Erste Beiträge zur Einführung der Psychoanalyse in Italien erschienen 1908 und 1909, verfasst von dem Psychologen Luigi Baroncini und dem Neuropsychiater Gustavo Modena. Für die Verbreitung psychoanalytischer Ideen sorgten auch der Arzt Roberto Assagioli mit einem Aufsatz über Sigmund Freuds Sexualtheorie in der Literaturzeitschrift La Voce (1910) sowie der einflussreiche Professor für Psychologie in Rom, Sante de Sanctis, der sich der Psychoanalyse gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte.
Nach dem Ersten Weltkrieg verschlechterten sich in dem von nationalistischen Ressentiments beherrschten Italien die Bedingungen für die Psychoanalyse. Wichtige Hindernisse bildeten die katholische Kirche mit ihrem Alleinanspruch auf die Seele und der 1922 an die Macht gekommene italienische Faschismus mit seiner Verachtung alles Kranken und der Propagierung "gesunder Latinität". Widerstand gegen die Psychoanalyse kam auch vonseiten des philosophischen Idealismus, vertreten durch Benedetto Croce, der die Psychoanalyse als "Beleg eines pervertierten Gewissens der menschlichen Spiritualität" bezeichnete, sowie aus psychiatrischen Kreisen, die unter dem Einfluss der positivistischen und organizistischen Ansichten Cesare Lombrosos bzw. der Organtheorie Emil Kraepelins standen und die Psychoanalyse als metaphysische Pseudowissenschaft ansahen.
Die institutionellen Anfänge der Psychoanalyse in Italien fallen in das "Ventennio", wie die faschistischen Jahre zwischen 1922 und 1943 genannt werden, begünstigt durch eine anfängliche Periode der Toleranz. Pioniere in dieser Zeit waren der Psychologieprofessor Vittorio Benussi und die Neuropsychiater Edoardo Weiss und Levi Bianchini. Benussi hielt 1926 in Padua eine Reihe von Vorlesungen über die Grundlagen der Psychoanalyse. Unter dem Vorsitz des Psychiaters Levi Bianchini, Übersetzer des ersten italienischen Freud-Werks Sulla Psicoanalisi (1915), bildete sich 1925 die erste Società Psicoanalitica Italiana. Gründungsmitglied war auch der aus Triest stammende und von Paul Federn analysierte Edoardo Weiss, der seit 1913 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und somit der erste qualifizierte Psychoanalytiker Italiens war.
Als 1931 seine vielgelesene Vortragssammlung Elementi di psicoanalisi erschienen war, formierte sich um Edoardo Weiss in Rom eine psychoanalytische Gruppe, zu der der Arzt Nicola Perrotti, der Rechtsgelehrte Emilio Servadio und der Experimentalpsychologe Cesare Musatti gehörten. Weiss und seine Mitstreiter (Abb. 1 von li: Servadio, Weiss und Perrotti) gründeten im Oktober 1932 die Società Psicoanalitica Italiana (SPI) neu und gaben die Rivista Italiana di Psicoanalisi heraus, deren Erscheinen jedoch Ende 1933 von den faschistischen Behörden (letztlich auf Betreiben des Vatikans) verboten wurde. 1936 wurde die SPI von der IPA anerkannt, zwei Jahre später lösten die faschistischen Behörden sie auf. Nachdem 1938 im Gefolge von Mussolinis Abkommen mit Hitler in Italien die Rassengesetze gegen Juden erlassen worden waren, emigrierten die jüdischen SPI-Mitglieder: Emilio Servadio nach Indien und Edoardo Weiss 1939 nach Chicago, während Cesare Musatti, Levi Bianchini und Nicola Perrotti, der sich dem antifaschistischen Widerstand anschloss, in Italien blieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Joachim Flescher, ein nach Italien geflüchteter polnischer Schüler von Weiss - dieser selbst war in den USA geblieben -, die Neuorganisation der italienischen Psychoanalyse. Er gründete die Zeitschrift Psicoanalisi, die ihr Erscheinen jedoch 1946 wieder einstellte. Nachfolger war die Zeitschrift Psiche, die von 1948 bis 1951 erschien. 1946/1947 nahm die SPI ihre Arbeit wieder auf, ihr erster Präsident (bis 1951) war Nicola Perrotti. Für die Ausbildung von Kandidaten waren Perrotti und Servadio in Rom, Musatti in Mailand und Alessandra Tomasi in Palermo zuständig (Abb. 2: Tomasi, Perrotti und Servadio, 1950). 1952 gründete Perrotti mit dem Istituto di Psicoanalisi Romano das erste Lehrinstitut in Rom. Als Mitteilungsblatt des Instituts belebte er 1964 die Zeitschrift Psiche wieder. Seit 1955 erscheint in Mailand wieder die Rivista di Psicoanalisi, die bis heute das offizielle Publikationsorgan der SPI ist.
Divergenzen über die Ausbildungsstandards führten dazu, dass Anfang der 1960er Jahre zwei weitere Lehrinstitute gegründet wurden: in Rom das von Servadio geleitete Istituto Romano di Psicoanalisi
und in Mailand das Istituto Milanese di Psicoanalisi mit Musatti an der Spitze.
Die Anerkennung der SPI durch die IPA im Jahr 1969, als in Rom der 26. Internationale Psychoanalytische Kongress stattfand, stärkte die psychoanalytische Bewegung in Italien. Die katholische Kirche hatte sich nach dem II. Vatikanischen Konzil Anfang der 1960er Jahre der Lehre Freuds geöffnet, ebenso die Psychiatrie nach ihrer Trennung von der Neuropsychiatrie.
Die italienische Psychoanalyse brachte keine eigene Denkschule hervor und übte wenig Einfluss auf jene intellektuellen Milieus Italiens aus, in denen marxistisches Denken vorherrschte. So berief sich Franco Basaglia, der italienische Vertreter der Antipsychiatrie, auf marxistische Denktraditionen, während er die Psychoanalyse als kapitalistisches Anpassungsinstrument verwarf. Erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bahnte sich ein konstruktiver Dialog zwischen Marxismus und Psychoanalyse an. Sergio und Virginia Finzi gründeten in Mailand die freudomarxistische Gruppe "La Pratica Freudiana" und die Zeitschrift Il piccolo Hans. Rivista di analisi materialistica, die bis 1994 als Forum für die Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse diente.
Das Schwergewicht der SPI lag lange auf der klassisch freudianischen Theorie, wie sie Musattis berühmtes Trattato di psicoanalisi seit 1949 vermittelte. Stark vertreten sind bis heute die Strömungen der englischen bzw. kleinianischen Psychoanalyse, aufgegriffen u. a. von den namhaften Repräsentanten der dritten Generation Franco Fornari, Eugenio Gaddini und Francesco Corrao. Der in Italien kaum verankerte Lacanianismus ist vor allem mit dem Namen Muriel Drazien verbunden, die 1982 mit La Cosa Freudiana die erste lacanianische Vereinigung in Italien gründete.
Nach den institutionskritischen Turbulenzen der 1960er und 1970er Jahre - aufseiten der Kritiker besonders Enzo Morpurgo und Giovanni Jervis - entstanden unabhängig von den drei Lehrinstituten der SPI in allen größeren Städten Italiens psychoanalytische Zentren: neben den ersten Zentren in Rom und Mailand auch in Bologna, Florenz, Palermo, Neapel, Venedig, Genua und Turin (SPI-Zentren). Anfang der 1990er Jahre umfasste die SPI rund 500 Mitglieder. Neben der SPI bildeten sich die Associazione di Studi Psicoanalitici (ASP), seit 1989 Mitglied der International Federation of Psychoanalytic Societies (IFPS), und die Associazione Italiana di Psicoanalisi (AIPsi), die sich 1992 von der SPI abspaltete und ein Jahr später von der IPA anerkannt wurde. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählten Emilio Servadio und Jacqueline Amati Mehler.