanna Ney, Tochter des Chemikers Emanuel Ney und seiner Frau Rosa Bertha Ney, geboren. Sie studierte ab 1916 Literaturgeschichte, Philosophie und Psychologie in Heidelberg, München und Frankfurt, wo sie 1920 über Jean Pauls Roman Titan promovierte. 1921 heiratete sie ihren Kommilitonen, den späteren Psychiater Hans Pollnow (1902-1943). Im selben Jahr begann Lucie Pollnow ein Medizinstudium in Heidelberg, das sie 1926 mit dem Staatsexamen und der Promotion in Königsberg abschloss. Ihre erste Ehe wurde wieder geschieden, und Lucie Ney heiratete 1928 den Theaterdirektor Fritz Jessner (1989-1946), der von 1925 bis 1933 Intendant des Neuen Schauspielhauses in Königsberg war.
Sie absolvierte ihre psychiatrische Facharztausbildung an der Nervenpoliklinik der Charité in Berlin und an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Königsberg. Nach Hitlers Machtübernahme emigrierte Lucie Jessner 1933 in die Schweiz. In der Berner Psychiatrischen Klinik Münsingen lernte sie bei Max Müller, dessen Analysandin sie auch war, die Anwendung der Insulinkomabehandlung bei Psychosen. 1938 folgte sie Manfred Sakel, ebenfalls ein Pionier der Insulinschockbehandlung, als dessen Mitarbeiterin in die USA, überwarf sich aber bald mit ihm. Sie setzte ihre in Berlin begonnene psychoanalytische Ausbildung am Boston Psychoanalytic Institute fort (bei Helene Deutsch oder Beata Rank?) und wurde 1940 Mitglied, später Lehranalytikerin der Boston Psychoanalytic Society. Ihr Schwerpunkt war die Kinderanalyse.
1941 begann Lucie Jessner ihre Tätigkeit als leitende Kinderanalytikerin an Stanley Cobb's Massachusetts General Hospital Department of Psychiatry in Boston. Dort beteiligte sie sich am Aufbau der kinderpsychiatrischen Abteilung, deren Direktorin sie von 1946 bis 1955 war. Sie lehrte am Harvard Medical School Psychiatric Institute, war ab 1956 Professorin für Kinderpsychiatrie an der University of North Carolina in Chapel Hill, wo sie auch die kinderpsychiatrische Abteilung leitete, und später an der Georgetown University in Washington. Lucie Jessner war Lehranalytikerin und Supervisorin der Washington Psychoanalytic Society and Institute. Einen Fokus ihrer Veröffentlichungen bildeten psychosomatische Studien zu Kindern mit Asthma.
Lucie Jessner starb im Alter von 83 Jahren an einem Lungenemphysem.(Artikelanfang)
Adelaide McFadyen wurde nahe Rockford, Illinois, geboren als Tochter der Farmersleute Joseph F. McFadyen und Margaret Porter. Sie schloss 1926 das Rockford College mit dem BSc ab und studierte dann Physiologie an der Universität Chicago, wo sie 1930 den PhD und 1932 den MD erwarb. Hier lernte sie Victor Johnson (1901-1986) kennen, einen Kollegen, den sie 1930 heiratete.
Adelaide McFadyen Johnson absolvierte ihre Assistenzarztzeit von 1932 bis 1934 am Billings-Hospital der Universität Chicago. Anschließend spezialisierte sie sich bis 1937 als Fachärztin für Psychiatrie bei Adolf Meyer an der Henry Phipps Psychiatric Clinic in Baltimore. Zurück in Chicago begann sie Anfang der 1940er Jahre eine psychoanalytische Ausbildung an dem 1932 von Franz Alexander gegründeten Institute for Psychoanalysis of Chicago. 1944 wurde sie Mitglied und 1948 Lehranalytikerin der Chicago Psychoanalytic Society, wo sie sich vor allem mit psychosomatischen Erkrankungen befasste.
Gleichzeitig war sie zwischen 1937 und 1947 unter anderem als Psychiaterin am Institute of Juvenile Research tätig und lehrte Kriminologie an der University of Illinois School of Medicine, Psychodynamik am University of Nebraska College of Medicine und Kinderpsychiatrie an der Smith College School for Social Work.
Als ihr Mann 1948 Direktor der Mayo Foundation for Medical Research wurde, zog sie mit ihm nach Rochester, Minnesota. Adelaide M. Johnson lehrte seit Ende der 1940er Jahre als Professorin für Psychiatrie an der Mayo-Klinik sowie an der University of Minnesota. Sie eröffnete eine private Praxis in Rochester, wo sie bis an ihr Lebensende lebte und arbeitete. An der Mayo-Klinik leitete sie u. a. ein Projekt zur Erforschung der Ich-Funktionen bei akut schizophrenen Kindern, die sich gleichzeitig mit ihren Eltern in psychotherapeutischer Behandlung befanden.
Einen Schwerpunkt ihrer zahlreichen theoretischen, klinischen und technischen Veröffentlichungen bildete die Erforschung des Ursprungs von Über-Ich-Lücken [superego lacunae], die Adelaide Johnson bei den von ihr untersuchten dissozialen Kindern und Jugendlichen entdeckte. Diese agierten mit ihren antisozialen Handlungen unterdrückte Impulse ihrer Eltern aus, die durch unbewusste Toleranz und inkonsistente Sanktionierung solches Verhalten bei ihren Kindern bestätigen und perpetuieren. Ein Über-Ich-Defekt in umgrenzten Verhaltensbereichen ist lt. Johnson die Folge. (Artikelanfang)
Irene M. Josselyn war eine Pionierin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den USA. Sie wurde in Illinois geboren als jüngste Tochter von Orris Milliken und Hattie Fagersten. Ihr Vater leitete in Chicago die Cook County School for Boys und die Parental School für sozial auffällige Kinder und Jugendliche und reformierte dort die Heimerziehung. Nach dem Besuch des Rockford College in Illinois (BA 1925) und der Smith College School of Social Work (MSS 1926) arbeitete Irene Milliken zwei Jahre lang als Sozialarbeiterin.
1929 begann sie ein Medizinstudium an der Universität Chicago und promovierte dort 1934. 1931 heiratete sie ihren Kommilitonen Livingston E. Josselyn (1904-1957), 1933 wurde ihre Tochter Helen Louise, 1940 ihr Sohn William geboren. Von 1934 bis 1936 spezialisierte sie sich als Fachärztin für Psychiatrie im Chicago Women's and Children's Hospital sowie am Institute for Juvenile Research (IJR) und dem Illinois Neuropsychiatric Institute. Anschließend war sie Assistenzärztin für Psychiatrie am IJR und Dozentin am College of Medicine der University of Illinois.
Irene Josselyn machte von 1941 bis 1945 ihre psychoanalytische Ausbildung am Lehrinstitut der Chicago Psychoanalytic Society, deren Mitglied sie 1947 wurde. Sie war dort von 1950 bis 1961 als Lehr- und Kontrollanalytikerin tätig und engagierte sich besonders für die Kinderanalyse-Ausbildung. Während ihrer Zeit in Chicago war sie u. a. klinische Professorin für Psychiatrie an der University of Illinois, Dozentin an der New York School of Social Work und Ausbilderin in Kinderpsychiatrie am Michael Reese Hospital. 1951 gründete sie mit anderen eine der ersten gemeindenahen psychiatrischen Einrichtungen in den USA, die North Shore Mental Health Clinic (heute: Josselyn Center).
1960 heiratete sie ihren zweiten Mann Eugene F. Engelhard (?-1978) und zog mit ihm 1961 nach Phoenix in Arizona. Hier baute sie eine psychoanalytische und psychiatrische Praxis auf und war ab 1962 Lehr- und Kontrollanalytikerin am Southern California Psychoanalytic Institute. Neben anderen Tätigkeiten lehrte sie ab 1964 als klinische Professorin für Kinderpsychiatrie an der University of Southern California und war seit 1963 Vorsitzende des Child Psychiatry Committee der Arizona Psychiatric Society, deren Präsidentin sie von 1967 bis 1968 war.
Irene Josselyns Interesse galt neben psychosomatischen Erkrankungen vor allem den Problemen der Adoleszenz und der Anwendung psychoanalytischer Prinzipien in Sozialarbeit und Kindererziehung. 1972 wurde sie mit dem Agnes Purcell McGavin Award der American Psychiatric Association ausgezeichnet für ihre Beiträge zur Prävention psychischer Störungen bei Kindern. (Artikelanfang)
Die amerikanische Psychologin und Psychoanalytikerin Louise J. Kaplan wurde als Janet Louise Miller in Brooklyn, New York City, geboren. Sie besuchte das Brooklyn College und promovierte im Fach Psychologie an der New York University. 1951 heiratete sie den Psychologen und Psychoanalytiker Donald Martin Kaplan (1927-1994), den späteren Präsidenten der New York Freudian Society. Von ihm stammten ihr Sohn David und ihre Tochter Ann.
Nach ihrer psychoanalytischen Ausbildung praktizierte Louise Kaplan ab Mitte der 1960er Jahre als Psychoanalytikerin in New York. Von 1966 bis 1970 arbeitete sie als leitende Psychologin am Children's Day Treatment Center in New York, und von 1973 bis 1977 leitete sie das Mother-Infant Research Nursery der New Yorker Universität. Anschließend war sie bis 1980 außerordentliche Professorin für Psychologie und Direktorin des klinischen Dienstes für Kinder und Jugendliche am City College of New York. Sie war eine Schülerin und enge Mitarbeiterin von Margaret Mahler und gehörte ab 1980 dem Fachbeirat der Margaret S. Mahler Research Foundation an. Außerdem war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift American Imago und lehrte an verschiedenen psychoanalytischen Instituten der USA. Sie starb im Alter von 82 Jahren an Pankreaskrebs.
Bekannt wurde Louise Kaplan vor allem durch ihr 1991 erschienenes Buch Female Perversions, in dem sie den Begriff der Perversion auch auf Frauen ausweitet. Anhand von Fallgeschichten und Literaturbeispielen beschreibt sie z. B. Essstörungen, Selbstverletzungen und Kleptomanie als perverse Strategien der Verarbeitung von Traumatisierung. Kaplan zufolge bilden Geschlechtsstereotypen mit ihren deformierenden Auswirkungen die Ursache weiblicher Perversion und ermöglichen zugleich deren Verschleierung. Gesellschaftliche Vorstellungen von normaler Weiblichkeit werden in der perversen Strategie zu Verstecken für weibliche Perversionen und fungieren als unbewusste Maskerade, um verbotene männliche Aspekte zu verbergen. - Neben Perversionen bildeten die Entwicklung des Kindes und Probleme der Adoleszenz Schwerpunkte in Louise Kaplans Veröffentlichungen. (Artikelanfang)
Die in Russland geborene Sarah Rebecca Kelman kam als junge Frau in die USA und arbeitete zunächst als Krankenschwester in Chicago. Dann studierte sie Medizin an der Chicagoer Rush Medical School und erwarb dort 1917 ihren Doktorgrad. Anschließend lehrte sie Pathologie und Bakteriologie an der Iowa State University. Anfang der 1920er Jahre spezialisierte sie sich auf die Psychiatrie und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung am New York Psychoanalytic Institute. Seit ca. 1925 bis Ende der 1950er Jahre war sie als Psychiaterin und Psychoanalytikerin in New York tätig. Sie arbeitete an mehreren Kliniken, darunter das Bellevue und das New York Post-Graduate Hospital, das Bronx-Lebanon und das Hillside Hospital, und lehrte an der Columbia University.
Als 1940 der aus Deutschland in die USA emigrierten Psychoanalytikerin Karen Horney wegen ihrer neofreudianischen Theorie die Befugnis als Lehranalytikerin entzogen wurde, verließ Sarah Kelman gemeinsam mit Horney, Clara Thompson und anderen das New York Psychoanalytic Institute und die American Psychoanalytic Association. Kelman, Horney, Thompson, Bernard Robbins und Harmon Ephron gründeten 1941 die American Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP) und das American Institute for Psychoanalysis, dessen Präsident später ihr jüngerer Bruder Harold Kelman wurde. Seit 1954 Mitglied der William Alanson White Psychoanalytic Society, vertrat Sarah Kelman einen neofreudianischen, auf Harry Stack Sullivans interpersonaler Theorie basierenden Ansatz, der den Einfluss der Kultur auf die psychische Entwicklung hervorhebt. Zu ihren Interessengebieten zählten die psychiatrischen Aspekte der Geburtenkontrolle, über die sie in einem 1937 publizierten Aufsatz referierte. Sarah Kelman, die einen Adoptivsohn hatte, starb nach langer Krankheit in New York. (Artikelanfang)
Courtesy of the American
Psychoanalytic Association
Die amerikanische Psychiaterin Marion Edwena Kenworthy wurde in Hampden, Massachusetts, geboren. Sie war die älteste von zwei Töchtern des Textilunternehmers John Kenworthy und seiner zweiten Frau, der Lehrerin Ida S. Miller, die 1900 an Tuberkulose starb. Marion Kenworthy studierte ab 1909 Medizin an der Tufts Medical School in Boston und promovierte dort 1913. Anschließend arbeitete sie bis 1916 als Assistenzärztin am Gardner State Hospital und von 1916 bis 1919 als Senior Psychiatrist am Foxborough State Hospital in Massachusetts. Außerdem studierte sie am Boston Psychopathic Hospital bei Elmer Southard, einem Pionier der Sozialpsychiatrie.
1919 zog Marion Kenworthy nach New York und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung bei der New York Psychoanalytic Society. Ihre Lehranalyse machte sie 1921 bei dem Wiener Analytiker Otto Rank. Ebenfalls 1921 begann sie an der New York School of Social Work - später Columbia University School of Social Work - zu lehren, ab 1924 als Professorin für Mental Hygiene und seit 1940 als Professorin für Psychiatrie. Kenworthy, die seit 1926 Mitglied der American Psychoanalytic Association (APsaA) war, führte die psychodynamische Theorie in die Sozialarbeit ein und bildete bis zu ihrer Emeritierung 1956 Hunderte von Sozialarbeiter:innen in psychiatrischer Sozialarbeit aus.
Von 1921 bis 1927 leitete sie außerdem das Bureau of Children's Guidance, die erste modellhafte Child Guidance Clinic zur Behandlung von Kindern mit Verhaltensstörungen. Über diese Arbeit berichtete sie in ihrem gemeinsam mit Porter R. Lee verfassten Buch Mental Hygiene and Social Work. Darin formulierte Kenworthy auch ihre Ich-Libido-Methode der psychoanalytisch orientierten Persönlichkeitsdiagnostik.
Neben der Lehre und ihrer New Yorker Privatpraxis war Marion Kenworthy in zahlreichen Institutionen aktiv. Sie war die erste Frau, die Präsidentin der APsaA (1958-1959) und Vizepräsidentin der American Psychiatric Association (APA) (1965-1966) wurde. Außerdem amtierte sie als Präsidentin der American Academy of Child Psychiatry (1959-1961) und der Group for the Advancement of Psychiatry (1959-1960).
1971 erhielt Marion Kenworthy den Agnes Purcell McGavin Award der APA für ihre Leistungen in der Kinderpsychiatrie. Das Vermögen ihrer Lebenspartnerin, der Sozialarbeiterin Sarah H. Swift, mit der sie von 1919 an bis zu deren Tod 1975 zusammenlebte, war die Basis der Kenworthy-Swift Foundation für Projekte der Kinder- und Jugendfürsorge. (Artikelanfang)
Die Kinderanalytikerin Paulina F. Kernberg wurde in Santiago de Chile als Tochter von Isaac Fischer und Rebecca Ostray geboren. Sie studierte Medizin an der Universidad de Chile, wo sie mit 23 Jahren zum Dr. med. promovierte. Ihr Kommilitone war der aus Wien stammende Psychoanalytiker Otto F. Kernberg (*1928), dessen Familie 1939 wegen ihrer jüdischen Herkunft Österreich verlassen musste und nach Chile geflohen war. Sie heirateten 1954, aus ihrer Ehe gingen drei Kinder hervor: Karen, Adine und Martin.
1961 emigrierten die Kernbergs in die USA und ließen sich in Topeka, Kansas, nieder. Paulina Kernberg spezialisierte sich an der Menninger-Klinik als Fachärztin für Psychiatrie und absolvierte am Topeka Institute for Psychoanalysis eine psychoanalytische Ausbildung, die sie 1969 abschloss. Sie war von 1978 bis 2006 Professorin für Psychiatrie an der psychologischen Fakultät der Cornell University in New York und in der gleichen Zeit Direktorin des Kinder- und Jugendlichenprogramms am New York Presbyterian Hospital. Von 1977 an bis zu ihrem Tod arbeitete sie als Lehranalytikerin und Supervisorin am Psychoanalytischen Forschungs- und Ausbildungszentrum der Columbia University.
Ihr Spezialgebiet waren Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Gemeinsam mit Alan Weiner und ihrer Tochter Karen Bardenstein veröffentlichte sie ein Standardwerk über Persönlichkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen, in dem gezeigt wird, dass Persönlichkeitsstörungen viel früher als bisher erkannt und behandelt werden müssen. Einen Schwerpunkt Paulina Kernbergs bildete die Traumatisierung von Kindern durch die Scheidung ihrer Eltern. Diese sei aus Sicht der Kinder das zweitschlimmste Trauma nach dem Tod eines Elternteils, daher wäre die Aufrechterhaltung einer zerrütteten Ehe für das Kind oft besser.
In mehreren Aufsätzen, unter anderem in Narzisstische Persönlichkeitsstörungen in der Kindheit, beschrieb Paulina Kernberg die Probleme bei der Behandlung der narzisstischen Persönlichkeit, bei der sie eine Beeinträchtigung der Über-Ich-Funktionen sowie der Fähigkeit zu Liebe, Empathie und Vertrauen feststellte. Dass narzisstische Patienten ihre entwerteten Selbstanteile dissoziieren und auf andere projizieren, während das Größenselbst unverändert bestehen bleibt, führt zu einer schwierigen Übertragungssituation. In ihrem letzten Buch Spiegelbilder über den Einsatz des Spiegels als diagnostisches und therapeutisches Hilfsmittel zeigte Paulina Kernberg, dass die Beobachtung des Verhaltens von Kindern und Jugendlichen vor einem Spiegel (mittels der "Kernberg Mirror Behavior Checklist") Aufschluss über den Entwicklungsstand von deren Selbst- und Objektrepräsentanzen gibt.
Paulina Kernberg starb im Alter von 71 Jahren an Blasenkrebs. (Artikelanfang)
Olga Knopf wurde als Tochter von Samuel Chaim Knopf und Josefine Böhm in Wien geboren, wo sie Medizin studierte und 1916 promovierte. Sie arbeitete von 1916 bis 1917 in der psychiatrischen und neurologischen Abteilung der Universitätsklinik in Wien und spezialisierte sich danach in der Frauenklinik der Universität als Fachärztin für Gynäkologie. 1919 eröffnete sie in Wien eine Privatpraxis für Frauenheilkunde.
In den 1920er Jahren arbeitete Olga Knopf mit Alfred Adler zusammen, der 1911 mit Sigmund Freud gebrochen hatte. Sie gehörte dem von Adler 1912 gegründeten Verein für Individualpsychologie an und war Mitglied in der Wiener pädagogischen Arbeitsgemeinschaft. Sie war in verschiedenen Erziehungsberatungsstellen in Wien tätig, u. a. als ärztliche Beraterin im Mariahilfer Ambulatorium. 1929 reiste sie auf Einladung der Columbia University nach New York, wo sie außerdem als Assistentin Alfred Adlers an der Vanderbilt Clinic der Cornell University School of Medicine arbeitete.
1931 emigrierte Olga Knopf nach New York. Sie unternahm Vortragsreisen und richtete in mehreren Städten nach Wiener Vorbild individualpsychologische Erziehungsberatungsstellen ein. Nachdem sie 1932 die ärztliche Zulassung in den USA erhalten hatte, spezialisierte sie sich als Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Von 1932 bis 1934 arbeitete sie als Psychiaterin am Cornell-Krankenhaus und am New York Hospital und von 1935 bis 1942 als Konziliarneurologin am Bellevue Hospital und am Cornell-Krankenhaus. Sie wandte sich der Psychoanalyse zu, absolvierte eine Lehranalyse und wurde 1939 Mitglied der New York Psychoanalytic Society. Neben ihrer Tätigkeit als niedergelassene Psychiaterin und Psychoanalytikerin in New York unterrichtete sie Psychologie an der School for Social Research, Neurologie an der Cornell University und Psychiatrie am Mount Sinai Hospital in New York.
In ihren Veröffentlichungen setzte sich Olga Knopf vor allem mit der Situation der Frau, den psychischen Ursachen gynäkologischer und sexueller Störungen sowie mit Problemen des Altwerdens auseinander. (Artikelanfang)
Marjorie R. Leonard war eine Pionierin der Kinderpsychoanalyse in den USA. Geboren in New York als Tochter von George Rosenfeld und Ida G. Batelle, wuchs sie in einer wohlhabenden Familie auf, deren deutsch-jüdische Angehörige in den 1850er Jahren in die USA eingewandert waren.
Marjorie Rosenfeld studierte von 1924 bis 1928 Psychologie an der University of California in Los Angeles. 1929 ging sie nach Berlin, wo sie bis 1932 bei Wolfgang Köhler Gestaltpsychologie und bei Kurt Lewin Kinderpsychologie studierte. Gleichzeitig absolvierte sie eine Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut. Ihre bei Sándor Radó begonnene Lehranalyse beendete sie später bei Ernst Simmel in den USA.
In Berlin lernte sie ihren Mann, den deutsch-jüdischen Rechtsanwalt und späteren Musikmanager P. Alfred (Levi) Leonard (1909-1988), kennen, der mit ihrer Hilfe 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen konnte. Aus ihrer im gleichen Jahr in Los Angeles geschlossenen Ehe gingen drei Töchter hervor: die Zwillinge Eleanor und Joanne (*1940) sowie Barbara (*1944).
Marjorie Leonard war 1932 in die USA zurückgekehrt und eröffnete 1933 in Los Angeles eine psychoanalytische Privatpraxis, wo sie hauptsächlich Kinder und Jugendliche behandelte. Mitte der 1930er Jahre zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der Los Angeles Psychoanalytic Study Group. Nach der Etablierung des Los Angeles Psychoanalytic Institute gehörte Marjorie Leonard diesem Institut als wissenschaftliche Mitarbeiterin an. Außerdem arbeitete sie u. a. von 1955 bis 1959 als Psychotherapeutin an der Reiss-Davis Clinic for Child Guidance in Los Angeles. 1959 zog sie nach Stamford in Connecticut und lehrte von 1962 bis 1975 als Assistant Clinical Professor of Psychiatry Kinderpsychologie und -psychotherapie am Albert Einstein College of Medicine in New York.
Leonards 1966 veröffentlichter Aufsatz Fathers and daughters, in dem sie sich mit dem Einfluss von Vätern auf die psychosexuelle Entwicklung ihrer Töchter auseinandersetzte, findet auch heute noch Beachtung. Ihr besonderes Interesse galt den psychischen Besonderheiten von Zwillingen. So beschrieb sie in Problems in identification and ego development in twins, wie bei Zwillingen - je ähnlicher sie sich sind, umso deutlicher - die ständige Konfrontation mit einem Spiegelbild zu einer Verzögerung der Unterscheidung zwischen Selbst und anderem führt und damit zu einer verlangsamten Entwicklung von Ich-Identität und Objektbeziehungen.
Marjorie Leonard starb im Alter von 86 Jahren an der Alzheimer-Krankheit. (Artikelanfang)
Helen Lillian Block wurde in New York als Tochter jüdischer Einwanderer geboren. Ihre Eltern, der Arzt John Block und seine Frau Rose Boorstein, stammten aus dem sog. Ansiedlungsrayon des Russischen Reichs. Nach dem Besuch des Barnard College (BA 1932) studierte Helen Block Psychologie und promovierte 1936 an der Columbia University zum Dr. Phil. Im gleichen Jahr heiratete sie den Papyrologen Naphtali Lewis (1911-2005), ebenfalls aus einer jüdischen Einwandererfamilie stammend, der von 1947 bis 1976 Professor für Klassische Philologie am Brooklyn College war. 1942 wurde ihre Tochter Judith geboren, zwei Jahre darauf ihr Sohn John. Judith Lewis Herman wurde später Psychiaterin.
In ihrer ersten Zeit als Psychologin widmete sich Helen Block Lewis besonders der Erforschung sozialpsychologischer Themen. Sie lehrte von 1934 bis 1942 Psychologie am Brooklyn College und von 1945 bis 1958 an der New School for Social Research und am Swarthmore College. Von 1944 bis 1947 arbeitete sie am Mount Sinai Hospital und von 1945 bis 1949 am Caroline Zachary Institute of Human Development in New York.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie u. a. bei Esther Menaker und Margaret Mahler sowie an dem von Clara Thompson geleiteten William Alanson White Institute. Ab 1945 praktizierte sie als niedergelassene Psychoanalytikerin in Manhattan und New Haven. Sie war Lehranalytikerin und Supervisorin der von Theodor Reik gegründeten National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP), des Institute for Psychoanalytic Training and Research und des NYU Postdoctoral Program in Psychoanalysis. Nach ihrem Umzug nach Connecticut lehrte sie auch an der Yale University. Da die American Psychoanalytic Association nur Ärzte in ihren Reihen zuließ, gründete sie 1979 gemeinsam mit anderen Psycholog:innen die Division of Psychoanalysis (Division 39) in der American Psychological Association. Von 1984 bis 1985 war sie Präsidentin der Division 39 und von 1982 bis zu ihrem Tod Herausgeberin von deren Zeitschrift Psychoanalytic Psychology.
Helen Block Lewis leistete einen wichtigen Beitrag zur psychoanalytischen Theorie mit ihrer Erforschung der Scham. Auf der Grundlage experimenteller Studien und klinischer Beobachtungen unternahm sie eine phänomenologische Differenzierung von Scham und Schuld: Die Identifikation mit dem bedrohenden Elternteil bringe Schuld hervor, Identifikation mit dem geliebten oder bewunderten Ich-Ideal Stolz oder Scham. Die Quelle der Scham ist das Versagen gegenüber dem Ich-Ideal. Feldabhängige Menschen, in der Regel Frauen, neigen eher zu Schamreaktionen, feldunabhängige, in der Regel Männer, eher zum Erleben von Schuld. Lewis unterschied zwischen der "offenen, nicht identifizierten Scham" (das Erleben wird nicht als Schamaffekt erkannt und kann nicht verbalisiert werden) und der "umgangenen Scham" (die Inhalte der Scham sind kognitiv bewusst, bleiben aber affektfrei).
Helen Block Lewis starb im Alter von 73 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Margrit (Margaret) Anna Tobler wurde in der Schweiz als Tochter von Jacob Tobler und Lydia Kuenzler geboren. 1924 heiratete sie in New York den aus Russland stammenden Thomas Justin Libbin (1881-1946), 1929 wurde ihre Tochter Barbara geboren. Thomas Libbin hatte von 1915 bis 1917 in Zürich Philosophie studiert, war ein Analysand von C. G. Jung und Mitarbeiter von Smith Ely Jelliffe, einem der ersten Freud-Anhänger in den USA.
Wie ihr Mann erhielt Margrit Libbin ihre psychoanalytische Ausbildung am Wiener Psychoanalytischen Institut, u. a. hospitierte sie bei August Aichhorn. 1927 zogen Margrit und Thomas Libbin nach Los Angeles und gründeten dort im gleichen Jahr gemeinsam mit David Brunswick und anderen die erste psychoanalytische Studiengruppe. Die Gründungsmitglieder, zu denen in den 1930er Jahren auch Estelle Levy und Marjorie Leonard stießen, waren alle "Laienanalytiker:innen", also keine Ärzte. Aus der offiziell 1935 etablierten Los Angeles Psychoanalytic Study Group ging 1946 die Los Angeles Psychoanalytic Society and Institute hervor. Anlässlich von Sigmund Freuds 80. Geburtstag hielt Margrit Libbin 1936 einen Vortrag über Repetition, compulsion and transference.
Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann heiratete Margrit Libbin 1939 den in die USA emigrierten Wiener Hans Munk (1886-1965), einen promovierten Juristen aus vermögender Familie. In den 1940er Jahren verfasste Margrit Munk zahlreiche Kurzrezensionen psychoanalytischer Aufsätze für die Zeitschrift The Psychoanalytic Quarterly. (Artikelanfang)
Afaf Mahfouz wurde in Al-Minya in Ägypten als Tochter von Hikmat Abdalla Islam und Mohamed Mourad Mahfouz geboren. Sie besuchte eine von katholischen Nonnen geführte französische Schule in Al-Minya und studierte danach Rechtswissenschaften an der Universität Alexandria. Nach dem BA 1958 heiratete sie den Rechtsanwalt Ahmed El-Kosheri (1932-2019) und ging mit ihm nach Frankreich. Sie setzte dort ihr Studium fort (MA 1962) und promovierte 1967 in Paris bei dem Politikwissenschaftler Maurice Duverger über Sozialismus und Macht in Ägypten. In Paris nahm sie auch an den Seminaren von Jacques Lacan teil.
Afaf Mahfouz lehrte Internationales Recht und Politikwissenschaft an der Universität Helwan in Kairo und war von 1974 bis 1978 Kulturattachée der ägyptischen Regierung in Washington, DC. 1985 schloss sie eine psychoanalytische Ausbildung in Washington ab und wurde Mitglied der American Psychoanalytic Association. Seitdem lebte sie in den USA, praktizierte als Psychoanalytikerin in Bethesda und lehrte an der Georgetown University in Washington. Nach der Scheidung 1976 von El-Kosheri heiratete sie 1979 ihren Kollegen Carl Victor Schieren (*1940).
Seit den 1990er Jahren engagierte Afaf Mahfouz sich in Nichtregierungsorganisationen und war von 1997 bis 2000 Präsidentin der Conference of Non-Governmental Organization in Consultative Relationship with the United Nations (CoNGO). Sie setzte sich für Frauen- und Menschenrechte ein und gehörte 1995 zu den Organisatorinnen der Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Peking. Sie war Vorsitzende des IPA Committee on the United Nations und von 1998 bis 2009 Repräsentantin der International Psychoanalytical Association (IPA) bei den Vereinten Nationen. (Artikelanfang)
Margaret Schönberger Mahler, neben Edith Jacobson und Heinz Hartmann die wichtigste Vertreterin der amerikanischen Ich-Psychologie, kam im ungarischen Sopron zur Welt. Sie war das Lieblingskind ihres Vaters Gusztav Schönberger, der als Arzt und Präsident der jüdischen Gemeinde zu den Honoratioren von Sopron zählte. Als eher kalt und abweisend erlebte sie ihre Mutter Eugenia, geb. Wiener, die ihr die jüngere Schwester Suzanne vorzog. Als Margarethe Schönberger sechzehn war, zogen die beiden Schwestern zu einer Tante nach Budapest, um dort das Gymnasium zu besuchen. Durch ihre Schulfreundin Alice Székely-Kovács und deren Mutter, die Psychoanalytikerin Vilma Kovács, kam Margarethe Schönberger mit Sándor Ferenczi und seinem Kreis in Kontakt.
1916 schrieb sie sich an der Budapester Universität für Kunstgeschichte und Ästhetik ein, sattelte dann aber auf Medizin um. Als 1919 das repressive Horthy-Regime an die Macht kam, ging Margarethe Schönberger nach Deutschland und setzte in München, Jena und Heidelberg ihr Medizinstudium fort. Sie spezialisierte sich auf Kinderheilkunde und promovierte 1922 in Jena. Noch im gleichen Jahr ging sie nach Wien, arbeitete als Assistenzärztin an der Wiener Universitäts-Kinderklinik und der Reichsanstalt für Mütter und Säuglingsfürsorge und eröffnete 1925 eine Privatpraxis als Kinderärztin.
1926 begann Margarethe Schönberger eine Lehranalyse bei Helene Deutsch, die sie aber nach einem Jahr für nicht analysierbar erklärte. Erst nach einer Analyse bei August Aichhorn wurde sie wieder am Wiener Lehrinstitut zugelassen. Wegen einer Liebesbeziehung mit Aichhorn wechselte sie 1930 zu Willi Hoffer, bei dem sie 1935 ihre Lehranalyse abschloss. 1933 wurde sie außerordentliches Mitglied der WPV und eröffnete ein Jahr später ein psychoanalytisches Kinderambulatorium. Während ihrer Wiener Zeit stand sie in engem Kontakt mit Vertreter:innen der Budapester Schule. Michael und Alice Balint sowie Therese Benedek verdankte sie die Idee einer Zweieinheit von Mutter und Kind, die sie später in ihrem Symbiosekonzept ausarbeitete.
1936 heiratete Margarethe Schönberger Paul H. Mahler (1886-1956), den Direktor einer chemischen Fabrik. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland emigrierte sie 1938 mit ihrem Mann über England in die USA, wo sie 1940 Mitglied der New York Psychoanalytic Society wurde. In den folgenden Jahren war Margaret Mahler als Chefberaterin des Kinderdienstes am New Yorker psychiatrischen Institut und als Lehrbeauftragte für Psychiatrie an der Columbia Universität tätig. 1948 lernte sie Edith Jacobson kennen und machte bei ihr eine weitere Analyse.
In den 1950er Jahren lehrte Mahler auch in Philadelphia, wo sie das Ausbildungsprogramm des Philadelphia Psychoanalytic Institute leitete. 1950 gründete sie zusammen mit Manuel Furer einen therapeutischen Kindergarten für psychotische Kinder an der New Yorker Albert Einstein School of Medicine. Zwei Jahre später erschien ihr Aufsatz über kindliche Psychosen, in dem sie autistische von symbiotischen frühkindlichen Psychosen unterschied, ein Thema, das sie 1968 in ihrem gemeinsam mit Furer verfassten Buch On Human Symbiosis and the Vicissitudes of Individuation weiterverfolgte. Die Psychoseforschung war für Mahler der Ausgangspunkt, um auch die normale kindliche Entwicklung zu erklären.
Ab 1959 führte sie mit ihren Mitarbeiter:innen neben der Untersuchung psychotischer Kinder auch eine Studie über normale Säuglinge und deren Mütter am New Yorker Masters Children's Center durch. Aus diesen langjährigen Projekten ging 1975 das bekannte Buch The Psychological Birth of the Human Infant hervor, in dem sie gemeinsam mit Fred Pine und Anni Bergman die Theorie vom Separations-Individuationsprozess darstellte.
Mahler zufolge muss der Säugling, der zunächst eine autistische Phase durchlebt, mit seiner Mutter eine Symbiose eingehen und dann in einem Prozess der Separation, der sich bis zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts erstreckt, aus dieser symbiotischen Phase wieder herausgelangen, um ein von der Mutter getrenntes Selbst zu entwickeln. Dieser Prozess der inneren Loslösung verläuft über die Differenzierungs-, die Übungs- und die Wiederannäherungsphase und mündet in der Individualität und den Anfängen emotionaler Objektkonstanz. Im Falle einer mangelnden Selbstdifferenzierung des Kindes kann es zu einer symbiotischen Psychose kommen.
Zuletzt war Margaret Mahler Forschungsdirektorin am Masters Children's Center in New York, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Sie hinterließ ihr Vermögen den "Grauen Panthern". (Artikelanfang)
Lillian Malcove wurde in Mahiljou in Weißrussland geboren, als das fünfte von neun Kindern jüdischer Eltern. Ihre Familie floh 1905 vor den Pogromen während der Revolution nach Kanada und ließ sich in Winnipeg nieder. Lillian Malcove studierte Medizin und promovierte 1925 an der University of Manitoba. Während ihrer Assistenzarztzeit zwischen 1926 und 1927 am Winnipeg General Hospital erkrankte sie an Tuberkulose.
Nachdem sie sich erholt hatte, zog sie 1931 nach New York, um sich im Hudson Valley State Hospital in Poughkeepsie, NY, als Fachärztin für Psychiatrie zu spezialisieren und am New York Psychoanalytic Institute eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin zu absolvieren. Ihr Lehranalytiker war Bertram D. Lewin. Ein wichtiger Lehrer für sie war der Wiener Psychoanalytiker Otto Isakower, mit dem sie auch befreundet war.
Von 1929 bis 1932 war sie Mitarbeiterin von David Levy, Kinderpsychiater und Forschungsdirektor des New York Institute for Child Guidance; danach lehrte sie Kinderpsychiatrie an der Payne Whitney Psychiatric Clinic in New York. 1933 wurde sie Mitglied und 1939 Lehr- und Kontrollanalytikerin der New York Psychoanalytic Society and Institute (NYPSI). Lillian Malcove, die als ausgezeichnete Therapeutin und Ausbilderin galt, leitete am NYPSI Seminare über Persönlichkeitsentwicklung und "Universal Fantasies". Der Schwerpunkt ihrer Veröffentlichungen lag auf der Entwicklung in Kindheit und Jugend.
1937 heiratete sie Laszlo Ormos (1903-1948), einen aus Ungarn stammenden Filmregisseur und Autor, der 1935 in die USA emigriert war und in New York Dokumentar- und Lehrfilme drehte. Nach seinem frühen Tod konzentrierte sie sich neben ihrer klinischen Arbeit und Lehre auf das Sammeln von Kunstgegenständen. Ihre umfangreiche Kunstsammlung vermachte sie der University of Toronto. (Artikelanfang)
Margarethe Edith Hitschmann wurde als Tochter einer österreichisch-jüdischen Familie in Wien geboren. Ihr Vater, der Internist Eduard Hitschmann, gehörte zu den ersten Anhängern Sigmund Freuds und nahm an dessen Psychologischer Mittwoch-Gesellschaft teil. Ihre Mutter Hedwig geb. Schick war Konzertsängerin und später Sprachtherapeutin. Margaret Hitschmann studierte in den 1930er Jahren in Wien Medizin, bevor sie nach dem "Anschluss" 1938 mit ihren Eltern nach London und dann in die USA emigrierte.
Ihre psychiatrische Facharztausbildung erhielt sie in New York, Boston und Worcester, Massachusetts. Am Worcester State Hospital lernte sie 1941 ihren Mann Sydney Margolin (1909-1985) kennen, einen aus New York stammenden Psychiater. Sie heirateten noch im gleichen Jahr in New York und bekamen zwei Kinder, John und Carol.
Margaret und Sidney Margolin absolvierten ihre psychoanalytische Ausbildung in den 1940er Jahren am New York Psychoanalytic Institute. 1955 zogen sie nach Denver in Colorado, wo Margaret "Gretl" Margolin als Consultant-Psychiaterin für verschiedene Institutionen - Public School, Mental Health Center, pädiatrische Abteilungen - tätig war und als Associate Professor an der Universität von Colorado Psychiatrie lehrte. Gemeinsam mit ihrem Mann beteiligte sie sich 1962 an der Gründung der Denver Psychoanalytic Society (deren erster Präsident René A. Spitz war) sowie am Aufbau des 1969 eröffneten Denver Psychoanalytic Institute.
Margaret Hitschman Margolin widmete sich besonders den Verhaltensstörungen von Kindern und Jugendlichen, sie war u. a. Mitglied der American Orthopsychiatric Association. Von ihrer Mutter hatte sie die Liebe zur Musik geerbt und setzte sich dafür ein, Kindern aus Problemfamilien eine Musikerziehung zu ermöglichen. (Artikelanfang)
Helen Dorothy Vincent wurde in Sandusky, Ohio, geboren als Tochter von Clarence A. Vincent und Lucy S. Hall. Ihr Vater war ein ordinierter Baptistenprediger. Helen Vincent erwarb 1915 ihren BS am Mount Holyoke College in South Hadley und studierte danach Ernährungswissenschaft und Lebensmittelanalytik am Massachusetts Institute of Technology. Sie schrieb sich dann für ein Medizinstudium an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore ein, wo sie 1921 zum Dr. med. (MD) promovierte und anschließend ihre Assistenzarztzeit im Johns Hopkins Hospital absolvierte.
Während ihrer gynäkologischen Facharztausbildung 1922 bis 1923 am Union Medical College in Peking lernte sie den Arzt und späteren Direktor der Universitätskliniken von Chicago, Franklin Chambers McLean (1888-1968) kennen. Sie heirateten 1923 und kehrten noch im gleichen Jahr nach Chicago zurück. Ihr Sohn Franklin Vincent wurde 1934 geboren, starb jedoch schon 1948.
Ab Mitte der 1920er Jahre arbeitete Helen Vincent McLean gleichzeitig in der Infant Welfare Society Birth Control Clinic und dem Public Health Institute und lehrte am Social Hygiene Council und an der Universität Chicago. Sie entschloss sich zu einer psychoanalytischen Ausbildung und machte Ende der 1920er Jahre eine Lehranalyse bei Franz Alexander. 1931 gehörte sie zu den Gründer:innen der Chicago Psychoanalytic Society, deren Präsidentin sie von 1938 bis 1940 war.
In den 1940er Jahren führte Helen V. McLean am Chicagoer Psychoanalytischen Institut eine Untersuchung über rassische Konflikte und Vorurteile durch und publizierte auch mehrere Aufsätze über dieses Thema. Ende der 1950er Jahre gehörte sie der Redaktion des Journal of the American Psychoanalytic Association an. Neben ihrer Tätigkeit in der Psychoanalytischen Vereinigung war sie von 1944 bis 1948 Psychiaterin am Michael Reese Hospital in Chicago und in den 1950er Jahren Direktorin der Illinois Society for Mental Health und der Planned Parenthood Association. 1949 wurde sie mit der Elizabeth Blackwell Centennial Citation geehrt. (Artikelanfang)
Phyllis Jane Whitcomb wurde in Boston geboren als älteste von drei Töchtern des Verlagskaufmanns George Whitcomb und seiner Frau Marjorie geb. Loring. Sie war einige Jahre als Journalistin in New York tätig, bevor sie in den 1950er Jahren eine psychoanalytische Ausbildung bei der National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP) machte, die Theodor Reik 1948 für nicht-ärztliche Psychoanalytiker gegründet hatte. Ihr Lehranalytiker war Hyman Spotnitz. 1962 wurde sie als Psychoanalytikerin zugelassen.
1965 heiratete sie den Psychoanalytiker Cyril Zachary Meadow (1927-1998), ihre Tochter Dena Reed wurde ebenfalls Psychoanalytikerin. Phyllis Meadow, die 1969 an der New York University zum Dr. phil. promovierte, setzte sich besonders für die Anerkennung der Psychoanalyse als eigenständige akademische Disziplin und die Öffnung der psychoanalytischen Ausbildung für Nicht-Mediziner:innen ein. Sie zählte in den 1970er Jahren zu den Pionier:innen der "Modern Psychoanalysis", die Freudsche Konzepte für die Behandlung von Patient:innen mit präödipalen Störungen wie Borderline- und narzisstische Erkrankungen und Psychosen weiterentwickelt hat. Die Grundlagen dieses Ansatzes haben Meadow und Spotnitz 1977 in ihrem Buch Treatment of the Narcissistic Neuroses beschrieben.
Phyllis W. Meadow war Mitgründerin und mehrere Jahre Präsidentin der Society of Modern Psychoanalysts. Das von ihr und anderen 1971 gegründete New York Center for Modern Psychoanalytic Studies (CMPS) wurde unter ihrer Leitung zu einem führenden Ausbildungsinstitut für Modern Psychoanalysis. 1973 gründete sie mit Ethel Clevans das Boston Center for Modern Psychoanalytic Studies in Brookline, Massachusetts, ab 1994 Boston Graduate School of Psychoanalysis (BGSP), mit dem Cyril Z. Meadow Institute als Zweigstelle in Dummerston, Vermont. Sie war Lehr- und Kontrollanalytikerin und bis zu ihrem Tod Präsidentin der BGSP. Außerdem war sie Vorstandsmitglied der NPAP und Präsidentin der von ihr mitgegründeten National Accreditation Association for Psychoanalysis. Ab 1976 erschien unter ihrer Herausgeberschaft die Zeitschrift Modern Psychoanalysis, in der sie zahlreiche Aufsätze zur Theorie und Technik der Modern Psychoanalysis veröffentlicht hat.
Phyllis Meadow starb im Alter von 80 Jahren an Gallenblasenkrebs. (Artikelanfang)
Esther Menaker kam in Bern in der Schweiz zur Welt, wohin ihre Eltern Cecelia und Waldemar Astin, aus Russland stammende jüdische Sozialisten, emigriert waren. Ihr Vater war Chemiker, ihre Mutter hatte eine medizinische Ausbildung. 1910 wanderte die Familie in die USA aus und ließ sich in Philadelphia nieder. Esther Astin studierte zunächst Chemie an der University of Pennsylvania, sattelte dann auf Sozialpädagogik um und erwarb 1930 in diesem Fach ihren Masterabschluss.
1930 heiratete sie William Menaker (1896-1972), einen Zahnarzt, der seinen ungeliebten Beruf aufgegeben hatte und nun mit straffällig gewordenen Jungen arbeitete. Im gleichen Jahr gingen beide nach Wien, um dort eine Ausbildung am Psychoanalytischen Institut zu absolvieren. Gleichzeitig studierten sie Psychologie bei Karl und Charlotte Bühler und promovierten 1934 zum Dr. phil. Esther Menaker, die sich besonders für die Kinderanalyse interessierte, machte eine zweijährige Lehranalyse bei Anna Freud und - nach einer Fehlgeburt - eine weitere Analyse bei Willi Hoffer. Ihre ambivalenten bis negativen Erfahrungen mit den Wiener Psychoanalytiker:innen schilderte sie später in ihrem Buch Schwierige Loyalitäten.
1934 wurde ihr Sohn Michael geboren - 1938 kam Sohn Thomas hinzu -, und Esther und Bill Menaker kehrten im gleichen Jahr in die USA zurück. Sie ließen sich in New York nieder, wo Esther Menaker eine Praxis als Kinderanalytikerin eröffnete. Beide engagierten sich für die psychoanalytische Ausbildung von Nicht-Mediziner:innen, und beteiligten sich 1961 an der Gründung des Postdoctoral Program in Psychotherapy and Psychoanalysis am Department für Psychologie der New Yorker Universität, wo Esther Menaker lehrte. Außerdem gehörte sie dem Lehrkörper der 1948 von Theodor Reik gegründeten National Psychological Association for Psychoanalysis an.
Bekannt wurde Esther Menaker als Verfechterin der Lehren des Dissidenten Otto Rank sowie durch ihre Arbeiten zum Masochismus. Ihr 1956 erschienener, von Konrad Lorenz beeinflusster Artikel über Parallelen zwischen bestimmten angeborenen tierischen Verhaltensweisen und dem moralischen Masochismus beim Menschen galt seinerzeit als Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Auf dem Hintergrund der Ich-Psychologie und der Ethologie entwickelte Menaker in zahlreichen Publikationen ihre Theorie des Masochismus als Anpassungsprozess des Ichs und beschrieb die Rolle der Ich-Identifizierungen als Transmitter der sozialen Evolution. Einen weiteren Schwerpunkt bildete ihre Beschäftigung mit Masochismus und Kreativität. (Artikelanfang)
Dora (später Doris) Menzer wurde in Gura Humora (Bukowina) - damals Österreich, nach 1918 Rumänien - geboren als Tochter jüdischer Eltern, Isaak Menzer und Rachel Frohner. Während des Ersten Weltkriegs flohen ihre Eltern in die Schweiz, wo Dora Menzer in Zürich aufwuchs und Medizin studierte. Wegen Doras Beteiligung an antifaschistischen Aktionen sah sich ihre Familie 1939 gezwungen nach Kanada zu emigrieren.
Sie beendete ihr Medizinstudium an der University of Manitoba in Winnipeg und schloss 1946 ihre psychiatrische Facharztausbildung am Allen Memorial Hospital der McGill University in Montreal ab. 1943 heiratete sie den kanadischen Psychiater Naphtaly Osovsky, der sich 1947 in Tully Benaron (1909-1996) umbenannte. Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter, Susan und Naomi, hervor.
Doris und Tully Benaron gingen 1947 in die USA und ließen sich in Boston nieder, wo Doris Menzer-Benaron ihre Tätigkeit als Psychiaterin am Boston State Hospital aufnahm. Anfang der 1950er Jahre machte sie eine psychoanalytische Ausbildung bei der Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI) und wurde wie ihr Mann 1955 Mitglied und 1958 Lehranalytikerin der BPSI. Außerdem lehrte sie dreißig Jahre lang am Massachusetts Mental Health Center (MMHC). Sie galt als außergewöhnlich intuitive Therapeutin und war eine gesuchte Supervisorin.
Gemeinsam mit Somers Sturgis, einem Pionier der Geburtenregelung, gründete sie 1952 am Peter Bent Brigham Hospital in Boston die Gyn-Psychiatríc Unit zur Untersuchung der Wechselwirkung psychischer und somatischer Symptome bei Patientinnen mit Menstruations- und Reproduktionsstörungen. Sie war auch viele Jahre als Psychiaterin in der Roxbury Court Clinic tätig, einer kinderpsychiatrischen Einrichtung in einem Bostoner Armenviertel, und engagierte sich in der Obdachlosenhilfe.
Doris Menzer-Benaron starb im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Emy (Emmi) Anna Metzger wurde in Mainz geboren als Tochter jüdischer Eltern, David Metzger und Fanny geb. Frankenfelder. Ihr Vater war Miteigentümer einer Eisenwarenhandlung in Mainz. Nach einem Einsatz als Rotkreuzschwester im Ersten Weltkrieg begann Emmi Metzger 1917 ein Medizinstudium in Frankfurt am Main. 1920 wechselte sie nach Freiburg und ein Jahr später nach München, wo sie 1923 zum Dr. med. promovierte. Sie spezialisierte sich als Fachärztin für Nerven- und Gemütskrankheiten, u. a. bei Kurt Goldstein und Julius Wagner-Jauregg, und führte ab 1927 eine eigene Praxis in Frankfurt, bis sie 1935 nach New York emigrierte.
In den USA arbeitete Emy A. Metzger zunächst als Ärztin in der psychiatrischen Privatklinik Stony Lodge Sanitarium in Ossining, NY, und später in der Mental Health Clinic des Lenox Hill Hospital in New York. Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung am American Institute for Psychoanalysis (AIP) und erhielt 1952 ihre Zulassung als Psychoanalytikerin. Als Mitglied der 1941 von Karen Horney, Clara Thompson und anderen gegründeten Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP) vertrat sie einen kulturalistischen bzw. neofreundianischen Ansatz. Sie lehrte am AIP, der New School for Social Research, der Academy of Medicine und dem Auxiliary Council der AAP und war außerdem Mitglied der American Psychiatric Association, der Academy of Psychoanalysis, der Schilder Society und der Virchow Society. Ihr Interesses galt besonders dem Verständnis der Schizophrenie und der Rolle des Verstehens in der psychoanalytischen Technik. (Artikelanfang)
Jean Teutonia Baker wuchs als eines von drei Kindern in einer armen Familie in der New Yorker Bronx auf. Noch kein Jahr alt, erkrankte sie an Kinderlähmung und musste als Kind mehrmals operiert werden. Sie studierte zunächst Geschichte, dann Medizin und erwarb 1952 ihren Doktorgrad (MD) am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York. Anschließend spezialisierte sie sich in der Psychiatrie am New Yorker Bellevue und Jacobi Hospital sowie am Upstate Medical Center in Syracuse, NY. 1955 heiratete sie den Soziologieprofessor Seymour M. Miller (*1922), von dem ihre beiden Söhne Edward und Jonathan stammen.
Ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin schloss Jean Baker Miller 1959 am New York Medical College ab. Sie praktizierte von 1956 bis 1972 als Psychiaterin und Psychoanalytikerin in New York und ab 1973 in Boston. Sie lehrte Psychiatrie an der Harvard Medical School, dem Albert Einstein College of Medicine, dem Upstate Medical Center in Syracuse und der Boston University School of Medicine. 1972/73 war sie in London Gastdozentin an der London School of Economics und am Tavistock Institute. Ab 1981 leitete Jean Baker Miller das neu gegründete Stone Center for Developmental Services and Studies am Wellesley College, und von 1995 bis kurz vor ihrem Tod war sie Direktorin des Jean Baker Miller Training Institute im Rahmen der Wellesley Centers for Women.
In ihrem einflussreichen Buch Toward a New Psychology of Women (1976) unternahm Jean Baker Miiller, ausgehend von feministischen und psychoanalytischen Theorien, eine Neubewertung von traditionell als weiblich und damit minderwertig angesehenen Eigenschaften, vor allem der mit der Bindungsorientierung von Frauen verbundenen Werte. Miller schuf mit ihrem relationalen Ansatz die Grundlagen der Relational-Cultural Theory, in der nicht das abgegrenzte, autonome Selbst als Ausweis psychischer Gesundheit gilt, sondern die Fähigkeit, Beziehungen einzugehen, die dem beiderseitigen psychischen Wachstum dienen.
Jean Baker Miller litt unter dem Postpolio-Syndrom und starb 78-jährig an einem Lungenemphysem. (Artikelanfang)
Caroline Newton stammte aus Philadelphia, sie war die Tochter des wohlhabenden Industriemanagers und international renommierten Büchersammlers Edward Newton und seiner Frau Babette geb. Edelheim. Sie besuchte bis 1914 das Qäker-College Bryn Mawr für Mädchen in Pennsylvania, ließ sich nach eigenen Angaben an zwei Fürsorgeschulen ausbilden (vermutlich in Pennsylvania und New York) und arbeitete mehrere Jahre als Fürsorgerin in der Familienfürsorge, der ärztlichen und der Kinderfürsorge. Ihre ersten Kenntnisse in der Psychoanalyse erhielt sie an der New York School of Social Work, wo sie etwa 1918 einen Kurs über Psychoanalyse besuchte. 1921 reiste sie als Mitarbeiterin der Quäker-Organisation American Friends Service Committee nach Wien, um dort die Verteilung von Lebensmittelspenden an Kinder zu organisieren.
Wegen der schwierigen Beziehung zu ihrem Vater hatte sie bei dem New Yorker Psychiater Leonhard Blumgart eine Analyse begonnen, die sie 1921 bei Sigmund Freud in Wien und dann bei Otto Rank fortsetzte. Sie nahm an den Sitzungen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) teil und wurde 1924 Mitglied der WPV, nachdem sie dort einen Vortrag über das Thema Die Anwendung der Psychoanalyse auf die soziale Fürsorge gehalten hatte. Sie plädierte für die Integration einer kurzen persönlichen Analyse in die Ausbildung von Fürsorger:innen, damit psychoanalytische Erkenntnisse auch jenen Volksschichten zugute kommen, welche die Klientel der Fürsorge bilden.
Nach ihrer Teilnahme am Internationalen Psychoanalytischen Kongress 1924 in Salzburg kehrte Caroline Newton in die Vereinigten Staaten zurück und ließ sich in New York nieder. Sie bewarb sich um die Aufnahme in die New York Psychoanalytic Society (NYPS), wurde aber nur als Gast zugelassen, da sie keine medizinische Ausbildung hatte. Als sie in New York eine psychoanalytische Praxis eröffnete, wurde ihr der Gaststatus Ende 1924 wieder entzogen. Newtons Klage dagegen wies die NYPS 1925 ab. Trotz der Proteste Sigmund Freuds und des damaligen IPV-Präsidenten Karl Abraham ließen sich die Amerikaner in ihrer Ablehnung nicht-ärztlicher "Laienanalytiker" nicht beeinflussen. Caroline Newton blieb Mitglied der WPV bis zu deren Auflösung 1938. Sie freundete sich mit dem 1933 in die USA emigrierten Erich Fromm an und besuchte Fortbildungsveranstaltungen bei ihm und bei Karen Horney.
Die literarisch versierte Psychoanalytikerin übersetzte mehrere Bücher ins Englische, darunter die Entwicklungsziele der Psychoanalyse [The Development of Psychoanalysis (1925)] von Otto Rank und Sándor Ferenczi sowie Caspar Hauser von Jakob Wassermann (1928). 1929 lernte sie auf einer ihrer Europareisen Thomas Mann kennen, dessen großzügige Förderin sie wurde, als der Schriftsteller 1937 in die USA emigrieren musste. Sie baute eine Thomas Mann-Sammlung auf, die heute in der Manuscript Division der Princeton University Library zugänglich ist. Thomas Mann benutzte einzelne Züge Caroline Newtons für die Figur der verhuschten Klavierlehrerin Meta Nackedey in seinem Doktor Faustus. (Artikelanfang)
Marion M. Oliner wurde in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Andernach geboren als einziges Kind von Charlotte und Jakob Michel. 1936 zogen ihre Eltern nach Köln, wo Marion Michel die jüdische Schule besuchte. Nach den Novemberpogromen floh die Familie 1939 nach Belgien. Als die Deutschen Belgien besetzten, wurde Jakob Michel in Südfrankreich interniert, wohin ihm Mutter und Tochter 1941 folgten. Ein Jahr später begannen die Deportationen. Während ihre Eltern deportiert und in Auschwitz ermordet wurden, konnte Marion mithilfe des jüdischen Kinderhilfswerks OSE 1943 in die Schweiz entkommen.
1946 zog Marion Michel zu ihrem Onkel in die USA und besuchte bis 1948 die High-School in Philadelphia. Danach studierte sie Geisteswissenschaften am Bryn Mawr College (BA 1952) und Psychologie am Teachers College der Columbia University in New York, wo sie 1958 promovierte. 1955 heiratete sie den Unternehmer Alan Oliner (1925?-2023), 1957 wurde ihr Sohn Andrew geboren, 1960 ihre Tochter Carolyn.
In den 1960er Jahren machte Marion Oliner eine erste Analyse bei der von Gisela Barinbaum gegründeten New York Society of Freudian Psychologists, die sie 1968 abschloss. Es folgten weitere Analysen bei Edward Kronold und Charles Brenner von der New York Psychoanalytic Society. 1970 beendete sie ihre psychoanalytische Ausbildung und wurde Mitglied und Lehranalytikerin der New York Society for Freudian Psychologists (ab 1978 New York Freudian Society) und der National Psychological Association for Psychoanalysis.
Entgegen dem ich-psychologischen Mainstream vertritt Marion M. Oliner in den USA französische psychoanalytische Ansätze wie Béla Grunbergers Narzissmustheorie oder die Ideen der École psychosomatique de Paris. Zu ihren Schwerpunkten zählen die Auswirkungen des Holocaust auf die zweite Generation. Dabei gelangte sie u. a. zu der Erkenntnis, dass sich die Identifizierung der Kinder mit dem Leiden ihrer Eltern mithilfe der dynamischen Vorgänge in der Hysterie erklären lässt. (Artikelanfang)
Mary O'Malley wurde als eines von drei Kindern in Medina, New York, geboren, von wo ihre Familie bald nach Buffalo zog. Sie war einige Jahre lang Lehrerin, bevor sie an der Buffalo University Medizin studierte und 1897 ihren Doktorgrad erwarb. Während ihrer sechsjährigen Tätigkeit als Assistenzärztin für Psychiatrie und Gynäkologie am Binghamton State Hospital lernte sie William Alanson White kennen, der sie in die Psychoanalyse einführte.
Als White an die psychiatrische Klinik St. Elizabeth's Hospital in Washington wechselte, folgte ihm O'Malley und erhielt 1905 - als erste Frau - eine Stelle als Assistenzärztin am St. Elizabeth's, wo sie dreißig Jahre lang als Mitarbeiterin Whites tätig war. 1917 wurde sie zum Clinical Director befördert. In ihre Zuständigkeit fiel vor allem die Behandlung der weiblichen Patienten und die Supervision der Psychiaterinnen. Außerdem lehrte sie Psychiatrie an der George Washington School of Medicine.
Um 1919 schloss sie sich der National Woman's Party an, wo sie in den 1920er Jahren Vorsitzende des Physician's Council war. Von 1930 an engagierte sie sich in der Medical Women's National Association, deren Präsidentin sie von 1933 bis 1934 war.
Mary O'Malley gehörte zu den ersten Mitgliedern der 1914 unter der Leitung von White gegründeten Washington Psychoanalytic Society. Nach deren Auflösung im Jahr 1918 war Mary O'Malley 1925 maßgeblich für die Reorganisation der Vereinigung, nun Washington Psychopathological Society, verantwortlich. 1926 wurde sie für zwei Jahre zur ersten weiblichen Vorsitzenden der WPS gewählt. Als diese 1930 in der Washington-Baltimore Psychoanalytic Society aufging und Ausbildungsinstitut der IPV wurde, schied Mary O'Malley aus - vermutlich weil sie keine Lehranalyse vorweisen konnte.
Über ihre Arbeit mit psychotischen Patienten veröffentlichte sie zwei bemerkenswerte Aufsätze: In Transference and some of its problems in psychoses betonte sie den Unterschied zwischen der Übertragung bei psychotischen und neurotischen Patienten und hob die Bedeutung der positiven Übertragung in der Analyse von Psychotikern hervor; in Significance of narcissism in the psychoses schilderte sie die Fallgeschichten von acht Psychotikerinnen mit pathologischem Narzissmus.
1935 ging Mary O'Malley in den Ruhestand und verbrachte ihre letzten Lebensjahre bei ihren Geschwistern Edward und Margaret in Buffalo. (Artikelanfang)
Anna Ornstein wurde als jüngstes Kind einer jüdischen Familie in dem nordungarischen Dorf Szendro geboren, wo sie die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens verbrachte. 1942 zog sie zu ihrer Tante nach Debrecen, um dort zwei Jahre lang das jüdische Gymnasium zu besuchen. Als die deutsche Armee 1944 Ungarn besetzte, wurde sie mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Während ihre beiden Brüder und ihr Vater ums Leben kamen, überlebte Anna Brünn gemeinsam mit ihrer Mutter verschiedene Konzentrationslager. Nach der Befreiung kehrte sie nach Budapest zurück und heiratete 1946 ihren Jugendfreund Paul Ornstein (1924-2017) (Abb.). Aus ihrer Ehe gingen drei Kinder hervor.
Anna und Paul Ornstein flohen 1946 aus dem kommunistischen Ungarn über Wien nach Deutschland, wo Anna Ornstein von 1947 bis 1952 in Heidelberg Medizin studierte. Sie gingen dann in die USA und ließen sich in Cincinnati, Ohio, nieder. Während ihrer psychiatrischen Facharztausbildung an der University of Cincinnati wurde Anna Ornsteins Interesse für die Psychoanalyse geweckt. Wie zuvor ihr Mann absolvierte sie von 1964 bis 1969 eine psychoanalytische Ausbildung am Chicago Institute for Psychoanalysis, ihr Lehranalytiker war Maurice Levine. Anna Ornstein war seit 1969 Mitarbeiterin von Heinz Kohut am Chicagoer Institut und wurde zu einer wichtigen Vertreterin der psychoanalytischen Selbstpsychologie.
Einen Schwerpunkt ihrer teilweise gemeinsam mit Paul H. Ornstein verfassten Publikationen bilden Beiträge über den psychoanalytischen Behandlungsprozess. Stichworte sind hier die wichtige Rolle des empathischen Zuhörens und der subjektiven Erfahrung des Patienten, seine nicht voll bewussten kurativen Phantasien zum Behandlungsziel sowie seine die Selbstkohärenz fördernden Selbstobjektübertragungen. Häufig zitiert wird ihr Aufsatz The dread to repeat and the new beginning (1974; 1991 überarbeitet) über den therapeutischen Nutzen des Wiederholungszwang, als dessen Ursache sie die Angst des Patienten vor der Wiederholung der traumatischen Situation erkannte. Weitere Arbeitsschwerpunkte Anna Ornsteins sind die Psychopathologie des Kindes sowie der Heilungsprozess nach dem Überstehen von Extremsituationen, wobei sie auch ihre eigenen Erfahrungen miteinbezog.
Neben ihrer Privatpraxis und ihrer Tätigkeit als Lehr- und Kontrollanalytikerin am Cincinnati Psychoanalytic Institute war Anna Ornstein Professorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der University of Cincinnati, wo auch Paul Ornstein Psychiatrie und Psychoanalyse lehrte. Nach ihrer Emeritierung im Jahr 2000 zog sie mit ihrem Mann nach Boston, wo sie als Supervisorin am Boston Psychoanalytic Institute und als Lehrbeauftragte für Psychiatrie an der Harvard Medical School tätig war.
Anna Ornstein ist Mitglied zahlreicher psychoanalytischer Organisationen, u. a. ist sie Gründungsmitglied des International Council for Psychoanalytic Self Psychology. (Artikelanfang)
Die Kinderpsychiaterin Henriette Eleanor Pavenstedt wurde in New York als Tochter deutscher Einwanderer geboren. Ihre Eltern Edmund Wilhelm Pavenstedt, von Beruf Kaufmann, und Lilly Caroline geb. Probst kehrten jedoch während des Ersten Weltkriegs mit ihren Kindern nach Deutschland zurück. Eleanor Pavenstedt schrieb sich 1925 an der Universität Zürich für Medizin ein und promovierte vier Jahre später an der Universität Genf. Danach ging sie in die USA, wo sie von 1934 bis 1937 Assistant Child Psychiatrist am Massachusetts General Hospital in Boston war und dort die kinderpsychiatrische Ambulanz leitete.
Ihre psychoanalytische Ausbildung begann Eleanor Pavenstedt 1935 am Boston Psychoanalytic Institute bei Hanns Sachs und Helene Deutsch. Seit 1947 war sie als Lehranalytikerin der Bostoner Psychoanalytischen Gesellschaft tätig. Sie wurde Vorsitzende der Ausbildungskommission am BPSI sowie des Unterausschusses für frühe Entwicklung und soziale Probleme in der American Psychoanalytic Association. Von 1943 bis 1954 arbeitete sie als Psychiaterin an dem von Marian Putnam gegründeten James Jackson Putnam Children's Center. Ende der 1940er Jahre wurde sie Direktorin für Kinderpsychiatrie an der Boston University School of Medicine und lehrte dort von 1954 bis 1958 als Assistant Professor, von 1958 bis 1959 als Associate Professor und seit 1960 als ordentliche Professorin für klinische Psychiatrie. Seit 1965 war sie auch als Kinderpsychiaterin am Bostoner Tufts Columbia Point Medical Center tätig.
Eleanor Pavenstedt setzte sich besonders mit den psychischen Störungen von Kindern auseinander, die in sozialer Deprivation aufwachsen. Bekannt wurde sie durch das von ihr und Charles Malone herausgegebene Buch The Drifters über verwahrloste Kinder aus zerrütteten Unterschichtsfamilien. Zuvor hatte sie gemeinsam mit Lucie Jessner Dynamic Psychotherapy in Childhood veröffentlicht, ein Standardwerk der Kinderpsychiatrie.
Ein weiterer Schwerpunkt Pavenstedts waren Langzeitstudien zur kindlichen Entwicklung, wie die von ihr ab 1954 durchgeführte Untersuchung "The effect of maternal maturity and immaturity on child personality development". (Artikelanfang)
Ethel Jane Spector wurde als einziges Kind einer jüdischen Familie in Louisville, Kentucky, geboren. Ihre Mutter Anna geb. Zimmerman hatte Mathematik studiert, ihr Vater Louis Spector war Barbesitzer, er starb, als Ethel zwölf Jahre alt war. Sie studierte Psychologie an der University of Chicago (BA 1956) und Medizin m New York University College of Medicine (MD 1960). In erster Ehe war Ethel Spector Person mit dem Ingenieur Allen Person verheiratet.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie am Columbia University Center for Psychoanalytic Training and Research in New York, wo sie als Lehr- und Kontrollanalytikerin arbeitete und dessen Direktorin sie von 1981 bis 1991 war. Ethel S. Person lehrte als Professorin für Psychiatrie am College of Physicians and Surgeons der Columbia University und gehörte u. a. der Redaktion von Studies in Gender and Sexuality an. 2002 wurde sie mit dem National Woman Psychoanalytic Scholar Award der American Psychoanalytic Association geehrt.
Ihre theoretische Position verortete Ethel Person zwischen Objektbeziehungstheorie und kulturalistischer Psychoanalyse. Zu ihren wichtigsten Lehrern zählten Abram Kardiner und Lionel Ovesey. Gemeinsam mit Ovesey entwickelte sie in den 1970er Jahren eine Taxonomie für Geschlechtsumwandlungen vom Mann zur Frau, die auf dem Entwicklungsmodell von Margaret Mahler beruhte. Hauptthemen ihrer zahlreichen Veröffentlichungen bildeten Gender und Sexualität, Transvestismus und Transsexualität, Liebe, Phantasie und Macht. Person zeigte, welche Rolle sexuelle Phantasien im Leben des Einzelnen spielen, und beleuchtete die romantische Liebe und ihren Bezug zu Phantasie und Kreativität sowie ihr Potential zur Überschreitung der Grenzen des Selbst. Auch dem von der Psychoanalyse vernachlässigten Thema der Macht widmete sie sich und definierte sie als eine angeborene Kraft, durch die wir einerseits zu Selbstbestimmtheit und Beherrschung der äußeren Welt gelangen, andererseits zwischenmenschliche Macht ausüben.
Ethel S. Persons beiden Söhne, Louis und Lloyd Sherman, stammen aus ihrer 1968 eingegangenen Ehe mit dem Psychiater Barry Sherman, der 1976 starb. Seit 1978 war sie mit dem Rechtsanwalt Stanley Diamond (1930-2009) verheiratet. Sie starb im Alter von 77 Jahren an den Folgen von Alzheimer. (Artikelanfang)
Irmarita Kellers Putnam zählt zu den Pionier:innen der Bostoner Psychoanalyse. Sie wurde in Montclair, New Jersey, als älteste Tochter von Frederick Kellers und Bertha McWilliams geboren und besuchte bis 1916 das Vassar College. Anschließend studierte sie Medizin an der Harvard Medical School und bei Adolf Meyer an der Johns Hopkins Medical School, wo sie 1921 promovierte (M.D.). Danach ging sie mit ihrem späteren Ehemann, dem Neurologen und Gehirnchirurgen Tracy Jackson Putnam (1894-1975), Neffe des Bostoner Psychoanalytikers James Jackson Putnam und Cousin von Marian Putnam, nach China und arbeitete hier bis 1923 vor allem auf dem Gebiet der Gehirnanatomie. Zwischen 1923 und 1924 machte Irmarita Kellers eine ca. achtmonatige Analyse bei dem Jung-Schüler Johannes Hermanus van der Hoop in Amsterdam.
1967 heiratete sie Tracy Putnam und ließ sich mit ihm in Boston nieder, wo beide zunächst im Harvard Experimental Surgical Laboratory des Neurochirurgen Harvey Cushing arbeiteten. 1925 absolvierte Irma Putnam eine einjährige Analyse bei C. G. Jung in Zürich. Nach einer weiteren Analyse bei dem Bostoner Analytiker Ives Hendrick reiste sie 1930 nach Wien, um sich ein Jahr lang von Sigmund Freud analysieren zu lassen, der sie sehr schätzte. Anfang der 1930er Jahre gehörte sie zu den Gründer:innen des Bostoner Psychoanalytischen Lehrinstituts. Sie war von 1932 bis 1933 erste Vorsitzende des Erziehungs- und Bildungsausschusses der Boston Psychonalytic Society and Institute (BPSI) und holte den Wiener Hanns Sachs als Lehranalytiker nach Boston.
1939 zog sie mit ihrem Mann und ihrer elfjährigen Tochter Lucy nach New York. 1943 wurde ihre Ehe geschieden, und 1947 nahm sich ihre Tochter das Leben. Nach dem Rückzug aus ihrer Praxis lebte Irma Putnam bis zu ihrem Tod in New York. (Artikelanfang)
Foto: © Boston Psycho-
analytic Society and Institute
Die in Boston geborene Marian (Molly) Cabot Putnam war die Tochter von James Jackson Putnam, dem Gründer der ersten Boston Psychoanalytic Society, und seiner Frau Marian Cabot. In die Fußstapfen ihres Vaters tretend, studierte sie Medizin an der Johns Hopkins Medical School in Baltimore und erwarb dort 1921 ihren Doktorgrad. Anschließend spezialisierte sie sich als Kinderärztin bei Edwards A. Park an der Yale University School of Medicine und absolvierte zusätzlich ein Jahr in der Psychiatrie bei Adolf Meyer am Johns Hopkins sowie ein weiteres am Boston Children's Hospital. Von 1921 bis 1938 war sie an der Yale University in New Haven tätig, seit Mitte der 1930er Jahre als Assistant Professor für Psychiatrie und Mental Hygiene.
1933 (1929?) reiste Marian Putnam nach Wien, um dort eine psychoanalytische Ausbildung zu machen. Ihre Lehranalytikerin war Helene Deutsch, mit der sie auch befreundet war. 1937 wurde sie Mitglied der Boston Psychoanalytic Society, ein Jahr später ließ sie sich in Boston nieder. Putnams Schwerpunkt war die Kinderanalyse, sie interessierte sich besonders für Störungen während der ersten vier Lebensjahre und erforschte frühe Unterschiede im Verhaltensausdruck emotionaler Zustände. Die kindliche Entwicklung bildete den Schwerpunkt ihrer Vorlesungen an den Medical Schools der Boston und der Harvard University sowie am Massachusetts Institute of Technology und an der Simmons School of Social Work.
1943 gründete sie gemeinsam mit Beata Rank das Children's Center in Roxbury, Massachusetts, wo "atypische" Kleinkinder mit psychotischen Störungen, Kinder mit Entwicklungsstörungen, vaterlose Kinder und Kinder psychotischer Eltern behandelt wurden. Seit 1946 führte das Therapie- und Ausbildungszentrum den Namen James Jackson Putnam Children's Center, dessen Direktorin Marian Putnam bis zu ihrer Pensionierung 1962 war. Sie starb 78-jährig an einem Herzinfarkt. (Artikelanfang)
Lore Reich Rubin, die jüngste Tochter der Psychoanalytiker:innen Wilhelm und Annie Reich, wurde in Wien geboren. 1930 zog Wilhelm Reich nach Berlin, wohin ihm Annie Reich 1931 trotz der Spannungen in ihrer Ehe mit den Töchtern Eva und Lore folgte. Diese kamen auf Wunsch des Vaters in eine Kinderkommune in Berlin-Frohnau, die von der Individualpsychologin Annemarie Wolff geleitet wurde.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Annie Reich nach Prag und Wilhelm Reich nach Kopenhagen. 1934 wurde ihre Ehe geschieden. Ihre Töchter wurden zu den Großeltern nach Wien geschickt, die sie in Grete Frieds privater Pension für Kinder vor allem von Psychoanalytiker:innen unterbrachten. Während dieser Zeit waren sie bei Berta Bornstein in Behandlung, Eva in Psychoanalyse, Lore in Psychotherapie.
Ab 1936 lebte Lore Reich bei ihrer Mutter in Prag, bis Annie Reich 1938 mit ihrem zweiten Mann Thomas Rubinstein und ihren beiden Töchtern nach New York emigrierte. Lore Reich begann 1945 an der New York University ein Geschichtsstudium mit dem Nebenfach Psychologie, wechselte dann aber zur Medizin und promovierte 1954 in diesem Fach. Sie war eine Zeitlang Mitglied der trotzkistischen Socialist Workers Party, wo sie den späteren Wirtschaftshistoriker Julius Rubin (1921-2004) kennenlernte und 1947 heiratete. Aus ihrer Ehe gingen drei Kinder hervor.
Lore Reich Rubin spezialisierte sich am Albert Einstein Medical Center als Fachärztin für Psychiatrie und begann 1957 eine psychoanalytische Ausbildung am New York Psychoanalytic Institute. Anschließend war sie (wie ihre Mutter) Mitglied der NYPSI. 1964 zog sie nach Pittsburgh, Pennsylvania, wo ihr Mann eine Professur für Wirtschaftsgeschichte antrat. Lore Reich Rubin eröffnete eine psychoanalytische Privatpraxis und trat der Pittsburgh Psychoanalytic Society and Institute bei. Geprägt vor allem durch die Objektbeziehungstheorie Edith Jacobsons, befürwortete sie jedoch einen eklektischen Ansatz in der psychoanalytischen Theorie und Praxis. Ihr besonderes Interesse gilt der Auswirkung von Traumen auf die Entwicklung des Charakters. (Artikelanfang)
Bertha Capen Reynolds, amerikanische Pionierin der Sozialarbeit und frühe Psychoanalytikerin, wurde in Brockton, Massachusetts, als Tochter von Mary Capen und Franklin S. Reynolds geboren. Als sie zwei Jahre alt war, starb ihr Vater, und die Mutter zog mit ihr nach Stoughton, um dort als Lehrerin zu arbeiten.
Bertha Reynolds besuchte von 1904 bis 1908 das Smith College in Northampton. Ihre anschließende Unterrichtstätigkeit am High School Department der Atlanta University in Georgia musste sie 1911 aus Krankheitsgründen abbrechen. Nach einer kurzen Psychotherapie bei James J. Putnam, dem Gründer der American Psychoanalytic Association, begann sie 1912 ein zweijähriges Studium an der Boston School for Social Workers (später Simmons College School of Social Work). Sie arbeitete von 1913 bis 1918 als Sozialarbeiterin bei der Boston Children's Aid Society und nahm 1918 an einem Ausbildungskurs der Training School for Psychiatric Social Work teil. In den folgenden Jahren war sie am Danvers State Hospital und in der Division of Mental Hygiene in Boston tätig. 1925 wurde sie Associate Director an der Smith College School for Social Work und lehrte dort bis 1938 psychiatrische Sozialarbeit.
1927/28 unternahm Bertha Reynolds eine Psychoanalyse bei Frankwood E. Williams, der von Otto Rank in Wien analysiert worden war. Nach einer fünfjährigen Unterbrechung setzte sie ihre Analyse 1932/33 bei Williams fort. Ebenso wie sie als Sozialpädagogin einen marxistischen Ansatz verfolgte, versuchte sie auch die Psychoanalyse mit dem Marxismus zu verbinden.
Von 1939 bis 1942 war Reynolds als selbständige Beraterin sozialer Einrichtungen tätig, danach bis 1947 als Supervisorin bei der National Maritime Union. Über diese Arbeit berichtete sie in ihrem Buch Social Work and Social Living. Von 1948 bis 1954 leitete sie an dem von Clara Thompson geführten William Alanson White Institute in New York ein Seminar über die Beziehung zwischen Sozialarbeit und Psychiatrie.
Bertha Reynolds Werk basiert auf christlichen, marxistischen und psychoanalytischen Grundlagen. In ihrem Hauptwerk Learning and Teaching in the Practice of Social Work, das zu den Klassikern auf diesem Gebiet zählt, zeigte sie auf, wie Psychologie und Sozialwissenschaften zur Lösung der Probleme in Lehre und Praxis der Sozialarbeit beitragen können. (Artikelanfang)
Janet McKenzie Rioch und ihr älterer Bruder David wurden in Damoh in Indien geboren. Ihre Mutter Minnie Henley war Engländerin, ihr Vater David McKenzie Rioch Kanadier. Die Eltern gehörten der Sekte der Campbelliten an und missionierten in Indien, wo Janet Rioch bis zu ihrem zweiten College-Jahr lebte. Sie beendete das College in den USA, studierte anschließend Medizin an der University of Rochester und promovierte dort 1930. Nach einer Tätigkeit im Forschungslabor von Philip Bard an der Johns Hopkins University spezialisierte sie sich ab 1933 als Psychiaterin am Shepard and Enoch Pratt Hospital in Baltimore.
Anschließend eröffnete sie eine Praxis in New York City und arbeitete am Presbyterian Hospital, später am Roosevelt Hospital, wo sie die von ihr gegründete Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie leitete. Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie am Lehrinstitut der New York Psychoanalytic Society (NYPS). Als Karen Horney dort keine Lehranalysen mehr durchführen durfte, verließen Horney, Harry Stack Sullivan, Clara Thompson, Frieda Fromm-Reichmann, Erich Fromm, Janet Rioch und andere 1941 die NYPS und gründeten die Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP).
Nach Differenzen mit Karen Horney traten Janet und ihr Bruder David Rioch 1943 zusammen mit Thompson, Sullivan, Fromm-Reichmann und Erich Fromm aus der AAP wieder aus, um das New Yorker Institut der Washington School of Psychiatry zu gründen, das seit 1946 den Namen William Alanson White Institute (WAWI) führt. Janet Rioch war hier bis zu ihrem Tod als Lehranalytikerin und Supervisorin tätig. 1956 gehörte sie zu den Initiator:innen der alternativ zur American Psychoanalytic Association gegründeten American Academy of Psychoanalysis, deren erste Präsidentin sie von 1956 bis 1957 war.
Janet Rioch übernahm den interpersonalen Ansatz Harry Stack Sullivans, wonach die Persönlichkeit nicht durch die Triebstruktur, sondern durch zwischenmenschliche Beziehungen und kulturelle Bedingungen geprägt wird. Auf dieser Grundlage setzte sie sich 1943 in ihrer vielbeachteten einzigen psychoanalytischen Arbeit mit dem Konzept der Übertragung auseinander, wobei sie gleichzeitig als eine der ersten auf die Bedeutung der Gegenübertragung hinwies.
Seit 1965 war Janet Rioch mit dem Physiologieprofessor Philip Bard (1898-1977) verheiratet. Zu ihren Analysanden zählten u. a. die amerikanischen Schriftsteller Walker Percy und Alfred Kazin. (Artikelanfang)
Ana-María Rizzuto wurde in Buenos Aires geboren und wuchs in Córdoba in Argentinien auf. Sie ließ sich zur Lehrerin ausbilden, bevor sie an der Universidad Nacional de Córdoba Medizin studierte und 1959 promovierte. Die Rekonvaleszenz nach einem schweren Autounfall nutzte sie, um an der Universidad Católica de Córdoba Kinder- und Jugendentwicklung zu studieren und zu lehren. Ihre medizinische Karriere setzte sie als Hämatologin und Spezialistin für Radioisotope am Krankenhaus in Córdoba fort. Gleichzeitig hielt sie 1963/64 einen Lehrauftrag über Religionspsychologie am katholischen Priesterseminar in Córdoba.
1965 ging sie in die USA, wo sie am Tufts-New England Medical Center in Boston ihre Facharztausbildung zur Psychiaterin beendete. Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung bei der Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI), schloss sich dann aber dem 1975 gegründeten Psychoanalytic Institute of New England, East (PINE) in Boston an. Seit 1984 ist sie hier als Lehranalytikerin und Supervisorin, inzwischen Emerita, tätig. Sie war außerdem Mitglied des Center for Advanced Psychoanalytic Studies (CAPS) und bis 1991 Clinical Professor of Psychiatry an der Tufts University School of Medicine in Boston. Sie ist mit dem Arzt Agustin Aoki, einem Spezialisten für Biotechnologie, verheiratet und praktiziert in Brookline, Massachusetts.
Ana-María Rizzuto ist Autorin zahlreicher psychoanalytischer Arbeiten mit den Schwerpunkten Religiosität, Sprache und Aggression. Besonders bekannt wurde ihr Buch The Birth of the Living God, in dem es um die Entstehung des Glaubens aus psychoanalytischer Sicht geht. Den theoretischen Rahmen dieser Studie bildet die Objektbeziehungstheorie, insbesondere Donald W. Winnicotts Konzept der Übergangsphänomene. Rizzuto geht davon aus, dass die persönliche Vorstellung von Gott im Bereich der Übergangsobjekte entsteht, jedoch im Unterschied zu anderen Übergangsobjekten im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung weiterhin bedeutsam bleibt. Anders als Sigmund Freud ist sie davon überzeugt, dass die Gottesvorstellung nicht notwendig das Symptom einer pathologisch verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit darstellt, sondern mit einer psychisch gesunden Persönlichkeit vereinbar sei. Eine psychodynamische Erklärung von Freuds Atheismus unternimmt sie in ihrem zweiten Buch Why Did Freud Reject God? Ana-María Rizzuto wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet, u. a. von der American Psychiatric Association und der National Association for the Advancement of Psychoanalysis. (Artikelanfang)
May Romm, die in Witebsk in Weißrussland als Tochter einer jüdischen Familie geboren wurde, kam im Alter von zwölf Jahren in die USA. Sie studierte Medizin am Women's Medical College in Philadelphia (Abschluss 1915) und praktizierte anschließend als Allgemeinärztin in Mount Vernon, New York. Während dieser Zeit heiratete sie und bekam eine Tochter, Dorothy, und einen Sohn, George. Ihr Mann starb vor 1940. Mit vierzig Jahren begann sie eine psychoanalytische Ausbildung an dem von Sándor Radó geleiteten New York Psychoanalytic Institute und ein Studium der Psychiatrie am New York State Psychiatric Institute (Abschluss 1934). Sie arbeitete einige Jahre als Ärztin im Mount Sinai und im New York Hospital und lehrte am Columbia University College of Physicians and Surgeons.
1938 zog May Romm nach Los Angeles, wo sie 1943 Mitglied der Psychoanalytic Study Group of Los Angeles wurde. 1946 war sie MitgründerIn der Los Angeles Psychoanalytic Society and Institute (LAPSI), deren Präsidentin sie 1947 wurde. Sie gehörte einer Gruppierung an, die sich an den Konzepten Franz Alexanders orientierte und die "Laienanalyse" ablehnte, während die Mehrheit, darunter Ernst Simmel, Frances Deri und Hanna Fenichel, die Mitgliedschaft von Nicht-Ärzt:innen befürwortete. Wie Franz Alexander plädierte sie auch für eine Verkürzung der psychoanalytischen Behandlung.
1950 kam es zur Spaltung: May Romm, Martin Grotjahn, Milton Miller und andere Gegner der Laienanalyse gründeten das Institute for Psychoanalytic Medicine of Southern California, das später in Southern California Psychoanalytic Institute and Society umbenannt wurde. May Romm war Präsidentin und Lehranalytikerin an diesem Institut und lehrte außerdem an der University of Southern California sowie am Columbia Center for Psychoanalytic Training and Research. Sie arbeitete als Psychiaterin in den jüdischen Krankenhäusern Mount Sinai und Cedars of Lebanon (ab 1961 Cedars-Sinai Medical Center) in Beverly Hills und beteiligte sich an einem Forschungsprojekt zum psychotherapeutischen Prozess, das unter der Leitung von Franz Alexander ab 1956 am Mount Sinai Hospital durchgeführt wurde.
May E. Romm, die in Beverly Hills auch eine Privatpraxis führte, wurde als Psychoanalytikerin von Hollywood-Stars berühmt. Einer ihrer Patienten war David O. Selznick, der sie 1945 bei der Produktion des psychoanalytisch inspirierten Hitchcock-Films Spellbound (Ich kämpfe um dich) als psychiatrische Beraterin hinzuzog. (Artikelanfang)
Die Kinderpsychoanalytikerin Helen Ross stammte aus Independence, Missouri, wo sie als eines von sieben Kinder aufwuchs. Sie studierte von 1907 bis 1911 Latein und Pädagogik an der Universität von Missouri und unterrichtete danach fünf Jahre lang als Latein- und Englischlehrerin. 1916 schrieb sie sich für Wirtschaftswissenschaften und Sozologie am Bryn Mawr College ein, brach ihr Graduiertenstudium jedoch ab, um im Auftrag der US Railroad Administration zwei Jahre lang die Arbeitsbedingungen von Eisenbahnarbeiterinnen zu untersuchen. 1920 ging Helen Ross nach London und studierte dort an der London School of Economics.
Durch die Arbeit mit Mädchen in einem Sommercamp, das sie von 1914 an zusammen mit ihrer älteren Schwester leitete, begann sie sich für Psychoanalyse zu interessieren. 1929 ging sie nach Wien und machte eine Analyse bei Helene Deutsch, die ihr "völlige Neurosefreiheit" attestierte. Noch im gleichen Jahr hielt sie zusammen mit August Aichhorn am Wiener Psychoanalytischen Institut ein Seminar ab über die Analyse von Delinquenten und Kriminellen. Ihre kinderanalytische Ausbildung erhielt sie bei Anna Freud, mit der sie auch befreundet war.
1934 kehrte Helen Ross in die USA zurück und eröffnete in Chicago eine Privatpraxis. Sie war fünfzehn Jahre lang Verwaltungsdirektorin des Chicago Psychoanalytic Institute und leitete dort das Kinderanalyseprogramm. Außerdem lehrte sie Kinderpsychologie an der Universität von Chicago. Sie war eine der wenigen amerikanischen "Laienanalytiker:innen" und setzte sich wie Marianne Kris zeitlebens für die Anerkennung der Kinderpsychoanalyse durch die American Psychoanalytic Association (APsaA) ein.
1956 führte sie mit Bertram D. Lewin im Auftrag der APsaA eine großangelegte Untersuchung über die psychoanalytische Ausbildung in Amerika durch. Ihre kritische Bestandsaufnahme, die sie in ihrem gemeinsamen Buch Psychoanalytic Education in the United States präsentierten, hatte zur Folge, dass viele Institute ihre Ausbildungsprogramme revidierten. Nach Beendigung dieses Projekts zog Helen Ross nach Washington, D.C., wo sie zwölf Jahre lang als Lehr- und Kontrollanalytikerin am Washington Psychoanalytic Institute tätig war. Sie starb im Alter von 88 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Helen Schur wurde als Helene Kraus in Prag geboren. Sie studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte dort 1934. Danach arbeitete sie in der Chirurgie und dann in der Orthopädie. 1930 heiratete sie den Arzt und Psychoanalytiker Max Schur (1897-1969), der seit 1929 Sigmund Freuds Leibarzt war. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor: Peter (*1933) and Eva (*1935).
Nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland floh die Familie Schur über Paris nach London, wo Max Schur den ebenfalls emigrierten Sigmund Freud in seiner Sterbephase begleitete. Nach Freuds Tod emigrierten Helene und Max Schur 1939 nach New York.
Helen Schur leitete in New York die Polio-Abteilung am Department für Orthopädie des Mt. Sinai Hospital, bevor sie in den 1950er Jahren am Downstate eine fünfjährige Facharztausbildung zur Psychiaterin absolvierte. Anschließend machte sie eine psychoanalytische Ausbildung und wurde Mitglied und Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society & Institute. Sie spezialisierte sich auf die Kinder- und Jugendlichenanalyse und lehrte wie ihr Mann
in der Abteilung für psychoanalytische Medizin am Downstate Medical Center der State University in New York. Helen Schur war als Psychiaterin am Kings County Hospital Center tätig und bis zu ihrer Pensionierung mit 85 Jahren Dozentin für Psychiatrie.
Mit ihrer 1966 erschienenen Analyse eines 2 1/2-jährigen Jungen leistete sie einen wichtigen Beitrag zur Gedächtnistheorie. Sie wies nach, dass die Erinnerung an eine visuelle Wahrnehmung in der Zwischenzeit erworbene Informationen von höherem Abstraktionsgrad enthalten kann als die ursprüngliche Wahrnehmung. (Artikelanfang)
Evelyne Albrecht Schwaber wurde in eine jüdische Familie in Wien geboren, wo ihre Eltern ein Geschäft für Herrenbekleidung führten. 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, emigrierte die Familie zunächst nach Zürich und schließlich 1940 in die USA nach New York. Evelyne Albrecht besuchte das Radcliffe College für Frauen und anschließend das Albert Einstein College of Medicine der Yeshiva University, wo sie 1959 promovierte. Noch während des Studiums heiratete sie 1956 den Internisten Jules R. Schwaber (*1933) und bekam bald nach Studienabschluss ihr erstes Kind.
Zwischen 1960 und 1967 spezialisierte sie sich an Kliniken in New York und Boston zur Kinderpsychiaterin und arbeitete danach als psychiatrische Fachärztin in der Kinderabteilung des Boston City Hospital. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre war sie Kandidatin am Boston Psychoanalytic Institute und machte ihre Lehranalyse bei Elvin V. Semrad; Supervisoren waren Louis Sander und Robert Gardner. 1973 schloss sie ihre psychoanalytische Ausbildung ab und wurde Mitglied des 1975 gegründeten Psychoanalytic Institute of New England, East (PINE), wo sie heute als Lehr- und Kontrollanalytikerin tätig ist.
Evelyne Schwaber ist eine Anhängerin der Selbstpsychologie Heinz Kohuts, dessen Konzept der Empathie als Beobachtungsmethode sie zu ihrem eigenen Ansatz des "analytischen (bzw. klinischen) Zuhörens" weiterentwickelt hat. Richtiges Zuhören in der analytischen Situation bedeutet für sie, auf die inhärente Logik der Sichtweise des Patienten zu hören, anstatt sich von einem theoretisch vorgefertigten Verständnis der "richtigen" inneren Bedeutung leiten zu lassen. Die Interpretation der Wahrnehmung des Patienten als "verzerrt" falle hinter Freuds Erkenntnis zurück, dass es in der Analyse nicht um objektive, sondern um psychische Realität geht - und zwar auf beiden Seiten der Couch, wie Schwaber betont.
Evelyne Schwaber lebt und praktiziert in Brookline, MA. Sie hat Vorlesungen und Vorträge in Kanada, Lateinamerika, Europa, Australien und Israel gehalten und mehr als 60 Publikationen über Aspekte des klinischen Zuhörens veröffentlicht. (Artikelanfang)
Elizabeth Severn wurde als Leota Brown in einer Kleinstadt im Mittelwesten der USA geboren. Als Kind ängstlich und kränklich, litt sie auch als junge Frau unter nervösen Störungen. Sie heiratete um die Jahrhundertwende und bekam 1901 ihre Tochter Margaret. Als ihre Ehe wenige Jahre später scheiterte, änderte sie ihren Namen in Elizabeth Severn und eröffnete eine Heilpraxis als "Metaphysician".
1912 wanderte sie mit ihrer Tochter nach England aus, um sich in London als "Psychotherapeutin" niederzulassen. Sie veröffentlichte 1913 ihr erstes Buch, Psycho-Therapy. Its Doctrine and Practice, und beschrieb darin ihre Heilerfolge mithilfe von Visualisierungen, Telepathie und positivem Denken. Obwohl sie weder studiert noch promoviert hatte, führte sie einen Doktortitel. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, kehrte sie nach New York zurück, wo sie die nächsten zehn Jahre als Psychotherapeutin arbeitete. Unter Alpträumen, Halluzinationen und Depressionen leidend, kam sie 1924 zu Sándor Ferenczi nach Budapest.
Ihre Analyse bei Ferenczi, von diesem später zur Lehranalyse erklärt, dauerte acht Jahre. Im Fokus standen schwere Traumatisierungen, denen Elizabeth Severn - "R.N." in Ferenczis klinischem Tagebuch - in ihrer Kindheit ausgesetzt war, vor allem der sexuelle Missbrauch durch ihren Vater. Die sehr intensive, Ferenczis Gesundheit strapazierende Behandlung mündete 1930 auf Elizabeth Severns Wunsch in eine mutuelle Analyse. Dieses psychoanalytische Experiment zeitigte zunächst Erfolge, wurde dann aber immer problematischer, um schließlich 1932 abgebrochen zu werden. Ferenczi erkrankte an perniziöser Anämie und starb 1933.
Ferenczis Analyse von Elizabeth Severn - die von Sigmund Freud als Ferenczis "böser Geist" bezeichnet wurde - gilt als einer der Angelpunkte in der Geschichte der Psychoanalyse. Ihr verdankte Ferenczi wichtige Erkenntnisse z. B. über die Dynamik und Bedeutung realer Sexualtraumen in der Kindheit, was ihn zur Wiederaufnahme der "Verführungstheorie" bewegte, und über die Mechanismen der Gegenübertragung. Gemeinsam prägten Severn und Ferenczi den Begriff der "Orpha" für eine von Affekten losgelöste Intelligenz als letzter Schutz in traumatischen Situationen.
Später praktizierte Elizabeth Severn als Laienanalytikerin abwechselnd in London und New York, wo sie sich 1939 endgültig niederließ und bis an ihr Lebensende therapeutisch tätig war. Ihren Ansatz beschrieb sie 1933 in The Discovery of the Self als eine Mischung aus psychoanalytischen und spirituellen Vorstellungen. Sie starb im Alter von 79 Jahren an Leukämie. (Artikelanfang)
Die amerikanische Psychiaterin Rose Spiegel zählte zur ersten Generation der neofreudianischen bzw. kulturalistischen Schule an dem von Harry Stack Sullivan, Erich Fromm und Clara Thompson in New York gegründeten William Alanson White Institut of Psychiatry, Psychoanalysis and Psychology (WAWI). Sie studierte Medizin an der Cornell University in New York und begann 1928 als erste Frau eine Facharztausbildung am New Yorker Mount Sinai Hospital. Dort arbeitete sie als Internistin, bevor sie sich der Psychoanalyse zuwandte.
Anfang der 1940er Jahre machte sie eine Analyse bei Clara Thompson, eine weitere Analyse bei Erich Fromm folgte. 1947 war sie die erste Graduierte des WAWI, wo sie danach als Lehranalytikerin und Supervisorin tätig war. 1962 amtierte sie als Präsidentin der William Alanson White Psychoanalytic Society, und 1964 gründete sie zusammen mit Max Deutscher die Zeitschrift Contemporary Psychoanalysis, das offizielle Organ des WAWI und der William Alanson White Psychoanalytic Society.
Rose Spiegel publizierte seit 1957 mehr als fünfzig psychoanalytische Arbeiten, einen Schwerpunkt bildete dabei das Gebiet der Depressionen, auf dem sie eine anerkannte Autorität war. Außerdem interessierte sie sich für die Behandlung der Schizophrenie, die Psychologie der Frau sowie ethische und historische Themen. Wie die anderen Kulturalist:innen berücksichtigte sie den Einfluss gesellschaftlicher Faktoren auf die individuelle Entwicklung.
Anfang der 1960er Jahre begann sie sich für die Geschichte der Psychoanalyse im nationalsozialistischen Deutschland zu interessieren. In einem Forschungsprojekt über Psychoanalyse und das Dritte Reich befragte Rose Spiegel gemeinsam mit Gerard Chrzanowski und Arthur Feiner Psychoanalytiker, die während der Nazizeit nicht emigriert waren. Rose Spiegel gelangte in ihrem Aufsatz Survival of psychoanalysis in Nazi Germany zu dem (umstrittenen) Schluss, dass die Psychoanalyse am gleichgeschalteten, vom NSDAP-Mitglied Matthias H. Göring geleiteten Deutschen Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie durchaus aufrechterhalten werden konnte. (Artikelanfang)
Jeanne Spurlock wurde in Sandusky, Ohio, geboren als ältestes der sieben Kinder von Frank und Glodene Spurlock. Noch während ihrer Grundschulzeit zog die Familie nach Detroit, wo Jeanne die High School abschloss. Ihr 1940 am Spelman College in Atlanta begonnenes Studium musste sie zunächst aus finanziellen Gründen unterbrechen, konnte es dann aber an der Roosevelt-Universität in Chicago und 1943 am Howard University College of Medicine in Washington DC fortsetzen, wo sie 1947 zum MD promovierte.
Ihre psychiatrische Facharztausbildung, die sie am Cook County Psychopathic Hospital in Chicago absolvierte, schloss sie 1950 ab. Sie spezialisierte sich als Kinderpsychiaterin am Institute for Juvenile Research, wo sie anschließend arbeitete und danach in der Mental Hygiene Clinic am Women's and Children's Hospital in Chicago. 1953 begann sie ihre psychoanalytische Ausbildung am Chicago Institute for Psychoanalysis und wurde 1964 Mitglied der Chicago Psychoanalytic Society. Neben ihrer Privatpraxis und ihrer Tätigkeit am psychoanalytischen Lehrinstitut leitete sie die Abteilung für Kinderpsychosomatik am Neuropsychiatrischen Institut der Universität Illinois. Von 1960 bis 1968 war sie Chefärztin der Child Psychiatry Clinic am Michael Reese Hospital in Chicago und lehrte gleichzeitig Psychiatrie am Illinois College of Medicine.
1968 wurde Jeanne Spurlock Dekanin des Departments für Psychiatrie am Meharry Medical College in Nashville, Tennessee, eine der ersten afroamerikanischen Hochschulen in den Südstaaten, und 1974 stellvertretende medizinische Direktorin bei der American Psychiatric Association, eine Position, die sie bis 1991 innehatte. Ihre Lehrtätigkeit setzte sie als Professorin an der George Washington University und der Howard University in Washington DC fort.
Jeanne Spurlock engagierte sich in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und der Frauenbewegung. Sie war u. a. Mitglied der American Women's Medical Association, der Black Psychiatrists of America und der Physicians for Human Rights. Ihre Patient:innen waren vor allem Frauen und Kinder aus der Black Community. In zahlreichen Veröffentlichungen setzte sie sich mit dem Einfluss von Sexismus, Rassismus und kulturellen Missverständnissen und Vorurteilen im Bereich von psychischer Gesundheit und Psychotherapie auseinander. 1971 erhielt sie als erste Frau und als erste Afroamerikanerin den Edward A. Strecker M.D. Award. (Artikelanfang)
Die aus Polen stammende Malvina Stock schloss ihr Medizinstudium in Lausanne ab und emigrierte nach einem längeren Aufenthalt in Lateinamerika in die USA. Sie ließ sich in den 1940er Jahren in Boston nieder und praktizierte dort als Psychiaterin und Psychoanalytikerin. Sie war Lehranalytikerin und Supervisorin der Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI), wo sie als Vorsitzende des Education Committee in den 1960er Jahren traditionelle psychoanalytische Konzepte vertrat. 1955 nahm sie am 19. Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Genf teil.
Malvina Stock war außerdem Mitglied des Committee for Advanced Psychoanalytic Studies an der Princeton University und lehrte am Beth Israel Hospital, am Hall Mercer Children's Center des McLean Hospital in Belmont, an der Simmons School of Social Work, der Harvard Medical School und der Boston University School of Social Work.
Malvina Stock gehörte zu den als "Boston Five" bekannt gewordenen fünf Lehranalytiker:innen des BPSI - außer ihr Robert Gardner, Edward Daniels, Rolf Arvidson und Samuel Silverstein -, die eine Spaltung der Boston Psychoanalytic Society bewirkten, indem sie 1975 das Psychoanalytic Institute of New England East (PINE) gründeten.
Malvina Stock starb im Alter von 65 Jahren an Krebs. (Artikelanfang)
Alberta Szalita wurde in Wolodymyrez bei Luzk (Wolhynien) geboren als eines von sechs Kindern russisch-jüdischer Eltern. 1936 schloss sie ihr Medizinstudium mit dem MD an der Universität Warschau ab, wo sie ihren Mann Zonia Pemow (?-1942) kennenlernte. Während Alberta Szalita ihre Facharztausbildung in der Kinderneurologie absolvierte, brach der Zweite Weltkrieg aus. Sie flüchtete mit ihrem Mann zu ihrer Familie nach Luzk, das inzwischen zur Sowjetunion gehörte. Als die Deutschen 1941 Wolhynien besetzten, befand sich Alberta Szalita auf einer Tagung in Odessa. Ihre Familie und ihr Mann gehörten zu den 17.000 Juden, die 1942 in Luzk von deutschen und ukrainischen Polizisten ermordet wurden.
Alberta Szalita-Pemow arbeitete als Nervenärztin in einem Gulag in Sibirien, dann in einem Kolchos in Usbekistan und ab 1943 in einem Moskauer Krankenhaus. 1945 kam sie nach Lublin im Rahmen der Umsiedlung polnischer Juden aus der Sowjetunion nach Polen. Wegen des Antisemitismus in Polen entschloss sie sich 1946 zunächst nach Paris und dann in die USA zu emigrieren.
Sie studierte Mental Hygiene an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, wo sie 1950 promovierte (PhD). 1948 lernte sie Frieda Fromm-Reichmann kennen und begann eine psychoanalytische Ausbildung. Von 1949 bis 1953 arbeitete sie mit psychotischen Patient:innen in der psychoanalytischen Privatklinik Chestnut Lodge in Rockville, Maryland. 1953 wurde sie Mitglied der Washington Psychoanalytic Society. In Chestnut Lodge forschte sie zur Intuition und veröffentlichte 1955 ihren Aufsatz The "intuitive process" and its relation to work with schizophrenics, der als einer der wichtigsten Beiträge auf dem Bereich der Psychosentherapie ausgezeichnet wurde.
1953 zog Alberta Szalita nach New York und begann auf Einladung von Clara Thompson mit ihrer Tätigkeit am William Alanson White Institute (WAWI). Sie war dann über 50 Jahre lang als Lehr- und Kontrollanalytikerin tätig, am WAWI wie am Columbia University Psychoanalytic Center, wo sie u. a. Seminare über die Beziehung zwischen Literatur und Psychoanalyse hielt. Seit 1953 war sie mit dem aus Polen stammenden Chemiker Meyer Mendelsohn (1896?-1961) verheiratet.
Neben ihrem Ruf als hervorragende Klinikerin sind vor allem drei Konzepte mit dem Namen Alberta Szalitas verbunden: Sie verfolgte in der Therapie von Schizophrenen einen „epistemological approach" im Rahmen einer Analyse, die für sie vor allem eine "thinking cure" war. Denken, auf sich selbst schauen, bedeutete für sie die Fähigkeit, die Perspektive zu verändern und so neue Bedeutungen zu ermöglichen bei gleichzeitiger Anerkennung der erlebten Erfahrung. Für Szalita war der zentrale Abwehrmechanismus der Psychopathologie nicht die Verdrängung, sondern die Dissoziation zwischen “ego islands”, die es wieder miteinander zu verknüpfen galt, was Szalita "Psychointegration" nannte. (Artikelanfang)
© Boston Psychoanalytic
Society and Institute
Helen H. Tartakoff wurde in Chicago geboren als Tochter einer gebildeten irischen Familie namens Herlihy. Sie studierte Literatur und Philosophie an der University oft Chicago und erwarb dort 1927 einen PhB-Abschluss. Auf Empfehlung von Franz Alexander, der sie zu einer psychoanalytischen Ausbildung ermutigte, ging sie 1934 nach Wien und machte eine Analyse bei Jenny Wälder. Sie nahm an Anna Freuds Seminar für Kinderanalyse teil und studierte außerdem zwei Jahre lang Medizin an der Wiener Universität.
Nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland im Jahr 1938 kehrte sie in die USA zurück, wo sie ihr Medizinstudium an der Tufts University in Boston fortsetzte und 1940 promovierte. Sie wurde Mitglied und Lehranalytikerin der Boston Psychoanalytic Society and Institute (BPSI) und leitete dort viele Jahre lang das Technikseminar. Außerdem war sie in der von Grete Bibring geleiteten Psychiatrischen Abteilung am Beth Israel Hospital tätig und hielt Psychologie-Vorlesungen am Simmons College in Boston. 1975 gehörte sie wie Malvina Stock zu den Gründungsmitgliedern des Psychoanalytic Institute of New England East (PINE).
Bekannt wurde Helen Tartakoff, die einen ich-psychologischen Ansatz vertrat, vor allem durch den von ihr geprägten "Nobelpreis-Komplex" (The normal personality and the nobel prize complex), den sie bei besonders begabten und ehrgeizigen Menschen diagnostizierte. Kennzeichnend für ihn sind Größenphantasien und hypersensible Reaktionen auf Enttäuschungen, verbunden mit einer vorzeitigen Ich-Entwicklung unter Umgehung des ödipalen Konflikts.
Helen H. Tartakoff war mit dem Chirurgen Joseph Tartakoff (1907-1974) verheiratet, von dem ihre beiden Söhne David S. und Alan M. Tartakoff stammten. (Artikelanfang)
© William Alanson White
Institute
Clara Mabel Thompson steht für eine Verbindung der Budapester Schule mit der neofreudianischen bzw. kulturalistischen Psychoanalyse. Sie wurde in Providence, Rhode Island, geboren als das jüngste von zwei Kindern eines erfolgreichen Pharma-Managers und einer streng gläubigen Baptistin. Mit dem Ziel, Missionsärztin zu werden, besuchte sie ab 1912 das Women's College der Brown University und studierte dann ab 1916 Medizin an der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore. Nach ihrem Examen 1920 spezialisierte sie sich in der Psychiatrie und wurde Mitarbeiterin von Adolf Meyer an der Phipps Clinic der Johns Hopkins University. Hier begegnete sie 1923 Harry Stack Sullivan, der ihr langjähriger Vertrauter und Freund wurde.
1924 begann Clara Thompson eine Analyse bei dem Freudianer Joseph C. Thompson. Ein Jahr später gab sie ihre Arbeit an der Johns Hopkins University auf und eröffnete eine eigene Praxis in Baltimore. Die Sommer 1928 und 1929 verbrachte sie in Budapest, um sich von Sándor Ferenczi analysieren zu lassen, dessen Anschauungen ihren eigenen entgegenkamen. Wie Ferenczi glaubte sie, dass Störungen der kindlichen Entwicklung durch Unaufrichtigkeit und Lieblosigkeit der Eltern entstehen und nicht, wie Sigmund Freud meinte, aufgrund der Triebdynamik. Ausgehend von Ferenczis Emotionalisierung der analytischen Situation entwickelte Clara Thompson ihre eigene therapeutische Technik, die auf der Überzeugung basierte, dass es in der Analyse eher darauf ankomme, dem Patienten positive Erfahrungen zu vermitteln als Deutungen zu geben.
Durch ihre Analyse bei Ferenczi nahm Clara Thompson eine vermittelnde Rolle zwischen diesem und Harry Stack Sullivan ein, an den sie ihre Budapester Erfahrungen weitergab. Nachdem sie 1930 Präsidentin der Washington-Baltimore Psychoanalytic Society geworden war, lebte Clara Thompson von 1931 bis zu Ferenczis Tod 1933 in Budapest und kehrte danach in die USA zurück. Sie ließ sich in New York nieder und wurde 1936 Mitglied der New York Psychoanalytic Society (NYPS). Gemeinsam mit Karen Horney, Erich Fromm, Harry Stack Sullivan und anderen bildete sie eine informelle Gruppe, die sich Zodiac Club nannte.
Als Karen Horney 1941 zum Austritt aus der NYPS gezwungen wurde, verließ Clara Thompson gemeinsam mit ihr die New Yorker Vereinigung und beteiligte sich an der Gründung der Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP). Nach Differenzen mit Horney traten Thompson und Fromm 1943 aus der AAP aus und gründeten zusammen mit Sullivan das New Yorker Institut der Washington School of Psychiatry, seit 1946 William Alanson White Institute. Dieses Institut, dessen Direktorin Clara Thompson bis zu ihrem Tod war, vertritt den Ansatz einer interpersonalen Psychoanalyse, die auf Sullivans interpersonaler Psychiatrie und Fromms sozialpsychologischem Ansatz beruht. Danach spielen kulturelle Einflüsse, nicht die Triebstruktur, eine entscheidende Rolle in der psychischen Entwicklung der Persönlichkeit, die sich ausschließlich in zwischenmenschlichen Beziehungen manifestiert. Clara Thompson interessierte sich besonders für die psychische Entwicklung von Frauen und war in den 1940er und 1950er Jahren die einzige Vertreterin der interpersonalen kulturalistischen Schule, die deren Annahmen konsequent auf Frauen übertrug.
So stellte sie 1942 in ihrem Aufsatz The role of women in this culture die zentrale Rolle des Penisneids in der Freudschen Weiblichkeitstheorie in Frage: Die Probleme einer emanzipierten, berufstätigen "modernen" Frau rührten nicht aus dem ihr unterstellten Motiv des Penisneids her, sondern aus einem Konflikt mit den traditionellen sozialen Institutionen. Entgegen Horneys späterer Auffassung, dass es keine speziellen kulturell bedingten Neurosen von Frauen gäbe, bestand Thompson in ihrem Aufsatz Cultural pressures in the psychology of women darauf, dass Frauen aufgrund ihrer biologischen Funktion und gesellschaftlichen Rolle mit anderen Problemen konfrontiert werden als Männer.
Seit Mitte der 1930er Jahre lebte Clara Thompson mit dem aus Ungarn stammenden Maler und Karikaturisten Henrik Major (1889-1948) zusammen, der mit Erzsébet György, einer Schwester des Psychoanalytikers Franz Alexander, verheiratet war. Clara Thompson erkrankte an Krebs, dem sie schließlich erlag. (Artikelanfang)
Die Kinderpsychiaterin Veronica (Vera) Benedek Tisza wurde in Szeged in Ungarn geboren als Tochter von Julius Benedek und Lidia Raisz. Sie schloss 1937 ihr Medizinstudium in Budapest ab und emigrierte im gleichen Jahr nach Paris. Hier heiratete sie 1938 den ebenfalls aus Budapest stammenden Physiker Laszlo Tisza (1907-2009). Als Mitarbeiterin von Julian de Ajuriaguerra in der psychiatrischen Klinik Sainte-Anne in Paris wurde ihr Interesse für die Kinderpsychiatrie geweckt.
Als die Deutschen 1940 Paris besetzten, flohen Veronica und Laszlo Tisza über Südfrankreich, Spanien und Portugal 1941 in die USA und ließen sich in Boston nieder. Veronica Tisza arbeitete in den 1940er Jahren als Ärztin am Radcliffe College in Cambridge und leitete von 1952 bis 1961 die psychiatrische Abteilung des Boston Floating Hospital for Children am Tufts New England Medical Center. 1963 wurde ihre Ehe mit Laszlo Tisza geschieden.
Von 1961 bis 1968 war sie als Chefärztin für Kinderpsychiatrie an der University of Pittsburgh in Pennsylvania tätig. In Pittsburgh absolvierte sie den größten Teil ihrer psychoanalytischen Ausbildung. 1967 wurde sie Mitglied der Pittsburgh Psychoanalytic Society, 1968 der Boston Psychoanalytic Society and Institute. Bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1977 lehrte sie als außerordentliche Professorin am Department für Psychiatrie der Harvard Medical School in Boston, wo sie auch Ausbildungsleiterin am Judge Baker Guidance Center und am Children's Hospital Medical Center war. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit lag auf der psychiatrischen Diagnostik und Therapie von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten am Cleft Palate Institute der Tufts Medical School und am Cleft Palate Research Center der Universität Pittsburgh.
Veronica B. Tisza starb im Alter von 79 Jahren an einem Gehirntumor. (Artikelanfang)
Annemarie P. Weil kam in Berlin als Tochter von Siegfried und Helene Phiebig zur Welt. Sie studierte Medizin in Berlin, Leipzig und Basel, wo sie 1935 promovierte. Von 1934 bis 1935 war sie als Volontärärztin in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Basel tätig. 1937 heiratete sie den in Basel geborenen Psychiater und Psychoanalytiker Frederic Samuel Weil (1900-1959), aus dieser Ehe ging ihre Tochter Susan Caroline hervor.
Die Weils emigrierten 1940 von der Schweiz in die USA und ließen sich in New York nieder. Annemarie Weil absolvierte eine Ausbildung am New York Psychoanalytic Institute, wo René Spitz einer ihrer wichtigsten Lehrer war, und erhielt 1949 ihre Zulassung als Psychoanalytikerin. Seit 1959 war sie als Lehr- und Kontrollanalytikerin des Instituts tätig und zählte zu dessen einflussreichsten Mitgliedern. Ihr Mann war seit 1943 Mitglied der New York Psychoanalytic Society and Institute.
Annemarie Weil spezialisierte sich in der Kinderpsychiatrie bei Loretta Bender am New Yorker Bellevue Hospital. Sie war Junior Psychiatrist am Bellevue Hospital, danach Senior Psychiatrist am Child Development Center und lehrte am Columbia University Center for Psychoanalytic Training and Research. Außerdem betrieb sie eine Privatpraxis in Manhattan.
Den Schwerpunkt ihres vielfach ausgezeichneten Werks bildeten Reifungstheorien. Annemarie Weil interessierte sich besonders für die neurologischen und organischen Aspekte der kindlichen Entwicklung. In ihrer bekanntesten Arbeit behandelte sie den "psychischen Urkern", der sich beim Kleinkind noch vor dem Eintritt in die symbiotische Phase herausbildet und der für Charakter und neurotische Symptomatik bestimmend ist. (Artikelanfang)
Antonia Wenkart wurde in eine polnisch-jüdische Familie in Nowy Sącz (Neu Sandez) geboren als Tochter von Nathan und Ernestine Taubes. Die Familie zog nach Wien, wo Antonia Taubes Medizin studierte und 1924 promovierte. Sie heiratete ihren Kommilitonen, den späteren Psychiater Simon Wenkart (1895-1972); aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor: Helmut (*1930) und Eva (*1935).
Antonia Wenkart praktizierte als niedergelassene Kinderärztin in Wien. Wie ihr Mann interessierte sie sich für die Psychoanalyse und besuchte Sigmund Freuds Vorlesungen. Ihre Neigung galt aber mehr dem individualpsychologischen Ansatz von Alfred Adler, der 1912 mit Freud gebrochen hatte. Nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland emigrierte sie mit ihrer Familie 1938 zunächst in die Schweiz und dann 1940 in die USA, wo sie sich in New York niederließen.
1944 begann Antonia Wenkart eine psychoanalytische Ausbildung am neofreudianischen American Institute for Psychoanalysis (AIP), ihr Lehranalytiker war Harold Kelman und Karen Horney ihre Supervisorin. Sie wurde Lehr- und Kontrollanalytikerin und später Präsidentin der Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP) und lehrte am AIP, an der New School for Social Research und dem New York University Medical Center. Außerdem gehörte sie dem Beirat der Zeitschrift American Journal of Psychoanalysis an, wo auch zahlreiche Aufsätze von ihr erschienen sind.
Antonia Wenkart war eine Vertreterin der existenzialistischen Psychotherapie. Sie ergänzte Horneys kulturalistisches Konzept des “wahren Selbst” mit ganzheitlichen Vorstellungen aus der philosophischen Anthropologie, der Existenzphilosophie und der Phänomenologie vom Wesen und dem In-der-Welt-Sein des Menschen. (Artikelanfang)
Olga Speranza Plachte wurde in eine jüdische Familie in Zürich geboren und wuchs in Polen auf. Ihr Vater Leo Plachte war Ingenieur. Sie studierte bis 1938 in Wien Medizin, floh jedoch kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs in die Schweiz und wurde 1939 in Lausanne promoviert. Im Dezember 1938 schiffte sie sich in Le Havre nach New York ein, wo sie im gleichen Monat den ebenfalls emigrierten Wiener Psychiater Henry Wermer (1913-1968) heiratete. Aus ihrer Ehe gingen ihre beiden Töchter Hedy und Margaret hervor.
1943 ließen sich die Wermers in Boston nieder. Zunächst als Endokrinologin und Gynäkologin praktizierend, wechselte Olga Wermer dann aber zur Psychiatrie. Wie ihr Mann absolvierte sie eine psychoanalytische Ausbildung bei der Boston Psychoanalytic Society and Institute, deren Mitglied sie 1957 wurde. Sie war dreißig Jahre lang als Psychiaterin tätig, u. a. am Beth Israel Hospital in Boston, am McLean Hospital in Belmont und von 1963 bis zu ihrer Pensionierung 1976 am Medical Department des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Außerdem lehrte sie am Department für Psychiatrie der Harvard Medical School in Boston. Ihr Interesse galt besonders der Beziehung von Psychiatrie und Gynäkologie.
Olga S. Wermer starb 79-jährig in Boston in Folge eines Autounfalls. (Artikelanfang)
Wanda Willig wurde in eine jüdische Familie in Lemberg (Lwów) geboren, als jüngste Tochter der Künstlerin Sofie Lubinger und des Arztes Oskar Pilewski. Ihre Tante Friederike Lubinger erwarb als erste Ärztin in Wien den Doktortitel, ihre Schwester Leonie Pilewski-Karlsson wurde als Architektin bekannt. Wanda Pilewski besuchte in Wien das Mädchengymnasium in der Rahlgasse und studierte danach Medizin an der Universität Wien, wo sie 1934 promovierte. 1927 heiratete sie den Kaufmann Hans (später John) Willig (1903-?), einen ehemaligen Mitschüler des Psychoanalytikers Bruno Bettelheim, zu dessen Freundeskreis das Ehepaar Willig gehörte. Mitte der 1930er Jahre ging sie nach Prag, wo sie als Gast der von Otto Fenichel geleiteten Prager Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft eine Analyse begann.
Nach dem "Anschluss" Österreichs emigrierten die Willigs über Schweden 1939 in die USA und ließen sich in New York nieder. Wanda Willig schloss ihre psychiatrische Ausbildung mit dem Diplom des American Board of Neurology and Psychiatry ab und arbeitete als Psychiaterin am New York State Prison and Reformatory for Women in Bedford Hills. Hier lernte sie Eleanor Crissey kennen, eine Anhängerin von Karen Horney und machte wie diese eine psychoanalytische Ausbildung bei der 1941 von Karen Horney, Clara Thompson und anderen gegründeten Association for the Advancement of Psychoanalysis (AAP).
Wanda Willig war Lehranalytikerin und Supervisorin am American Institute for Psychoanalysis und vertrat Horneys kulturalistischen Ansatz, der den "Triebbiologismus" Sigmund Freuds verwirft und den Einfluss von Gesellschaft und Kultur auf die Entwicklung der Persönlichkeit hervorhebt. Neben ihrer Praxis als niedergelassene Psychoanalytikerin in New York lehrte sie an der New School for Social Research und war Fellow der Academy of Psychoanalysis. (Artikelanfang)
Ruth Maria Wilmanns wurde in Heidelberg geboren. Ihr Vater, der Psychiatrieprofessor Karl Wilmanns, verlor 1933 seinen Lehrstuhl, u. a. weil er in einer Vorlesung Hitler als Hysteriker bezeichnet hatte. Ihre Mutter Elisabeth geb. Meyer wurde von den Nationalsozialisten als "Dreiviertel-Jüdin" eingestuft. Wegen der zunehmenden Bedrohung begab sich Ruth Wilmanns, die seit 1929 in Heidelberg, München und Innsbruck Medizin studierte, 1933 zunächst nach Stockholm. Sie beendete ihr Medizinstudium in der Schweiz und promovierte 1935 in Basel.
Nach einem Intermezzo als Assistenzärztin in der Guraba Klinik in Istanbul erlernte sie 1936 in der Psychiatrischen Klinik Münsingen bei Bern die Insulinschockbehandlung von Schizophrenen (nach Manfred Sakel). 1937 emigrierte sie in die USA, wo sie als Assistenzärztin von Adolf Meyer in der psychiatrischen Phipps-Klinik am Johns Hopkins Hospital in Baltimore arbeitete und dort die Insulintherapie einführte.
1939 heiratete sie den Psychiater Theodore Lidz (1910-2001), aus ihrer Ehe gingen drei Söhne hervor. Die lebenslange Zusammenarbeit von Ruth und Theodore Lidz setzte in den 1940er Jahren mit der Untersuchung der familiären Bedingungen von Schizophrenen ein. 1943 begann Ruth Wilmanns Lidz ihre psychoanalytische Ausbildung am Washington-Baltimore Psychoanalytic Institute, ihr erster Analytiker war Lewis Hill, eine weitere Analyse machte sie bei Frieda Fromm-Reichmann. 1947 wurde sie Mitglied der Washington-Baltimore Psychoanalytic Society und der APsaA, später der Western New England Psychoanalytic Society.
1951 zog das Ehepaar Lidz nach New Haven, Connecticut, wo Ruth Wilmanns Lidz als Assistenzprofessorin und seit 1965 als Professorin für Psychiatrie an der Yale University School of Medicine lehrte. Wie ihr Mann wurde sie vor allem durch ihre Arbeit mit Schizophrenen bekannt, gemeinsam mit ihm entwickelte sie die psychoanalytischen Familientherapie für schizophrene PatientInnen. Darüber hinaus befasste sie sich mit emotionalen Problemen, die mit Abtreibung, Schwangerschaft, Empfängnisverhütung und Unfruchtbarkeit zusammenhängen, und führte Beratungen von Gynäkologen und Geburtshelfern durch.
Nach einer Reise in den Südpazifik veröffentlichten Ruth und Theodore Lidz mehrere Arbeiten über Mannbarkeitsriten in Papua-Neuguinea, aus denen 1989 ihr gemeinsames Buch Oedipus in the Stone Age hervorging. (Artikelanfang)
Martha Wolfenstein wurde in Cleveland, Ohio, geboren, ihre Eltern Leo Wolfenstein und Anna geb. Koppel stammten beide aus jüdischen Einwandererfamilien. Ihre Mutter starb, als Martha noch ein Kind war. Martha Wolfenstein besuchte das Radcliffe College für Frauen, studierte in Harvard Kunstwissenschaft und promovierte 1939 über Taine's Philosophy of Art. 1944 machte sie an der Columbia University in New York den Magister in Psychologie und arbeitete danach als Schulpsychologin.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie zwischen 1948 und 1953 am New York Psychoanalytic Institute, ihr Lehranalytiker war der aus Wien emigrierte Psychoanalytiker und Kunsthistoriker Ernst Kris. Martha Wolfenstein ließ sich als Kinderpsychotherapeutin und Psychoanalytikerin in New York nieder, gehörte aber, da sie eine "Laienanalytikerin" ohne Medizinstudium war, keiner Organisation der American Psychoanalytic Association an. Sie war eine anerkannte Lehrerin und gesuchte Supervisorin und veranstaltete jahrelang am Albert Einstein College of Medicine ein wöchentliches Fallseminar.
Ihr Interesse galt besonders Kindern, die unter dem Verlust eines primären Objekts leiden. In ihren klassischen Studien zu diesem Thema, How is mourning possible?, Loss, rage, and repetition und The image of the lost parent, zeigte sie, dass Kinder auf den Tod eines Elternteils mit einer Ich-Spaltung reagieren, indem sie seinen Tod zwar verbal anerkennen, auf einer tieferen Phantasie- und Verhaltensebene jedoch leugnen. Statt das verlorene Objekt nach und nach aufzugeben, besetzen sie es umso intensiver.
Ein weiterer Schwerpunkt Martha Wolfensteins war die psychoanalytische Auseinandersetzung mit kulturellen Werten. Gemeinsam mit der Anthropologin Margaret Mead gab sie 1955 das Buch Childhood in Contemporary Cultures heraus, wo sie z. B. in ihrem Aufsatz French parents take their children to the park französische und amerikanische Kindheitsbilder verglich. Berühmt wurde ihr zusammen mit Nathan Leites verfasstes Buch Movies, eine psychoanalytisch inspirierte Untersuchung der Ängste, Träume und Hoffnungen in amerikanischen, britischen und französischen Kinofilmen der 1940er Jahre.
Martha Wolfenstein starb in New York an einem Krebsleiden. (Artikelanfang)
Die Psychoanalytikerin und Philosophin Elisabeth Young-Bruehl wurde in Elkton, Maryland, geboren als Tochter von Herbert Young und Lois (Bea) geb. Williams. Die Familie zog später nach Newark, Delaware, wo ihr Vater als Golflehrer arbeitete. Elisabeth Young begann ihre Hochschulausbildung Mitte der 1960er Jahre mit einem Lyrik-Studium am Sarah Lawrence College in Yonkers. Danach studierte sie Philosophie an der New School for Social Research in New York und promovierte dort 1974 über Karl Jaspers bei der aus Deutschland emigrierten Philosophin Hannah Arendt. 1968 hatte sie ihren Kommilitonen Robert Bruehl geheiratet; die Ehe wurde später geschieden.
In den 1970er Jahren lehrte Elisabeth Young-Bruehl Philosophie an der Wesleyan University in Connecticut. 1983 begann sie eine psychoanalytische Ausbildung bei Hans Loewald, Lehranalytiker am Western New England Institute for Psychoanalysis in New Haven. Anfang der 1990er Jahre ging sie nach Philadelphia, um am Haverford College zu lehren und gleichzeitig bei der Philadelphia Association for Psychoanalysis ihre psychoanalytische Ausbildung fortzusetzen. Nach deren Abschluss 1999 ließ sie sich als Psychoanalytikerin in New York nieder. Sie gab in verschiedenen Instituten Seminare zur Geschichte der Psychoanalyse, lehrte am Columbia University Center for Psychoanalytic Training and Research und war Fellow des New York Institute for the Humanities der NYU.
2007 übersiedelte sie nach Toronto in Kanada, wo sie ein Jahr später die aus Neuseeland stammende Psychiaterin und Psychoanalytikerin Christine Dunbar (*1944) heiratete. Zusammen gründeten sie die Caversham Productions zur Entwicklung psychoanalytischer Ausbildungsmaterialien. Elisabeth Young-Bruehl war Mitglied der Toronto Psychoanalytic Society und praktizierte bis zu ihrem plötzlichen Tod durch Lungenembolie als Analytikerin in Toronto.
International bekannt geworden ist Elisabeth Young-Bruehl durch ihre Biografien über Hannah Arendt (1982) und Anna Freud (1988). Beide wurden in mehrere Sprachen übersetzt und gelten als brillante Standardwerke auf ihrem Gebiet. Schwerpunkte ihrer Veröffentlichungen bilden neben der Biografik die Geschichte der Psychoanalyse, Feminismus, weibliche Entwicklung, Vorurteile und psychoanalytische Charakterologie. Verschiedene Formen von Vorurteilen - Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homophobie, Vorurteile gegen Kinder -, die sie jeweils dem obsessiven, hysterischen und narzisstischen Charaktertypus zuordnete, stehen im Mittelpunkt ihrer psychoanalytischen Studien The Anatomy of Prejudices (1996) und Childism (2012). Ein Großteil ihrer seit den 1970er Jahren verfassten Essays sind in den Sammelbänden Mind and the Body Politic (1989), Subject to Biography (1998) und Where Do We Fall When We Fall in Love? (2003) zusammengefasst. (Artikelanfang)
Elizabeth R. Zetzel wurde in New York als Tochter des Juristen James N. Rosenberg und seiner Frau Babette geboren. Sie besuchte bis 1928 das Smith College, begann anschließend ein Studium an der London School of Economics und wandte sich dann der Medizin zu. Sie spezialisierte sich in der Psychiatrie und arbeitete nach ihrer Approbation am Maudsley Hospital in London.
Ihre psychoanalytische Ausbildung erhielt sie während der 1930er Jahre in London, wo sie eine Lehranalyse bei Ernest Jones machte und Mitglied der British Psycho-Analytical Society wurde. In der Freud-Klein-Kontroverse der 1940er Jahre nahm sie eine vermittelnde Position ein. Als ihren wichtigsten Lehrer nannte sie Donald Winnicott.
1944 heiratete Elizabeth Rosenberg den Londoner Psychiater Eric Guttman, 1947 wurde ihr Sohn James Eric geboren. Nach dem Tod Guttmans heiratete sie 1949 den Amerikaner Louis Zetzel (1909-1993), der Professor für Gastroenterologie war, und kehrte noch im gleichen Jahr mit ihm in die USA zurück. Sie ließen sich in Boston nieder, wo ihre beiden Töchter Ellen und Judy zur Welt kamen. Elizabeth Zetzel wurde Mitglied und Lehranalytikerin der Boston Psychoanalytic Society und lehrte während der 1960er Jahre an der Harvard Medical School. Von 1961 bis 1965 war sie Sekretärin, danach Vizepräsidentin der IPA. Trotz ihrer Zweifel an Melanie Kleins theoretischen Positionen setzte sie sich dafür ein, dass deren klinische Ergebnisse in den USA rezipiert wurden.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag auf der Hysterie- und der Depressionsforschung. Die Fähigkeit, Depression und Angst zu ertragen, bedeutete für sie ein wichtiges Maß für die Ich-Stärke. Mit Zetzels Namen ist besonders der Begriff des "therapeutischen Bündnisses" assoziiert. Damit ist die aktive, therapiefördernde Kooperation des Patienten mit dem Analytiker gemeint, deren Ursprünge Zetzel in der Phase der Entstehung des Urvertrauens während der frühen Mutter-Kind-Interaktionen verortet.
Eine Auswahl ihres Lebenswerks bietet der Band The Capacity for Emotional Growth. Bis zu ihrem vorzeitigen Tod leitete Elizabeth Zetzel ein Projekt, das die Ausweitung psychoanalytischer Erkenntnisse auf die Psychotherapie allgemein erforschte. (Artikelanfang)